Mögliches neues Corona-Symptom: Vor allem junge Menschen klagen über Fuß-Probleme
Berlin –
Nur etwas Schnupfen? Nichts schmeckt mehr? Keine Luft mehr zum Atmen? Eine Infektion mit dem Coronavirus verläuft nicht für alle Menschen gleich.
Für die einen fühlt es sich an wie eine Erkältung, für andere wird es lebensgefährlich oder gar tödlich. Allgemeingültige Aussagen zum typischen Krankheitsverlauf seien nicht möglich, erklärt das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin.
RKI-Chef Wieler: Viele merken nicht, dass sie Corona haben
Etwa die Hälfte der Menschen, die sich angesteckt haben, würden das gar nicht merken, erklärte RKI-Chef Lothar Wieler bereits im März 2020: „Die sehen wir gar nicht.“
Über die Beschwerden der erkannten Infizierten liegen inzwischen immer genauere Daten vor. Manche Betroffene berichten auch selbst, wie es ihnen mit Sars-CoV-2 ergeht.
Erste Symptome treten 1 bis 14 Tage (meist 5 bis 6 Tage) nach der Ansteckung auf.
Typische Corona-Symptome sind
- Husten
- Fieber
- Schnupfen
- Geruchs- und Geschmacksstörungen
Auch diese Symptome können auf Covid-19 hinweisen
- Kurzatmigkeit, Atemnot
- Halsschmerzen
- Kopf- und Gliederschmerzen
- Bauchschmerzen
- Magen-Darm-Symptome
- Hautausschlag
- Augenbindehautentzündung
- Lymphknotenschwellung
- Schläfrigkeit
- Bewusstseinsstörungen
Wie verläuft Covid-19?
Je nachdem, wie gut die körpereigene Abwehr das Virus bekämpfen kann, hat die Erkrankung einen unterschiedlichen Verlauf:
Milder bis moderater Verlauf
Auf der Seite gesund.bund.de (ein Service des Bundesministeriums für Gesundheit) heißt es dazu: Etwa 80 Prozent der Coronavirus-Infektionen verlaufen milde bis mittelschwer. Die Erkrankten können sich zu Hause auskurieren.
Schwerer und kritischer Verlauf
Bei etwa 5 bis 11 Prozent der Infizierten kommt es zu einem schweren Verlauf. Typischerweise verschlechtern sich die Symptome nach 7 bis 10 Tagen. Es gelangt dann nicht mehr genug Sauerstoff ins Blut. Etwa 2 Prozent der Patientinnen und Patienten müssen intensivmedizinisch versorgt und maschinell beatmet werden. Man spricht hier von einem kritischen Verlauf.
Zusätzliche Infektionen mit Pilzen oder Bakterien und vermehrt auftretende Blutgerinnsel erschweren die Therapie. Eine mögliche Komplikation ist Lungenentzündung.
Corona-Todesfälle
Erkrankte, die an Covid-19 sterben, sind durchschnittlich 82 Jahre alt. Laut Meldedaten waren etwa 86 Prozent der Verstorbenen in Deutschland 70 Jahre und älter. Von den verbleibenden 14 Prozent waren 10 Prozent zwischen 60 und 70 Jahre alt und 4 Prozent jünger als 60.
Häufiges Corona-Symptom – der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn
Bereits im März 2020 hatten Teams um den Bonner Virologen Hendrik Streeck rund 100 Menschen im damals besonders betroffenen Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen befragt, wie es ihnen in häuslicher Isolation ergangen war: „Das am häufigsten beschriebene Symptom war trockener Reizhusten mit 70 Prozent, vor dem Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn mit 68 Prozent und Müdigkeit mit 68 Prozent“, sagt er. Aber auch von einer „laufenden Nase“, Kopf-, Muskel- und Halsschmerzen sowie Fieber berichteten viele Erkrankte. „Manche waren ganz schön K.o.“, sagt der Wissenschaftler. Auch Durchfall sei nicht selten gewesen, so Streeck.
Nach Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dauern milde Krankheitsverläufe im Mittel zwei Wochen. Die Krankheit beginne nach den bisherigen Erfahrungen mit Halskratzen oder –schmerzen und oftmals Fieber, so Streeck. Und damit wie viele Erkältungskrankheiten.
Mögliches neues Corona-Symptom: Fuß-Ausschlag wie Frostbeulen
Ein weiteres mögliches, bisher eher unbekanntes Corona-Phänomen: Schmerzhafte Hautausschläge an den Füßen – meist an mehreren Zehen. Die Veränderungen ähneln der von Frostbeulen.
Zuerst hatten italienische, spanische und französische Mediziner über das Problem berichtet, schreibt unter anderem die „Ärzte Zeitung“. Unter den Patienten seien zum Großteil Kinder und junge Erwachsene gewesen, so Dr. Marta Mendieta-Eckert von der Clinica Dermitek in Bilbao. Da sie ansonsten meist keine Symptome zeigten, seien nicht alle auf SARS-CoV-2 getestet worden.
Die Fußzehen seien gerötet gewesen und hätten Blasen gezeigt. Innerhalb meist einer Woche hätten sich die Stellen weiter verfärbt. Anschließend seien sie ohne Behandlung von alleine verschwunden.
Sollten Sie verdächtige Symptome bei sich feststellen, wenden Sie sich telefonisch an Ihre Hausarztpraxis oder an den ärztlichen Bereitschaftsdienst: 116117.
Covid-19 schwer von einer Grippe zu unterscheiden
Gibt es Anzeichen, anhand derer man Covid-19 klar von einer Grippe unterscheiden kann? „Das Einzige, was Grippe nicht hervorruft, ist dieser Geschmacks- und Geruchsverlust“, sagt Streeck. Ansonsten gelte bei milden Verläufen: „Es ist wie ein grippaler Infekt. Die Betroffenen hätten die Infektion mit Sars-CoV-2 überhaupt nicht gemerkt.“
Covid-19-Lunge sieht im CT ganz schlimm aus
Das Krankheitsbild bei Covid-19 unterscheide sich deutlich von den bisher gekannten Lungenentzündungen, sagt Martin Witzenrath von der Klinik für Infektiologie und Pneumologie der Charité Berlin. „Das Besondere daran ist, die Patienten haben zum Teil ein bisschen Luftnot, nicht dramatisch, man hat den Eindruck, die sind gar nicht besonders krank. Dann guckt man sich die Lunge im CT an und die sieht ganz schlimm aus. Es ist etwas, das wir so bisher nicht kennen.“ Beispielsweise könne dann schon mehr als die halbe Lunge durch das Virus geschädigt sein. Der Verlauf könne sich dann rapide verschlechtern.
Manche Covid-19-Patienten könnten zunächst auf Normalstationen behandelt werden, erklärt Witzenrath. „Zum Beispiel Menschen, die unterstützend etwas Sauerstoff über einen kleinen Plastikschlauch unter der Nase bekommen, und Patienten, deren Vorerkrankung sich unter der Lungenentzündung verschlechtert“, so der Mediziner.
Covid-19-Patienten: Behandlung auf der Intensivstationen
Bräuchten Patienten noch mehr Sauerstoff, werde auf Intensivstationen auch eine bestimmte Sauerstoff-Therapie (High Flow) genutzt. Reiche auch das nicht mehr aus, sei eine Beatmung durch einen Schlauch in der Luftröhre nötig, dafür werden Patienten ins Koma versetzt.
„Allerdings kann es mit der Dauer der Intubation zu Komplikationen kommen“, sagt Witzenrath. Nach bisherigen Daten werde angenommen, dass Betroffene auf Intensivstationen im Durchschnitt 17 Tage beatmet werden müssen. „Das ist sehr, sehr lange.“ (mt/dpa)