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„Peter, wer?“ war gestern: Der wundersame Wandel von Bürgermeister Tschentscher

Peter Tschentscher (SPD) ist bekennender HSV-Fan. Und wäre aus Hamburgs Bürgermeister ein Fußballer geworden, dann wäre er vor ein paar Jahren noch im defensiven Mittelfeld aufgelaufen. Als unauffälliger Spielmacher in der zweiten Reihe. Das ist inzwischen vorbei – jetzt trumpft der 54-Jährige als Stürmer auf!

Längst marschiert er voran, der SPD-Politiker. Und er zieht seine Sozis mit sich. Mehr als 99 Prozent der Delegierten votierten auf dem Parteitag im November für seine Spitzenkandidatur, dazu gab’s minutenlang tosenden Applaus und frenetische „Peter, Peter“-Rufe.

Hamburg: Der Wandel von Bürgermeister Peter Tschentscher

Szenen, die seine Brust haben Schwellen lassen, die ihm viel Selbstvertrauen für den Wahlkampf gegeben haben. Aus dem stillen Zahlen-Zar, der einst in akribischer Ruhe als Finanzsenator den Verkauf der HSH Nordbank organisierte und dem Menschen-fernen Labormediziner ist inzwischen eine Rampensau geworden.

Ein wundersamer Wandel, der die politische Konkurrenz irritiert. Auch die Grünen. Die Öko-Partei um Bürgermeisterkandidatin Katharina Fegebank war Anfang 2018 im Feier-Modus, weil Ex-Bürgermeister Olaf Scholz – der den Grünen kaum Luft zum Atmen gelassen hatte – „endlich“ den Abflug nach Berlin gemacht hatte. Und mit Peter Tschentscher ein Mann seinen Posten übernahm, dem man vielleicht die ein oder andere Forderung schmackhaft machen könnte.

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„Er hat sich sehr zugewandt gezeigt und deutlich gemacht, dass ihm auch die grünen Themen am Herzen liegen“, sagte Grünen-Chefin Anna Gallina damals. Ob sie das heute so wiederholen würde, sei dahingestellt, schließlich ist der rot-grüne Kuschelkurs inzwischen vorbei.

Sah man Tschentscher und Fegebank vor einigen Wochen zusammen noch scherzend auf der Senatsbank sitzen, sind die aktuellen Wahlkampf-Duelle der beiden eher unterkühlt, beinahe frostig. Vor allem der SPD-Politiker hat inzwischen auf Angriffsmodus geschaltet, attackiert seine Kontrahentin in einer zuvor nie dagewesenen verbalen Härte.

Peter Tschentscher (SPD) ein Leisetreter? Das war einmal!

Den einstigen Vorwurf, Tschentscher sei ein Leisetreter, zu nett für den Führungsposten, hat der 54-Jährige längst entkräftet. Er ist mit dem Amt gewachsen – und fühlt sich offensichtlich wohl damit. Auch mit der medialen Präsenz. „Den kennt ja keiner. Das ist seine große Schwäche“, heiß es bei seinem Amtsantritt noch.

Inzwischen ist er der wohl bekannteste Politiker der Stadt, 58 Prozent der Bürger würden ihn sogar direkt wählen. Dazu trumpft er im Wahlkampf groß auf: Lagen SPD und Grüne zum Auftakt noch gleichauf, haben sich seine Sozis jetzt wieder einen Vorsprung erarbeitet, liegen bei mehr als 30 Prozentpunkten.

Peter Tschentscher: Hoffnungsträger der Bundes-SPD

Ein Umfragewert, von der die Bundes-SPD nur träumen kann – deswegen ist Tschentscher für sie bereits eine Art Hoffnungsträger. Aber nicht für alle. Das neue Spitzenduo Walter-Borjans/Esken will er im Wahlkampf nicht in der Stadt haben, wohlwissend, dass die beiden mit ihrem Linkskurs im wirtschaftsliberalen Hamburg kaum eine Unterstützung wären. 

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Hilfe von außen benötigt er auch nicht, die SPD schafft es bereits alleine, ihren Bürgermeister in Szene zu setzen. Sämtliche wichtige Senatstermine besetzt er höchstpersönlich, dauernd ist er zu Bürgergesprächen in der Stadt unterwegs. Dazu gibt’s öffentlichkeitswirksame Auftritte wie zuletzt am Piano in der Elbphilharmonie. Weil er, und weil auch die SPD weiß, dass mit bildstarken Aufnahmen Bürger begeistert werden können.

Peter Tschentscher: Wahlkampf eint Hamburgs SPD

Griffig, bissig und aufgeweckt, so beschreiben einige Genossen den Wahlkampf des Politikers. Und sogar die unterschiedliche SPD-Lager in Hamburg – deren Streitereien einst von Olaf Scholz unterbunden wurden – sollen gemeinsam an der Wahl-Strategie gefeilt haben. Ja, die Sozis haben ihren Teamgeist gefunden, um – zurück zum Fußball – den Titel zu verteidigen. Und Peter Tschentscher erneut zum Bürgermeister zu machen. 

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