FC St. Pauli und die Stadt wollen Trainingsgelände in Überschwemmungsgebiet bauen
Mehrere Kunstrasenplätze und ein neues Gebäude: Der FC St. Pauli will sein Trainingsgelände an der Kollaustraße deutlich erweitern. Doch es gibt Kritik an den Plänen des Fußball-Zweitligisten, denn die Plätze sollen auch im Überschwemmungsgebiet an der Kollau entstehen.
Um neue Richtlinien der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu erfüllen, braucht der FC St. Pauli mehr Plätze. Deshalb soll das Trainingslager an der Kollaustraße auf einer Fläche von 14,5 Hektar umgebaut werden, vier zusätzliche zu den bereits drei bestehenden Fußballplätzen (zwei mit Naturrasen) und ein Gebäude sollen Platz finden – alles festgehalten in einem „Letter of Intent“ zwischen der Stadt und dem Verein.
FC St. Pauli will Trainingsgelände in Überschwemmungsgebiet bauen
Der Ort wurde laut der Stadt „vorsondiert“. Ein Teil des Baugebiets gehört dem Verein bereits, der Rest entfällt auf private Flächen entlang der Kollau. Dort liegt jedoch ein Überschwemmungsgebiet – mit strengen Regeln: So muss etwa der natürliche Abfluss von Wasser erhalten bleiben, Gebäude sind dort gar nicht erlaubt.
Genau das sei jedoch nicht gewährleistet, meint etwa Stephan Jersch, umweltpolitischer Sprecher der Linken-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Die Umweltauswirkungen in einem ökologisch hochsensiblen Bereich wie diesem Überschwemmungsgebiet scheinen bei der bisherigen Planung nur als nachgelagertes Ärgernis betrachtet zu werden.“
Auch der BUND fordert einen Planungsstopp, gerade da Katastrophen wie im Ahrtal auch Hamburg bedrohen: „Tagelange Überflutungen, fünf Mal höhere Gebäudeschäden und allein an der Kollau 33 Hektar zusätzliche Flächen, die unter Wasser stehen – wer jetzt noch daran denkt, Überschwemmungsgebiete zu bebauen oder in ihrer Funktion zu schädigen, ignoriert die Gefahren des Klimawandels oder hat sie schlicht nicht verstanden“, ärgert sich BUND-Vorsitzende Christiane Blömeke.
Blömekes Aussagen beziehen sich dabei auf ein Simulation, die von Experten des Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer durch einen Computer berechnet und vor wenigen Tagen veröffentlicht wurden. Dort wurde geschaut, was passiert, wenn es in Hamburg so heftig und so lange regnen würde wie im Ahrtal 2021. Das Ergebnis: Die Schäden wären viel schlimmer als bisher angenommen.
Nun ist Hamburg nur bedingt mit der Lage des Ahrtals vergleichbar, die Fließgeschwindigkeit des Wassers eine komplett andere. Anders als bei der Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz drohen in Hamburg keine Gebäude wegzureißen. Dennoch wären die Folgen drastisch. Das Wasser würde im relativ flachen Hamburg zwar langsamer fließen als im Ahrtal, dafür aber länger bleiben. Zwei bis fünf Tage, so haben die Experten berechnet, würden die Gebiete unter Wasser stehen. Eine schwierige Situation für Rettungskräfte wie Feuerwehr und Sanitäter. Auch mit einem erheblichen Schaden bei der Infrastruktur wäre zu rechnen.
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Ein weiteres Problem sei laut der Linken-Fraktion auch die Finanzierung, an der sich die Stadt beteilige: „Es ist irritierend, dass ein Wirtschaftsbetrieb wie der Profifußball Teile seiner Kosten durch die Stadt bezahlt bekommt.“ Auch Schadstoffe der Kunsträsen, die dann in die Kollau gelangen, seien ein Thema in dem Biotopgebiet.
Die Stadt sieht hingegen kein Problem bei der Sportnutzung der Überschwemmungsflächen, erste Untersuchungen zu Artenschutz und der Aufnahmefähigkeit von Wasser werden bereits durchgeführt. Auf die Kritik in einer kleinen Anfrage der Linken-Fraktion verweist der Senat größtenteils auf den noch ausstehenden Bebauungsplan.
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Für den ist jetzt das Bezirksamt Eimsbüttel zuständig, darin sollen die ganzen Fragen zur Bebauung der Überschwemmungsflächen geklärt werden. Ein Vorentwurf soll laut Senat in den kommenden Monaten fertig sein. Dann wird sich auch zeigen, wie ernst das Thema Überschwemmungsschutz bei dem Projekt genommen wird.
Transparenz-Hinweis: In einer früheren Version hatten wir die Ergebnisse der Computer-Simulation nicht ausgeführt. Dadurch konnte der Eindruck entstehen, dass auch im Bereich der Kollau eine Katastrophe mit ähnlichem Ausmaß wie im Ahrtal möglich wäre. Dies war nicht beabsichtigt. Wir haben die Stelle angepasst und bitten um Entschuldigung. Zudem haben wir fälschlicherweise geschrieben, dass der Verein sieben Kunstrasenplätze plant. Die Erweiterung des Geländes soll vier zusätzliche Plätze umfassen. Von den drei bestehenden Sportplätzen sind zwei mit Naturrasen. Auch hier bitten wir um Entschuldigung der fehlerhaften Berichterstattung.