Gegen Aggressionen: 14-Jähriger arbeitet mit geflüchteten Kindern und gewinnt Award
Wilhelmsburg –
Mit einem Fußballspiel hat alles angefangen. Sayed Agha Zakhel ist heute 14 Jahre alt und seit zwei Jahren als Tutor bei der Initiative „ZKV Kampus“ ehrenamtlich tätig, die in Wilhelmsburg Sportsozialarbeit anbietet. Er arbeitet mit Kindern, damit sie nicht auf die schiefe Bahn geraten. Jetzt wurde der 14-Jährige für sein soziales Engagement mit dem „LupoLeo Award“ ausgezeichnet. Das soll aber nur der Anfang sein.
Videoanruf bei Sayed und Rebekka Henrich, der Gründerin von „ZKV Kampus“. Mit einem freundlichen Lächeln, noch dick in seine Winterjacke gehüllt, strahlt der 14-Jährige in die Kamera. Er ist gerade aus der Schule gekommen. Sayed besucht die neunte Klasse eines Gymnasiums und ist derzeit wieder fleißig am Lernen, um seine Noten zu verbessern.
Hamburg: Sayed engagiert sich als Tutor bei „ZKV Kampus“
Sayed kam 2015 nach Hamburg. Zusammen mit seiner Familie flüchtete er vor dem Krieg in Afghanistan – über die Flucht selbst möchte er nicht sprechen. Im selben Jahr lernte er einen Trainer der Initiative kennen. „Er kam damals in unsere Unterkunft und wollte mit uns Fußball spielen“, erzählt Sayed. Sein Verhalten auf dem Platz und der besonnene Umgang mit den anderen Kindern fiel dem Trainer auf – er bot ihm an, an den Workshops bei „ZKV Kampus“ teilzunehmen.
„ZKV Kampus“ ist eine Initiative, die mit jungen Menschen arbeitet, die Flucht- oder Konflikterfahrungen haben und deren Alltag häufig aus Handgreiflichkeiten und Auseinandersetzungen besteht. ZKV steht für Zweikampfverhalten. Durch gemeinsame sportliche Aktivitäten soll der Zusammenhalt gestärkt, durch Workshops an den Verhaltensmustern gearbeitet werden. Ehemalige Teilnehmer übernehmen dabei Vorbildfunktionen und engagieren sich als sogenannte Peers. So wie Sayed. „Er hatte einfach Talent“, sagt die Gründerin Rebekka Henrich.
14-Jähriger gewinnt „LupoLeo Award“
Seit 2017 gibt Sayed selbst Workshops für Kids, schult den Peer-Nachwuchs und engagiert sich in Gremien und bei Events. Für sein soziales Engagement wurde er jetzt sogar für den LupoLeo Award in der Kategorie „Wahre Helden“ ausgezeichnet. Dieser Award wurde in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen und wurde von der United Kids Foundation ins Leben gerufen. ZKV Kampus erhält damit ein Preisgeld von 20.000 Euro.
Das könnte Sie auch interessieren: Benjamin Bigger (26): „Ich bin stolz, Hamburger Jude zu sein“
„Ich habe das gemacht, weil wir das Geld gut gebrauchen können“, sagt Sayed. Er selbst steht nicht gerne im Rampenlicht und spielt sein Engagement eher runter. „Mit dem Geld können neue Workshops angeboten werden“, sagt er. „aber wir spenden auch einen Teil an unsere Konkurrenten.“
Sayed will Menschen in Afghanistan helfen
Für seine Zukunft hat er zwei große Pläne: „Ich würde gerne sowas machen wie jetzt, nur viel größer.“ Mit „viel größer“ meint er die Hilfe für Kinder über Grenzen hinweg. „Als Mitarbeiter einer Hilfsorganisation würde ich gerne in meine Heimat, um den Kindern und den Menschen, die dort im Krieg leben, zu helfen“, sagt der 14-Jährige.
Eine Karriere im Fernsehen könnte er sich aber auch gut vorstellen. Mit ein wenig mehr Vertrauen in sich und sein Können, könnte er seinem Idol, dem Journalisten und Moderator Michel Abdollahi nacheifern, der sich ebenfalls bei der Initiative engagiert. Sein größter Wunsch ist aber der Wiederaufbau seiner Heimat. „Ich möchte, dass die Menschen wieder respektvoll miteinander umgehen und glücklich sind.“