Clubkombinat schlägt Alarm: Hamburgs Kultur-Szene wegen Coronavirus massiv unter Druck
James Blunt spielt ein Geisterkonzert in der Elphi, Hamburg sagt Veranstaltungen mit über 1000 Besuchern ab: Das Coronavirus wütet auch in Hamburgs Kultur-Szene, die massiv ins Straucheln gerät. Die MOPO hat mit Clubkombinat-Geschäftsführer Thore Debor und der Gründerin der Burlesque-Show „The Sinderellas“ über die Folgen gesprochen.
Schon 54 Hamburger haben sich mit dem Coronavirus infiziert, nun reagiert die Politik: Großveranstaltungen mit über 1000 Personen sind verboten, teilte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks am Mittwoch mit. Hamburgs Club- und Künstlerszene reagiert mit Verständnis – ist durch die Absagen aber konkret bedroht.
Clubkombinat-Chef Thore Debor schlägt Alarm
„Wir stehen vor existentiellen Herausforderungen, die ihresgleichen suchen“, sagt der Geschäftsführer des Hamburger Clubkombinats, dem Verband Hamburger Clubbetreiber, Thore Debor, am Mittwoch zur MOPO. Man habe die Mitglieder, allesamt Kulturschaffende, befragt, so Debor. Das Ergebnis: „erdrückend“.
„Es fallen kurzfristig ganze Tourneen ins Wasser. Zudem haben wir in den ersten Tagen bislang einen Besucherschwund von etwa 20-30 Prozent zu verzeichnen.“ Die Clubs stünden massiv unter Druck, man erarbeite gerade Vorschläge für etwaige Rettungspläne.
Klare Ansage an Elphie-Intendanten Lieben-Seutter
Einen Rettungsplan hat er schon parat: Dem Elphi-Intendanten Christoph Lieben-Seutter, der Anfang der Woche verkündete, dass die Elphi über eine gute Klimaanlage verfüge und ihre Konzerte daher nicht absagen würde, macht Debor ein Angebot: „Ich schlage vor, dass Sie auf jedes künftig verkaufte Elbphilharmonie-Ticket einen Club-Soli-Euro erheben, diese Beträge an die Clubstiftung spenden und wir uns gemeinsam für das Überleben der Hamburger Musikclubs einsetzen.“
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Die Aussagen des Elphi-Intendanten sind allerdings inzwischen überholt: Von der Verfügung der Gesundheitsbehörde, nach der Veranstaltungen mit über 1000 Besuchern seit Mittwoch untersagt sind, ist nun auch die Elphi betroffen – trotz funktionierender Klimaanlage. Das Konzert mit James Blunt findet dennoch statt, da es im Rahmen der „Magenta-Street-Gigs“ im Internet übertragen wird.
Auch Hamburgs Künstler sind von Ausfällen betroffen
Doch nicht nur für Club- und Theaterbetreiber sind die Ausfälle wegen des Coronavirus existenzgefährdend. Auch Hamburgs Künstler sind hin- und hergerissen zwischen Sorge um die Gesundheit ihrer Zuschauer und dem Druck, Geld zu verdienen.
Nathalie Tineo, Schöpferin der Burlesque-Show „The Sinderellas“, hat schon einige Absagen zu verzeichnen. Und damit ist sie nicht allein. „Etliche melden sich und erzählen mir dasselbe, Absagen, keine Kohle und Angst davor, wie lange das so bleibt.“
Sie sei permanent mit Veranstaltern am hin- und herüberlegen, wie für alle Beteiligten eine gute Lösung gefunden werden könne. Unklar ist, ob ihre Show „Rockin‘ Burlesque“ im Imperial Theater am Sonntag wie geplant stattfinden könne. Der MOPO sagt sie: „Auch für mich ist es schwer, auf die Bühne zu gehen trotz allem, und gleichzeitig verdiene ich damit nun mal meinen Lebensunterhalt.“