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Ganz ohne Waffen!: Airbus & Co: Rüstungsindustrie kämpft gegen Corona

Der Kampf gegen das Coronavirus wird auf allen Ebenen geführt. Politik, Gesellschaft und Wirtschaft versuchen vereint, die Ausbreitung der Pandemie zu stoppen. Selbst die Rüstungsindustrie steht mit an vorderster Front. Allerdings nicht mit den Waffen, die sonst zum Kerngeschäft von Unternehmen wie Airbus oder Rheinmetall gehören.

Wegen der Versorgungsengpässe in der Corona-Krise hat die deutsche Rüstungsindustrie Kapazitäten angekurbelt. Es geht um die Zulieferung von Teilen für medizinisches Gerät und um Nothilfe, wie den Einkauf und den Transport von Atemschutzmasken aus China.

Flugzeugbauer Airbus bringt Atemfilter aus China

Etwa zehn Millionen der dringend benötigten Filter hat Airbus nach eigenen Angaben bisher für Krankenhäuser und öffentliche Einrichtungen in ganz Europa beschafft. Rheinmetall liefert nach Deutschland sechs Millionen Atemschutzmasken und erwartet für die kommenden Wochen noch wesentlich größere Stückzahlen aus der Fertigung chinesischer Partnerunternehmen.

Airbus Luftbrücke

Die „Airbus Luftbrücke“: Rund vier Millionen Gesichtsmasken aus Tianjin (China) werden aus einem Airbus vom Typ A350-1000 entladen.

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„Unser Auftraggeber ist dabei das BAAINBw, die Beschaffungsbehörde der Bundeswehr, die in Amtshilfe für das Bundesgesundheitsministerium tätig ist“, sagt Rheinmetall-Sprecher Oliver Hoffmann. Auch OP-Masken und Schutzkittel will das Unternehmen beschaffen und dabei die Kontakte in China nutzen, wo die Sparte Rheinmetall Automotive ein Produktionsnetzwerk mit zwölf Standorten hat.

Rheinmetall: Beatmungsgeräte und Desinfektionsmittel

Die Automobilsparte Rheinmetall Automotive untersucht Möglichkeiten zur Herstellung passiver medizinischer Beatmungsgeräte. Ein Geschäftsbereich hat schon kurzfristig 50.000 Präzisionsbuchsen für die Herstellung von intensivmedizinischen Geräten hergestellt und ausgeliefert. In Bayern und Südafrika (Rheinmetall Denel Munition/ RDM) wird Desinfektionsmittel produziert. Dort in Somerset West bei Kapstadt könnten täglich bis zu 100.000 Liter hergestellt werden.

Rheinmetall

Ein Mitarbeiterin der Firma Rheinmetall Nitrochemie steht in einem analytischem Labor für Nasschemie.

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Greenpeace hatte am Dienstag auf Rheinmetall verwiesen, als die Organisation forderte, die deutsche Rüstungsindustrie solle im Kampf gegen das Coronavirus ihre Produktion ändern. „Diese besondere Notsituation verlangt, dass Rüstungskonzerne umstellen. Sie sollten die Fähigkeiten ihres hoch qualifizierten Personals nutzen, um Güter zu produzieren und Dienstleistungen bereitzustellen, die wir dringend im Kampf gegen das Coronavirus benötigen“, forderte Thomas Breuer, Leiter des Friedensteams von Greenpeace.

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Schwerter zu Pflugscharen? So ist es freilich nicht. Die Rüstungsbranche hat bislang schon Kontakt zur Medizingeräteindustrie gehabt. So nutzt das Sanitätswesen des Militärs deren Anlagen in seinen Fahrzeugen zu Lande, Wasser und in der Luft. Außerdem: Wer Sicherheit gesamtstaatlich betrachtet, findet viele Schnittmengen zwischen Katastrophenschutz und den Sicherheitsbehörden – und gleiche strategische Herausforderungen.

„Nationale Egoismen erstarken in Krisenzeiten“

„Blockade der Lieferung von Schutzmasken an Grenzen, Abwerbungsversuche von Impfstoffentwicklern und -produzenten (…) Nationale Egoismen widererstarken nun mal in Krisenzeiten; jeder ist sich selbst der Nächste“, stellt Holger Mey fest, Zukunftsforscher bei Airbus Defence and Space. Mey leitet die Abteilung „Advanced Concepts“, analysiert künftige Konfliktlagen und entwickelt mögliche Lösungen. „Auch im Falle eines militärischen Konfliktes würde sich rasch zeigen, über wie viele eigene Fähigkeiten man noch verfügt oder inwieweit Abhängigkeiten vom Ausland eigene Handlungsmöglichkeiten beschränken“, sagt er.

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Auch Airbus ist in der Corona-Krise eingesprungen und setzt eigene Flugzeuge und Besatzungen ein, um Millionen von Gesichtsmasken aus China nach Europa zu transportieren. Dies begann nach Unternehmensangaben schon Anfang März mit dem Transport von rund 2,5 Millionen Gesichtsmasken an Bord einer A330-800, die für Flugtests von Tianjin zum Airbus-Hauptquartier in Toulouse unterwegs war.
Airbus-Standorte im besonders betroffenen Spanien haben ihre Produktion verbunden, um 3D-gedruckte Visierrahmen herzustellen, die das Gesundheitspersonal als Schutzausrüstung im Kampf gegen Covid-19 nutzt. Mehr als zwanzig 3D-Drucker „sind Tag und Nacht im Einsatz“, so das Unternehmen. Aus Standorten in Deutschland werde das unterstützt.

Airbus: Kooperation mit Automobilbau und Medizin

Zusätzlich hat sich Airbus nach eigenen Angaben mit Unternehmen aus den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Automobilbau und Medizin zusammengeschlossen, um auf den Hilferuf der britischen Regierung bei der Herstellung zusätzlicher medizinischer Beatmungsgeräte zu reagieren. Das Land hat insgesamt 10.000 Beatmungsgeräte bestellt, die von einem Firmenkonsortium produziert werden sollen, dem auch Rolls-Royce und Ford angehören.

Mey verweist darauf, wie hilfreich Planungen in „Worst Case-Szenarien“, Stärkung der eigenen Durchhaltefähigkeit, Training und Übungen seien. „All das, was das Militär klassischerweise an Vorkehrungen für den Ernstfall trifft, hätte nun in der Corona-Krise auch dem Gesundheitswesen und der gesamten Gesellschaft genutzt“, so Mey. „Dazu gehört auch, dass man eine Reihe sicherheitsrelevanter und für das Funktionieren des Gemeinwesens kritische Fähigkeiten besser im eigenen Land behält.“

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