Hafenschlick: Hier wird Hamburgs Bezirk zu „Müllbergedorf“
Bergedorf war gestern, künftig heißt der Bezirk wohl eher „Müllbergedorf“! Zumindest dann, wenn es bei den Plänen von SPD und Grünen bleibt. Die haben in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dass Hamburgs Hafenschlick künftig ausschließlich auf der Bergedorfer Deponie Feldhofe abgeladen werden soll.
Insgesamt sechs Zeilen war die Nachricht den Koalitionspartnern in dem 205 Seiten umfassenden Koalitionsvertrag wert. Doch die reichen aus, um den Bezirk gegen sich aufzubringen.
Hamburg: Bergedorfer Politikerin ist „stinksauer“
„Ich bin stinksauer – es ist absolut inakzeptabel, dass wir aus dem Koalitionsvertrag erfahren, dass die Entscheidung für die Deponie Feldhofe bereits gefallen ist und wir daran offensichtlich nichts mehr ändern können“, sagt Bergedorfs FDP-Fraktionschefin Sonja Jacobsen zur MOPO.
Aus dem Koalitionsvertrag geht hervor, dass die Kapazität der Deponie Feldhofe erhöht und die Deponieplanungen in Moorburg aufgegeben werden sollen. Auch schadstoffbelastete Altsedimente aus den Hafenbereichen sollen nun in Bergedorf abgeladen werden.
Ein Plan, der offenbar schon länger bei der Hafenverwaltung HPA gärt und jetzt grünes Licht von den alten und neuen Koalitionspartnern erhält.
Hamburg: Bergedorfer Deponie wird deutlich wachsen
Konkret bedeutet das: Die bisherige Deponie soll von aktuell 38 Metern auf 56 Meter erhöht werden.
Das wären zusätzliche sieben Millionen Kubikmeter Schlick! Laut Jacobsen wäre die Deponie dann die höchste Erhebung im gesamten Bezirk. Ein Unding.
„Die Koalitionäre in Bergedorf sind sich nach meinem letzten Stand einig, dass wir einen Betrieb der Deponie Feldhofe bis nach 2060 ablehnen“, sagt sie.
Schlick-Deponie: Es droht Zoff bei Hamburgs SPD und Grünen
Pikant: Neben den Liberalen bilden mit SPD und Grünen genau jene Parteien die Koalition in Bergedorf, die auf Landesebene für den Schlick-Plan verantwortlich sind. Beide Bezirks-Parteien sind von den Plänen überrumpelt worden. „Das wird intensive Diskussionen und Gespräche in Partei und Koalition geben, natürlich auch zwischen Bergedorf und Senat“, sagt SPD-Fraktionschef Paul Kleszcz zur „Bergedorfer Zeitung“, die zuerst über die Deponie-Pläne berichtet hatte.
Das letzte Wort scheint also noch nicht gesprochen – zumal viele Bergedorfer inzwischen die Nase gestrichen voll davon haben, dass sich die Landesregierung vogelwild in ihrem Bezirk austobt.
Hamburg: Bergedorf muss viele Zumutungen ertragen
Zu viele Zumutungen habe es in den vergangenen Jahren gegeben: Die Erweiterung der JVA Billwerder, das Neubaugebiet Oberbillwerder, die gigantische Flüchtlingsunterkunft am Gleisdreieck oder die Debatte um die Öffnung der Dove Elbe. Und jetzt eben die Hafenmüll-Deponie. „Wir können für Bergedorf nicht länger hinnehmen, dass die Stadt so viele belastende Projekte sang- und klanglos in unseren Bezirk verschiebt“, so Jacobsen. Sie fordert ein klares Signal der Wertschätzung und Wiedergutmachung aus dem Rathaus.