Nach Böhmermann-Bericht: Ermittlungsverfahren gegen Fynn Kliemann
Nach einem kritischen TV-Beitrag des Satirikers Jan Böhmermann wurde ein Ermittlungsverfahren gegen Influencer Fynn Kliemann eingeleitet. Verschiedene Unternehmen haben die Zusammenarbeit mit Kliemann beendet, nachdem Vorwürfe wegen Masken-Deals und seiner Arbeitsweise erhoben wurden. Nun wird auch die Staatsanwaltschaft aktiv.
Dass ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde, teilte die Behörde im niedersächsischen Stade am Mittwoch auf DPA-Anfrage mit. Zuvor hatte die „Wirtschaftswoche“ darüber berichtet. Es werde unter anderem wegen Betrugsverdachts gegen den Musiker und Geschäftsmann im Kontext des Böhmermann-Beitrags zu umstrittenen Geschäften mit Schutzmasken ermittelt. Auf eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zu dem Bekanntwerden der Ermittlungen hat Kliemann nicht reagiert.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte zum aktuellen Stand: „Die Ermittlungen dauern an.“ Ob es weitere Beschuldigte gebe, werde sich im Laufe des Verfahrens zeigen. Man habe mindestens eine Anzeige gegen Kliemann erhalten. Weitere Details dazu, um was sich die Ermittlungen genau drehen, wurden nicht genannt. Auch der Zeithorizont für das Verfahren ist unklar.
Betrugsverdacht: Staatsanwaltschaft Stade ermittelt gegen Fynn Kliemann
Kliemann, der einen Event-Standort in der Nähe von Bremen betreibt und eine Textilfirma aus Nordrhein-Westfalen, war Anfang Mai durch den TV-Beitrag im ZDF in die Kritik geraten. Kliemann hat einen Online-Modeshop („Oderso“), über den er in Europa produzierte Kleidung anbietet. Zu der Textilfirma „Global Tactics“ pflegte er Geschäftsbeziehungen.
Im Kern des TV-Beitrags wurde die Frage aufgeworfen, ob bei Geschäften der Textilfirma mit einem Großhändler im Jahr 2020 ganz bewusst das Produktionsland verschwiegen wurde – Masken kamen aus Asien statt aus Europa. Bei den Vorwürfen geht es auch um fehlerhafte Masken, die an Geflüchtete gespendet wurden.
Kliemann, wie auch die Textilfirma, hatten sich dann nach und nach mit Details und Erklärungen zu dem Fall geäußert, die Rede war auch von Missverständnissen und Fehlern. Der Fall ist sehr kleinteilig. Der Influencer distanzierte sich auch von der Firma und richtete sich auf Instagram an seine Community, dass es im leid tue und dass er bei sich aufräume. Kliemann hatte sich nach eigenen Angaben vor allem mit seiner Bekanntheit, seinem Namen und unentgeltlich dafür eingesetzt, dass in der Pandemie schnell Masken hierzulande auf Großhandelsebene organisiert werden.
Das könnte Sie auch interessieren: Kannibalen, kotzende Puppen, Penis-Kanone: Rammsteins Gaga-Musical in Hamburg
Kliemann präsentiert sich als Self-Made-Typ und Freigeist. Neben seiner Musikkarriere ist das wohl bekannteste Projekt das „Kliemannsland“. Das ist ein Bauernhof im niedersächsischen Ort Rüspel bei Bremen. Dort hat er eine Art Abenteuerspielplatz für Erwachsene gebaut. Es wird gebastelt, geschraubt, Musik gemacht – man kann Workshops buchen. Kliemann kennt man auch durch seine Do-it-Yourself-Clips auf YouTube, wo ihm Hunderttausende folgen. Er ist ebenso ein Geschäftsmann, der an Firmen beteiligt ist. (dpa/mp)