UKE-Arzt: Verzicht auf Sex hilft gegen Affenpocken
Sie sind zwar harmloser als echte Pocken, jedoch nicht zu unterschätzen: Aktuell grassieren die Affenpocken, europaweit sind die Behörden in Alarmbereitschaft. Auch in Hamburg wurden bereits die ersten Fälle gemeldet, einige wurden im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) behandelt. Chef-Arzt Stefan Schmiedel erklärt, wer am stärksten bedroht ist und wie man die Infektion vermeidet.
Bläschen im Intimbereich, Fieber und Muskelschmerzen – das sind die Symptome, auf die man aktuell achten muss. Ein Ausbruch im Mai hat die Affenpocken nach Europa gebracht, auch Hamburg ist betroffen. Der UKE-Infektiologe Stefan Schmiedel, hatte schon vor zwei Wochen über die Krankheit informiert und klärt nun in einem Interview mit der „Zeit“ detailliert über die Krankheit auf.
UKE-Infektiologe Schmiedel: Affenpocken werden bleiben
Besonders sei bei der aktuellen Welle demnach, dass sich oft Männer nach gleichgeschlechtlichem Sex infizierten. Grund könnten Mikrorisse an Schleimhäuten beim Sex sein, die eine Ansteckung begünstigten, wie Schmiedel erklärt. Aber auch der Speichel und möglicherweise auch Urin und Sperma können demnach infektiös sein.
Anders als bei Affenpocken üblich, tauchen die krankheitstypischen Bläschen diesmal vor allem im Intimbereich auf, auch ohne direkten Verkehr mit Infizierten. Teilweise seien dabei Operationen nötig, reguläre Schmerzmittel würden außerdem teils nicht ausreichen.
Ein sogenannter VMA-Impfstoff gegen die Affenpocken ist laut Schmiedel in Deutschland aktuell nicht ausreichend vorhanden, die Bundesregierung verfüge lediglich über 40.000 Dosen. Das reiche jedoch nicht für die Risikogruppen – gerade Kleinkinder und Schwangere seien gefährdet, da sich des Virus in Lunge und Gehirn ausbreitet. Derzeit wird jedoch auch ein Wirkstoff beschafft, der im Labor zumindest in den ersten Tagen gut gegen Pockenviren wirke.
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Schmiedel glaubt jedoch, dass Affenpocken in Europa jetzt eine vorwiegend sexuell übertragene Krankheit bleiben wird, wie er der „Zeit“ erzählt. Gängiger Safer Sex wie Kondome oder Prophylaxepräparate gegen den Aidserreger würden jedoch nicht helfen. Er rät zu weniger Sexualkontakten. Sorge mache ihm auch, dass die Krankheit sich leicht in allen Bereichen der Gesellschaft ausbreiten könne. Besondere Vorsicht sei deshalb gerade beim eigenen Körper geboten, ob die Symptome erkennbar seien, die anfangs nur schwach auftreten würden. (to)