Kommentar zum Höhenflug des FC St. Pauli: Ein Rausch mit Wermutstropfen
Stell dir vor, der FC St. Pauli spielt den aufregendsten Fußball seit Jahren, und keiner geht hin. Eine gefühlte Ewigkeit strömten die Massen ins Millerntorstadion, sorgten stets für ein ausverkauftes Haus und erstklassige Stimmung, um dann allzu oft Darbietungen auf dem Rasen beizuwohnen, die – diplomatisch ausgedrückt – nicht ganz mit dem Rahmen mithalten konnten.
Um es deutlich zu sagen: Der Fußball, den St. Pauli in den vergangenen Jahren überwiegend dargeboten hat – das gilt für Spielweise wie Resultate – hatte selten ein ausverkauftes Haus verdient und war manchmal derart ernüchternd, dass sogar jemand mit fünf Astra intus nach Abpfiff wieder fahrtüchtig war.
Kick and Rausch: St. Paulis Fußball hätte Fans verdient
Geradezu berauschend sind dagegen die derzeitigen Auftritte der „Boys in Brown“. Leidenschaftlich, mitreißend, begeisternd – und auch noch erfolgreich. Es ist eine bittere Ironie, dass dieser langersehnte Hingucker-Fußball ausgerechnet in eine Zeit fällt, in der kein Fan ins Stadion darf. Wer kein Sky-Abo sein Eigen nennt, an dem geht dieser rasante Film vorbei.
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Man kann sich ausmalen, was in einem vollbesetzten Millerntor bei einem Schlagabtausch wie dem 3:2 gegen Darmstadt los gewesen wäre. Der Konjunktiv ist ein mieser Hund und Corona in diesem Fall sein Herrchen. Es ist dieser Mannschaft und dem Trainerteam, vor allem aber den Fans zu wünschen, dass St. Paulis „Kick-and-Rausch“ die Pandemie überdauert. Dieser Fußball hat Fans verdient. Jede(n) der 29 546.