Almuth Schult gehört zu den Spielerinnen, die im NDR-Bericht ihre Stimme gegen Sexismus erheben.
  • Almuth Schult gehört zu den Spielerinnen, die im NDR-Bericht ihre Stimme gegen Sexismus erheben.
  • Foto: imago/Beautiful Sports

„Würde ich auch mal wegbügeln“: Sexismus-Bericht trübt EM-Euphorie

Für viele Fußballerinnen gehören sexistische und herabwürdigende Kommentare offenbar immer noch zum Alltag. Selbst in der Bundesliga soll es Probleme geben.

Deutschlands Fußballerinnen haben mit ihren mitreißenden EM-Auftritten Millionen Fanherzen erobert – doch in ihrem Alltag teilen sie die Probleme unzähliger Frauen: Immer noch werden die Spielerinnen regelmäßig mit sexistischen oder herabwürdigenden Kommentaren konfrontiert. Der Erfolg der Präventionsarbeit hält sich im Fußball ebenso wie in vielen anderen Teilen der Gesellschaft beim Thema Sexismus in Grenzen. Dies zeigen Recherchen von NDR und Süddeutscher Zeitung.


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„Jeder Fall der auch wahrgenommenen Grenzüberschreitungen ist einer zu viel. Das muss angesprochen werden“, betont DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich im ARD-Magazin „Panorama“. Im entsprechenden Beitrag beklagen unter anderem Nationaltorhüterin Almuth Schult oder Ex-Nationalspielerin Tabea Kemme anzügliche Bemerkungen von Zuschauern, Trainern, Betreuern oder Journalisten sowie sexistisches Verhalten.

Trainer machte unangebrachte Kommentare

Selbst in der Frauen-Bundesliga soll es zu Vorfällen gekommen sein. Ein Trainer habe „immer wieder Kommentare zu dem Hintern einer Mitspielerin gemacht“, erzählt eine anonym bleiben wollende Fußballerin in dem Bericht.
Eine andere Spielerin habe er gemustert und angemerkt, wie sexy sie sei. „Du wirst nicht als professionelle Athletin gesehen“, klagt die Erstliga-Spielerin. Die Darstellung wurde laut Beitrag von Mitspielerinnen und Betreuer bestätigt, mittlerweile hätten sich Verein und Trainer einvernehmlich getrennt.

Auch wenn es im Vergleich mit früheren Zeiten für Fußballerinnen in Deutschland mehr Anerkennung oder auch bessere Bedingungen gibt, sei Ungleichbehandlung sowohl im Elite- als auch im Amateurbereich weiterhin an der Tagesordnung.

Als Beispiel werden neben den finanziellen Unterschieden die Trainingsbedingungen angeführt. Frauen dürften im Gegensatz zu Männern häufig nur zu Randzeiten und auf Nebenplätzen trainieren oder spielen, selbst die Nationalmannschaft muss außerhalb der großen Turniere meist im Nachmittagsprogramm ran.
Dazu sind anzügliche Bemerkungen, sexistische Vorurteile und das Absprechen von Kompetenz nach Aussage verschiedener Spielerinnen weit verbreitet. Viele Spielerinnen fühlten sich deshalb ignoriert, belächelt und objektifiziert.

Schult: Kampf um faire Behandlung ist frustrierend

Bei Fotos mit Fans gehe beispielsweise gerne mal eine Hand auf den Po. Schult erzählt von der Frage eines Journalisten, wie es sich anfühle, „wenn man als eine der wenigen in der Mannschaft einen Mann liebt und keine Frau?“

Kemme habe zudem erst vor Kurzem ein Gespräch über eine Mitspielerin erlebt, in der der Satz fiel: „Die ist auch richtig heiß, ne? Die würde ich auch mal wegbügeln wollen.“

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Der „Kampf“ um faire Bedingungen und angemessene Behandlung sei bislang „frustrierend“, betont Schult: „Wenn man selbst das Gefühl hat, man gibt immer schon alles und trotzdem ändert sich nichts.“
Sie hoffe künftig auf einen positiveren Austausch. „Es ist gerade das Momentum dafür, einen Wandel hervorzurufen“, führt die 31-Jährige aus: „Es geht schlicht um Gleichberechtigung und Chancengleichheit.“ (sid/mvp)

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