„Das ist empörend!“ : Hamburger Großkonzern schmeißt 840 Mitarbeiter raus
Bramfeld –
Im Zuge der Verlagerung des Retouren-Standorts von Otto werden in Hamburg 840 Stellen gestrichen. Der Online-Händler schließt den Retouren-Betrieb seines Tochterunternehmens Hermes Fulfilment in Bramfeld – die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi findet das empörend.
Nach Polen und Tschechien will Otto seinen Retouren-Standort verlegen. „Die wollen nur die Produktion billiger machen“, kritisiert Heike Lattekamp von Verdi. Ohne Not würde das Unternehmen das Ganze einfach so verlagern – und das in einer Zeit, in der viele Unternehmen um ihre Existenz bangen müssen. „Das ist empörend – und für viele Kolleginnen und Kollegen ein Schlag ins Gesicht!“
Otto: Mitarbeiter trotz Verzichtserklärung & Co. rausgeschmissen
Lattekamp erklärt gegenüber der MOPO, was besonders schlimm ist: „Seit 2006 verzichten die Mitarbeitenden auf bis zu zwölf Prozent ihres Tariflohns und erst kürzlich wurde eine Standort- und Beschäftigungssicherung bis April nächsten Jahres geschlossen“, empört sich die Landesfachbereichsleiterin. Kaum sei der Beschluss ausgelaufen, sei dann die Kündigung gefolgt.
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Vorwiegend Frauen seien von der Schließung des Standorts betroffen. „Dreiviertel der Mitarbeitenden sind Frauen, das Durchschnittsalter beträgt über 50 Jahre – aus 69 Nationen kommen die Gekündigten“, so Lattekamp. Wie die MOPO berichtete, sei es für diese Menschen vor allem zu Zeiten der Corona-Pandemie schwierig, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.
Verdi empört: „Das hat nichts mit Verantwortung zu tun!“
Unternehmen wie Otto würden die soziale Verantwortung nach außen kehren, so Lattekamp. „Doch das ist empörend und hat nichts mit sozialer Verantwortung zu tun!“
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Auch Jan Koltze, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, ist enttäuscht über die Entscheidung des Online-Giganten. „Ich bedaure, dass die Otto Group trotz der Beiträge und Leistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zu einer anderen Entscheidung gekommen ist.“ Koltze hoffe, dass die Gremien von Otto die Entscheidung noch einmal genau prüfen werden.
SPD-Sprecher enttäuscht über Entlassungswelle bei Otto
Es könne nicht angehen, „dass gerade in einer Zeit, wo viele Betriebe sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer um ihre Existenz kämpfen, ein Bereich, der modern aufgestellt und gut ausgelastet wird, allein aus Profitstreben verlagert wird“, findet der Sprecher.