„Königinnen-Disziplin”: Mihambo springt nach Drama erneut zu WM-Gold
Malaika Mihambo lauschte lächelnd und mit geschlossenen Augen der Nationalhymne, auf der Tribüne fielen der deutschen Leichtathletik-Führung gewaltige Felsbrocken von der Seele: Die Weitsprung-Queen hat sich erneut die WM-Krone aufgesetzt und mit ihrem Gold-Coup in Eugene die Bilanz des Teams Deutschland gerettet.
„Es ist schwer genug, Weltmeisterin zu werden. Den Titel erfolgreich zu verteidigen, ist aber das, was es etwas ganz Besonderes macht – das ist die Königinnen-Disziplin“, sagte die Olympiasiegerin, nachdem sie in einem nervenaufreibenden Wettkampf mit 7,12 m vor Ese Brume aus Nigeria (7,02) wie vor drei Jahren in Doha zu WM-Gold gesprungen war – seit dem EM-Triumph 2018 in Berlin ist die 28 Jahre alte Heidelbergerin nun bei großen Meisterschaften ungeschlagen.
Mihambo drohte nach zwei ungültigen Versuchen das frühe Aus
Durchaus dramatisch war der Wettkampf deshalb, weil Mihambo nach zwei ungültigen Versuchen das frühe Aus drohte – und dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) damit das WM-Ende mit nur einer Medaille, dem Bronze-Erfolg der Sprintstaffel.
„Nach dem zweiten Versuch konnte ich es nicht fassen, dass der schon wieder ungültig war“, sagte Mihambo: „Das beunruhigt dann natürlich schon und setzt einen unter Druck. Ich habe in meiner Karriere aber schon viel Selbstvertrauen gewonnen, weil ich schon oft in solchen Situationen war.“
Mit 7,09 m übernahm Mihambo die Führung
Mit ihrem Trainer Uli Knapp („er ist so ein wichtiger Mensch für mich“) tüftelte sie an der Bande eine neue Anlauftaktik aus, kam trotz eines Sicherheitssprungs im dritten Durchgang auf 6,98 – Platz zwei. In Durchgang vier übernahm Mihambo mit 7,09 m die Spitze und setzte in der finalen Runde noch das Sahnehäubchen auf die WM-Torte – und war damit noch unzufrieden.
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„Ich war richtig gut drauf wie 2019“, sagte sie – damals hatte Mihambo in Doha mit 7,30 m triumphiert: „Wenn man sich den dritten Sprung anschaut- ich hatte einen ganz schönen Landeverlust, bin 17 Zentimeter vor dem Brett abgesprungen. Wenn man das zusammenrechnet, kommt man ganz auf eine ganz schöne Weite.“
Vor Eugene konnte sie bereits in Doha Gold für Deutschland holen
Das ist eben Mihambo. Titel sind für sie fast nur Beiwerk, sie will vielmehr die beste Version ihrer selbst sein. Bei der Siegerehrung sackte dann aber das ganz große Glücksgefühl durch. „Ich habe mir da einfach nochmal klar gemacht, dass ich mich so darüber freuen kann, wie ich mich weiter entwickelt habe. Dass ich über mich hinauswachsen kann, dass ich immer fester im Leben stehe“, sagte Mihambo.
Dass sie nun die erste Europäerin ist, die mindestens zweimal in Folge Weltmeisterin im Weitsprung wurde (zuvor war das nur den US-Amerikanerinnen Jackie Joyner-Kersee und Brittney Reese gelungen), sei zwar „schön“. Doch sie habe „nicht den Ansporn, die größte Weitspringerin der Welt zu werden. Ich versuche einfach, meinen Weg zu gehen, und ich freue mich über jeden Erfolg, den ich dabei mitnehmen kann.“
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Und deshalb ist es auch typisch Mihambo, dass sie im Moment des großen Erfolges schon den nächsten möglichen Erfolg in den Mittelpunkt stellte: „Eine große Party brauche ich heute nicht“, sagte sie: „Jetzt kommt die EM in München – danach sieht das vielleicht anders aus.“ (sid/pw)