Das an der Vorderseite geöffnete Festzelt des Kiliani-Volksfestes steht neben dem Kettenkarussell.
  • Das an der Vorderseite geöffnete Festzelt des Kiliani-Volksfestes steht neben dem Kettenkarussell.
  • Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Riesen-Wirbel nach Kirmes-Verbot für „Layla“ – sogar Justizminister äußert sich

Wummernder Rythmus und dann dieser Text: „Ich hab‘ ’nen Puff und meine Puffmama heißt Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler (…) Die schöne Layla, die geile Layla. Das Luder Layla, unsre Layla (…).“ Deutschlands neuster Partyhit sorgt für viel Gegröle – und jede Menge Sexismus-Kritik. In Würzburg greift die Verwaltung nun durch: Layla-Verbot auf der Kirmes! Das gefällt vielen gar nicht, unter ihnen: der Bundesjustizminister.

DJ Robin & Schürze stehen mit ihrem Sommersong „Layla“ derzeit auf Platz 1 der deutschen Singlecharts – perfekter Sound auch für das Volksfest „Kiliani“, das gerade in Würzburg steigt. Doch der Verwaltung der bayrischen Barockstadt stößt der Stimmungshit im Ballermann-Style sauer auf. Er sei sexistisch.

Würzburg: „Layla“ auf Volksfest „Kiliani“ verboten

„Wir können entscheiden, was wir auf dem Volksfest hören wollen“, erklärt Stadtsprecher Christian Weiß am Dienstag: „Wir möchten das nicht mehr hören.“ Und so sei der Festzeltbetreiber gebeten worden, den Song über die Bordellchefin nicht mehr zu spielen. Zuvor habe ein Medienhaus auf den Text aufmerksam gemacht, öffentliche Kritik hatte es bis dato laut Weiß nicht gegeben.

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DJ Robin kann die Aufregung nicht verstehen, in dem Lied gebe es keinen Sexismus. „Früher haben die Leute ‚Skandal im Sperrbezirk‘ gesungen oder ‚Wir fahren in den Puff nach Barcelona‘“, zitiert ihn die „Bild“. „Also so ganz können wir die Diskussion nicht verstehen. Es kann jeder seine Meinung haben, aber in jedem Deutsch-Rap-Lied sind die Texte schlimmer. Da regt sich kein Mensch auf.“

Sogar Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) meldete sich am Dienstagabend über Twitter zu Wort. Er findet, ein behördliches Verbot sei „eins zuviel“.

Experte Fischer: „Natürlich ist Layla sexistisch“

Für Musikfachmann Michael Fischer von der Universität Freiburg ist klar: „Natürlich ist das Lied sexistisch.“ In dem Song werde eine Frau namens Layla beschrieben und „in sexistischer Weise besungen, und das Video unterstützt das natürlich auch in seiner Bildsprache“, erklärt der Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik.

Dass die Protagonistin des Videoclips ein Mann in High Heels, schwarzem Minirock und mit blonder Perücke ist, ändere nichts am Charakter des Liedes. Dies sei jenseits von Ironie oder Transaspekten. „Das ist einfach ein sexistischer Song“, so das Urteil des Experten.

„Layla“ wird im Festzelt des Kiliani-Volksfestes höchstens in der Eric Clapton-Version gespielt. Karl-Josef Hildenbrand/dpa
„Layla“ wird im Festzelt des Kiliani-Volksfestes höchstens in der Eric Clapton-Version gespielt.
„Layla“ wird im Festzelt des Kiliani-Volksfestes höchstens in der Eric Clapton-Version gespielt.

Bei Partyhits gehe es nie um erhebende Themen, meint Fischer. „Da geht es ganz oft um sexuelle Inhalte, Trinken, also das, was man bei manchen Partys macht.“ Man müsse den Rahmen, das Setting beachten, „also wo werden diese Dinge aufgeführt“.

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Würzburg hatte im vergangenen Jahr beschlossen, grundsätzlich rassistische und sexistische Lieder nicht mehr auf städtischen Volksfesten zuzulassen. Dies gilt auch für das umstrittene „Donaulied“ – dessen Text sich um die Vergewaltigung eines schlafenden Mädchens dreht („Und als nun das Mädchen vom Schlafe erwacht,
da war ja das Opfer der Liebe vollbracht“). 

Würzburg hat auch umstrittenes „Donaulied“ verboten

Frauenfeindlich, diskriminierend, gewaltverherrlichend, jugendgefährdend – manche Musiker ecken mit ihren Songs immer wieder an. Kritiker sprechen von geschmackloser Ausnutzung der Kunstfreiheit. Medienwissenschaftler geben aber zu bedenken, Heranwachsende müssten sich selbstständig mit frauenfeindlichen oder antisemitischen Inhalten reflektiert auseinandersetzen, Zusammenhänge verstehen und eine eigene Haltung entwickeln.

„Lieder zu verbieten ist immer das allerletzte Mittel“, sagt Fischer. Oft sei es vielmehr die Frage: „Was wollen wir als Gesellschaft?“ Ein Song möge rechtlich einwandfrei sein, aber „ich finde schon, dass der Träger einer Veranstaltung wie die Stadt Würzburg auch das Recht oder vielleicht schon die Pflicht hat zu sagen: Wir wollen das nicht“, so der Musikexperte. „Das ist eine ethische Frage. Wir wollen nicht, dass so über Frauen gesprochen wird.“

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