Viele leere Ränge: Tickets ab 70 Euro – ist der Rothenbaum zu teuer?
Im Tennis pflegt man gerne Traditionen, was sich oft auch preislich darstellt. Fans weltweit wissen: Wer die Topspieler auf dem Center Court sehen will, muss tief in die Tasche greifen. Am Freitag kostete eine Karte am Hamburger Rothenbaum in der günstigsten Kategorie satte 70 Euro. Das Damen- (Samstag) und Herrenfinale (Sonntag) gibt es zum gleichen Tarif. Gibt es ein teureres Sport-Event in Deutschland? Wohl kaum.
Turnierdirektorin Sandra Reichel hält die Eintrittspreise trotzdem für gerechtfertigt: „Im internationalen Vergleich mit anderen Turnieren stehen wir preislich im Mittelfeld. Die Zuschauer können bei uns den ganzen Tag Tennis sehen – und wenn wir ein hochwertiges Produkt anbieten, muss sich das auch im Preis widerspiegeln.“
Rothenbaum-Turnierdirektorin verteidigt Preise
Auf dem Center Court herrschte unter der Woche teilweise erschreckende Leere, trotz bestem Tennis. In Zeiten von Corona, Inflation und Energiekrise halten die Menschen bekanntlich ihr Geld zusammen – auf die Preise am Rothenbaum hatten diese Faktoren scheinbar noch keinen Einfluss.
Die Zuschauer, die am Freitag dabei waren, sahen tollen Sport. Das Turnier hatte ja schon immer ein Faible für Überraschungssiegerinnen: Gelingt am Samstag Bernarda Pera (USA) der nächste Coup? Die Nummer 81 der Weltrangliste trifft im Finale am Samstag (ab 13 Uhr) auf die topgesetzte Anett Kontaveit (Estland).
Tennis-Turnier in Hamburg: Finale zwischen Bernarda Pera und Anett Kontaveit
Eine Weisheit, die für andere Sportarten gilt, hat auch im Tennis ihre Gültigkeit: Wenn man einen Lauf hat, sieht alles leicht aus. Auf kaum eine andere Spielerin im Tenniszirkus passt dieser Kalenderspruch aktuell so gut wie Bernarda Pera. Die 27-Jährige nimmt momentan ihre Gegnerinnen nach Belieben auseinander und hat auf ihrem Weg ins Finale keinen Satz abgegeben.
In der ersten Runde demütigte sie die Rothenbaum-Titelverteidigerin Elena-Gabriela Ruse mit 6:0, 6:4 und knüpfte an ihre starke Form aus der Vorwoche an: In Budapest konnte sie ihren ersten Einzel-Titel auf der WTA-Tour feiern – heute soll der zweite auf der traditionsreichen Asche an der Alster folgen.
„Ich fühle mich momentan einfach sehr wohl auf dem Tennisplatz, das macht vieles einfacher. Es ist nicht so, dass ich auf den Platz gehe und überzeugt bin, dass ich gewinnen werde, ich vertraue einfach auf das, was ich kann“, sagte sie nach ihrem souveränen 6:2, 6:4 gegen die Belgierin Maryna Zanevska.
Rothenbaum: Alcaráz im Halbfinale gegen Molcan
Bei den Herren steht Publikumsliebling Carlos Alcaráz (Spanien) nach einem eindrucksvollen 6:0, 6:2 gegen Karen Khachanov (Russland) im Halbfinale am Samstag (Beginn der Spiele nach dem Frauen-Finale). Sein Gegner dort ist der Slowake Alex Molcan (Borna Coric gab verletzt auf).
Zuvor hatten die beiden ungesetzten Francisco Cerundolo und Lorenzo Musetti das Halbfinale erreicht. Der Argentinier Cerundolo setzte sich mit 6:3, 4:6, 7:6 (7:4) gegen Aslan Karazev aus Russland durch. Musetti gewann etwas überraschend gegen den Spanier Alejandro Davidovich Fokina mit 6:4, 6:3.