Hamburg lässt Schulsporthallen als Notunterkünfte herrichten
Zwar ist der Zustrom von Schutzsuchenden aus der Ukraine lange nicht mehr so groß wie zu Beginn des russischen Angriffskrieges. Aber er ist stetig, und das seit Monaten. Die Stadt Hamburg stößt an ihre Grenzen, was die Unterbringung betrifft – und ergreift unpopuläre Maßnahmen.
Angesichts knapper Kapazitäten bei der Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine lässt die Stadt Hamburg erneut Schulsporthallen als Notunterkünfte herrichten. Entsprechende Angaben des Hamburger Sportbundes wurden am Donnerstag von der Sozialbehörde bestätigt. Demnach handelt es sich um fünf sogenannte Dreifeldhallen von Berufsschulen in St. Pauli, Winterhude, Bergedorf, Altona und Wilhelmsburg. Sie werden zunächst auf eine „eventuelle Nutzung“ vorbereitet, hieß es.
Bereits Anfang der Woche hatte die Sozialbehörde auf die knappen Ressourcen hingewiesen. Täglich kämen derzeit etwa 60 Menschen aus der Ukraine nach Hamburg, die einen Unterbringungsbedarf hätten. Von den geschätzt 25.000 Schutzsuchenden, die bereits in der Stadt seien, hätten rund 15.000 untergebracht werden müssen. Über 13.000 zusätzliche Plätze seien seit Kriegsbeginn geschaffen worden. „Dennoch reichen die Kapazitäten nicht“, sagte ein Sprecher.
Geflüchtete aus der Ukraine: Neue Unterkünfte erst zum Jahresende
Die Stadt arbeite deshalb mit Hochdruck daran, weitere Unterkunftsplätze zu schaffen, „damit die Menschen ein Dach über dem Kopf haben“. Auch werden bestehende Unterkünfte teils länger genutzt, die Platzzahl weiter ausgebaut oder zumindest nicht reduziert. Zusätzlich miete die Stadt weitere Standorte an – etwa Hotels, Wohnkomplexe oder gewerbliche Objekte.
„Neue Unterkünfte zu planen, bedarf aber mehrerer Monate Vorlauf, zum Teil – wenn es um feste Gebäude geht – sogar noch erheblich länger“, sagte der Sprecher. Zahlreiche der bereits angestoßenen Kapazitätserweiterungen kämen daher erst gegen Jahresende in Betrieb.
Kritik vom Sportbund: „Kein gutes Signal an den Hamburger Sport“
Die fünf Schulsporthallen an den Standorten Ladenbeker Furtweg, Budapester Straße, Dratelnstraße, Museumsstraße und Tessenowweg waren bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges mit jeweils rund 150 Feldbetten als Notunterkünfte hergerichtet, letztlich aber nicht genutzt worden.
„Für die absolute Notsituation der Stadt im Februar und März diesen Jahres hatten wir Verständnis“, sagte Sportbund-Vorstandschef Daniel Knoblich. „Warum nach mehreren Monaten jetzt eine kurzfristige Nutzung der Sporthallen erneut notwendig wird, erschließt sich dagegen nicht.“ Er mahnte eine bessere Koordination der unterschiedlichen Behörden „besonders mit den bezirklichen Sportreferaten“ an.
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Der Verband nannte es „kein gutes Signal an den Hamburger Sport“, da diese Hallen in den Sommerferien von Sportvereinen genutzt werden. Zudem seien Sporthallen „Integrationsräume und sollten nicht dauerhaft für anderweitige Nutzungen vorgehalten werden“, hieß es. Drei der Hallen seien sogenannte „Pilotstandorte für die erweiterte Feriennutzung“ und sollten damit auf Beschluss der Bürgerschaft regelhaft in den Sommerferien für Sportvereine geöffnet werden. (dpa/mp)