Hamburger Experte: Warum wir alle unsere Waage wegschmeißen sollten
Wenn es um das Körpergewicht geht, wollen uns Ärzte, Ämter und Schulen – also Institutionen, die vermitteln sollten, was gut und gesund für uns ist – seit Jahrzehnten weismachen: „Dein Gewicht sollte nicht mehr als XY und nicht weniger als YZ sein.“ Es gibt eine regelrechte Besessenheit, was die Zahl auf der Waage angeht. Das ist höchst problematisch – und zudem unsinnig.
Noch immer gelten das Gewicht und der Body-Mass-Index (BMI), dessen einzige Variable das Gewicht ist, als Maß für Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Im öffentlichen Dienst wird der BMI sogar bei Einstellungsgesprächen erfragt.
Das führt auf der anderen Seite dazu, dass sich Menschen unglaublich viele Gedanken über ihr Gewicht machen: „Wenn ich 5 Kilo weniger wiegen würde, wäre mein Leben besser und ich wäre glücklicher.“ So oder so ähnlich formulieren es viele, wenn auch oft nur innerlich.
Diese Variablen bestimmen unser Körpergewicht
Dahinter steckt die Annahme, dass Menschen mit mehr Gewicht über mehr Körperfett verfügen. Deshalb seien sie weniger gesund, weniger leistungsfähig – wer das lange genug hört, glaubt irgendwann daran. Dass dieser Gedanke Unfug ist, soll an anderer Stelle mein Thema sein. Heute möchte ich nur klären, ob das KörperGEWICHT ein sinnvolles Maß ist, um KörperFETT zu messen? Der aufmerksame Leser ahnt es vielleicht: Ist es nicht.
Welche Variablen bestimmen unser Gewicht? Muskelmasse, Menge an Essen, Menge an Wasser im Körper, Stuhlgang (Verweildauer des Essens im Darm), Zyklus, Hormonstatus, Salzgehalt der letzten Mahlzeiten, und: ja doch, auch das Körperfett. Heißt: Je nachdem, wie man es aufteilt, ist das Körperfett einer von sieben (!) Faktoren, die das Gewicht beeinflussen.
Tägliches wiegen ist kompletter Unsinn!
Ich kann mein Körpergewicht von aktuell 90 Kilo in drei Tagen auf 85 Kilo bringen und in einer weiteren Woche auf 95 Kilo – ohne ein Gramm Körperfett zu- oder abzunehmen! Sportler, die in Gewichtsklassen antreten, etwa beim Boxen oder Gewichtheben, machen das vor jedem Wettkampf.
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Tägliches wiegen ist also kompletter Unsinn, weil es bloß widerspiegelt, was man gegessen und getrunken hat: Wenn jemand nach zwölf Wochen 10 Kilo weniger wiegt, dann kann es sein, dass er Fett verloren hat. Es kann aber auch sein, dass er mit der 1,2,3-Schwachsinns-Diät den Darm entleert (-5 Kilogramm), viel zu wenig getrunken (-3 Kilogramm) und noch 2 Kilogramm Muskelmasse verloren hat.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn Sie nicht als Athlet oder Athletin in einer bestimmten Gewichtsklasse antreten, dann schmeißen sie die Waage weg!