• Dichterin Amanda Gorman bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden.
  • Foto: imago images/MediaPunch

Rassistische Vorverurteilung: Dichterin Amanda Gorman: „Ich bin eine Bedrohung“

Washington –

Wortgewandt, energetisch und poetisch zeigt sich die Dichterin Amanda Gorman (23) bei der Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden. Ihr Gedicht „The Hill We Climb“ und dessen Vortrag sorgte weltweit für Begeisterung – und plötzlichen Ruhm. Doch gleichzeitig erlebt Gorman in den USA „die Realität schwarzer Mädchen“: Diskriminierung durch rassistische Vorverurteilung.

Die Verehrung als Ikone und die Wahrnehmung als Bedrohung liegen manchmal nicht so weit auseinander – das zeigt der Fall Amanda Gorman. Die 23-Jährige machte nun auf ihren Twitter- und Instagram-Profilen eine ziemlich üble Begegnung publik.

Ein Sicherheitsmitarbeiter ihres Wohnhauses habe sie am vergangenen Freitagabend zunächst verfolgt und kurz darauf angesprochen. Ob sie hier wohne, sie würde „verdächtig“ aussehen. Gorman zeigte ihren Schlüssel und öffnete die Tür des Hauses. Statt sich zu entschuldigen, haute der Wachmann ab. Das sei kein Einzelfall, sondern „die Realität schwarzer Mädchen“, schreibt sie.

Amanda Gorman macht Fall von rassistischer Vorverurteilung publik

Vorverurteilung aufgrund der Hautfarbe: Eine schmerzhafte und demütigende Erfahrung, die weiße Menschen wohl nie erleben. Allerdings: Irgendwie sei sie ja wirklich eine „Bedrohung“, so Gorman. Und zwar eine Bedrohung für das etablierte System der weißen, rassistischen Dominanz. Eine Bedrohung für alle, die ihr Leben auf „Ungerechtigkeit, Ungleichheit, Ignoranz“ bauten.

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Gorman sieht sich selbst als Verkörperung einer Veränderung, die manche Menschen unbedingt verhindern wollen. Sie schreibt weiter: „Jeder, der die Wahrheit spricht und mit Hoffnung geht, ist eine offensichtliche und tödliche Gefahr für die Mächte, die da sind“.

Alltagsrassismus in den USA

Ihr Fall zeigt aber nicht nur den Alltagsrassismus in den USA, sondern auch, wie sehr das Land offenbar von Widersprüchen geprägt ist: So werden zwar einerseits schwarze Künstler wie sie gefeiert, doch andererseits genauso unter Generalverdacht gestellt.

Anlässlich des „Blackout Tuesdays“ der „Black Lives Matter“-Bewegung posteten Millionen Menschen schwarze Kacheln, um auf den Tod von Georg Floyd aufmerksam zu machen – und gleichzeitig werden immer noch Schwarze bei Polizeieinsätzen malträtiert und getötet. Das zeigt auch ein aktueller Fall, bei dem Polizisten ein neunjähriges Mädchen mit Pfefferspray attackierten.

Gorman gibt dennoch nicht die Hoffnung auf Veränderung auf. Denn, so twitterte sie vor Kurzem: „Ja, seht mich, aber seht auch alle anderen schwarzen Mädchen, die unsichtbar gemacht wurden. Ich kann und werde mich nicht allein erheben.“

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