Rat-los! Der FC St. Pauli braucht eine komplett neue Hierarchie
Die Mannschaft des FC St. Pauli braucht für die kommende Saison eine ganz neue Regierung. Als solche kann man den Mannschaftsrat durchaus bezeichnen, schließlich wird das Gremium durch das Team als Interessenvertretung gewählt. Diese Gruppe, die zuletzt auf brisante Weise in den Fokus gerückt war, ist jetzt regelrecht gesprengt. Vor der anstehenden Spielzeit sind die Braun-Weißen nahezu Rat-los. Das Team braucht eine neue Hierarchie.
Es ist ein rekordverdächtiger Aderlass von Spielern, denen die Kollegen vor nicht einmal zwölf Monaten per Votum eine Führungsrolle anvertraut und sie damit auch zu ihren Sprachrohren gemacht hatten. Möglicherweise wird zu Saisonbeginn sogar kein Einziger von ihnen mehr für St. Pauli kicken.
Vier Mitglieder des St. Pauli-Mannschaftsrates bereits weg
Vier der sechs Mitglieder des Mannschaftsrates haben den Kiezklub bereits verlassen, nachdem zuletzt bei dreien die auslaufenden Verträge nicht verlängert worden sind. Von den übrigen beiden Profis zieht es mindestens einen trotz laufenden Vertrages zu neuen Ufern.
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An dieser Stelle bietet sich eine Inventur des im Juli 2021 gewählten Mannschaftsrates an: Kapitän Phillip Ziereis – weg. Sein Stellvertreter James Lawrence – weg. Maximilian Dittgen – weg. Marvin Knoll – längst weg. Guido Burgstaller – will weg. Leart Paqarada – könnte wegwollen.
„Wir haben Führungsspieler verloren, aber es muss und es wird sich eine neue Hierarchie bilden“, erklärt Sportchef Bornemann im Gespräch mit der MOPO zu besagtem Aderlass an Führungspersonal. „Ich sehe da keine Problematik.“ Bei Toptorjäger Burgstaller (Vertrag bis 2023), der bekanntlich aus privaten Gründen in den Süden zurückkehren möchte, ist ein Abschied wahrscheinlich.
Burgstaller und Paqarada könnten St. Pauli auch noch verlassen
Paqarada, der ebenfalls noch bis 2023 an St. Pauli gebunden ist und von der Bundesliga träumt, dürfte bei einem auch für den Kiezklub lukrativen Erstliga-Angebot nur schwer zu halten sein. Noch gibt es keines. Bei einem Verbleib wäre der Linksverteidiger der erste Anwärter für die Kapitäns-Nachfolge. Paqarada hat das Team in der abgelaufenen Saison bereits fünfmal mit der Binde am Arm auf Spielfeld geführt.
Führungs-Vakuum? Bornemann ist „überhaupt nicht bange“
Klar ist, dass sich bei den Kiezkickern eine ganz neue Hierarchie bilden muss. Möglicherweise ist eine solche sogar gewünscht. „Wir haben einige Spieler wie Jackson Irvine oder auch Eric Smith, die noch mehr in eine Führungsrolle hineinwachsen können“, betont Bornemann. Die Gefahr eines drohenden Führungs-Vakuums in der Mannschaft sieht er nicht. „Mir ist da überhaupt nicht bange.“
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Um den Mannschaftsrat hatte es im April und Mai einigen Wirbel gegeben. So war es zu Unstimmigkeiten zwischen dem Gremium und Bornemann über eine Aufstiegsprämie und verspätete Auszahlung der Pokal-Prämie gekommen. Die Differenzen waren zudem an die Öffentlichkeit gelangt. Der These, dass dieser Konflikt Einfluss auf die Entscheidung gehabt haben könnte, die Verträge von vier Spielern des Mannschaftsrates nicht zu verlängern, widerspricht Bornemann in aller Deutlichkeit. „Da gibt es überhaupt keinen Zusammenhang. Dies zu unterstellen, wäre absurd.“