Angespannte Situation: Krankenhäuser sehen sich nicht für Hitzewelle gewappnet
Während die Menschen in Südeuropa bereits unter Temperaturen um die 45 Grad leiden, droht in diesen Tagen auch in ersten Regionen Deutschlands die große Hitze – in Hamburg fährt das Thermometer wohl erst nächste Woche hoch. Vielerorts bedeutet das: viele Hitze-Patient:innen. Aber für die zunehmende Belastung sehen sich Deutschlands Krankenhäuser gar nicht gerüstet.
„Falls wirklich die Rekordwerte eintreten, die Meteorologen derzeit für die nächste Woche vorhersagen, werden wir mit einer hohen Zahl hitzebedingter Krankenhauseinweisungen rechnen müssen“, sagt Gerald Gaß, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Durch Hitze „extrem hohe Belastungen für Krankenhäuser“
Er erwarte neben dehydrierten Patient:innen auch solche mit Herzrhythmusstörungen, niedrigem Blutdruck oder Schlafstörungen. Auch Magen-Darm-Infekte könnten durch Hitze verstärkt werden. „Insbesondere in den Städten, in denen es kaum Ausweichmöglichkeiten vor Hitze gibt und sich die Hitze zwischen den Betonbauten besonders ballen kann, muss mit extremen Belastungen für die Krankenhäuser gerechnet werden“, so Gaß weiter. „Und das in einer Situation, in der die Personalsituation durch Quarantäne und Isolation durch Corona besonders angespannt ist.“
Dies unterscheide sich jedoch von Bundesland zu Bundesland. Während in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen aufgrund des ausfallenden Krankenhauspersonals bereits weniger dringliche Operationen verschoben werden müssen, gibt es in Krankenhäusern in Brandenburg noch keine Engpässe aufgrund der Personalknappheit.
Immer mehr Hitze-Patienten in Krankenhäusern
Bereits in den vergangenen Jahren sei Hitze für die Krankenhäuser immer mehr zum Problem geworden, so Gaß weiter. „Die Zahl der Patienten, die aufgrund von Hitze und Sonne stationär behandelt werden mussten, hat sich über die vergangenen Jahre teilweise verdoppelt.“ Erschwerend zu den vielen Patient:innen kommt die teils schlechte Infrastruktur der Krankenhäuser. So seien laut Gaß die Patientenzimmer in der Regel nicht mit Klimaanlagen ausgestattet. „Kurzfristig werden wir mit Ventilatoren, verdunkelnden Vorhängen und Kühlakkus arbeiten müssen“, sagte der DKG-Chef.
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Weiteres Problem: die Notstromversorgung in vielen Krankenhäusern. Laut dem aktuellen TÜV-Baurechtsreport habe mehr als jedes vierte Notstromaggregat in Krankenhäusern, Schulen oder Hochhäusern bei TÜV-Prüfungen im vergangenen Jahr wesentliche Mängel aufgewiesen. Das heißt: Die Anlagen sind nicht betriebssicher und würden bei einem möglichen Stromausfall nicht funktionieren. Dabei geschehe dies immer häufiger. Gründe für die höheren Ausfallrisiken seien „Engpässe bei der Energieversorgung, Cyberangriffe auf Netzbetreiber und immer wieder extreme Wetterereignisse wie Flutwellen oder schwere Stürme infolge der Klimakrise“, hieß es vom TÜV. (alp/dpa)