• Dieter Schmidt (71), Peter Wendt (65), Erika Feddern (79) und Helmut Baumann (48) (v.l.n.r.) sind empört über den Aufzug-Ausfall in dem zwölfstöckigen Haus in der Holstenstraße.
  • Foto: Patrick Sun

„Eine Zumutung!“ : Fahrstuhl in Hamburger Hochhaus kaputt – Bewohner stinksauer

Altona –

„Zur Zeit kommt es in ihrem Haus zum vollständigen Ausfall des Aufzugs“ – das wurde den Bewohnern des zwölfstöckigen Hauses in der Holstenstraße schon vor einer Woche mitgeteilt. Seitdem laufen die hauptsächlich älteren und oft gehbehinderten Mieter die vielen Treppen rauf und runter. Doch jetzt reicht es ihnen – es soll sich endlich etwas tun.

Eigentlich sollte der Fahrstuhl bis zum 15. September wieder in Betrieb sein, doch daraus wurde nichts. Erstmals war der Aufzug am 5. September ausgefallen, dann war er ab und zu in Betrieb und fiel wieder aus – seit einer Woche geht aber gar nichts mehr. Ein weiterer Aushang der SAGA, die das Haus verwaltet, kündigte nun sogar einen Ausfall auf unbegrenzte Zeit an. Die Bewohner in der Holstenstraße 26 sind empört. „Hier wohnen viele alte Leute im Haus“, erklärt Helmut Baumann (48) der MOPO.

Hamburg: 84-Jährige muss in den elften Stock laufen

Viele von diesen haben Gehbehinderungen – so auch Baumanns Mutter, die jetzt mit 84 Jahren und künstlichem Knie die Treppen auf- und abgehen muss. „Sie schafft das auch – das dauert dann halt nur 20 bis 30 Minuten“, so Baumann. Von der SAGA werde zwar die Übernahme der Kosten eines Transport-Dienstes angeboten, das Geld dafür müsse man aber erst einmal vorstrecken. Ungefähr 400 Euro seien das pro Ausflug nach draußen – „Wer hat die schon mal eben so auf der Hand?“ empört sich der 48-Jährige.

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Helmut Baumanns Mutter wolle sich ihre Lebensqualität nicht nehmen lassen, sie bestehe darauf, einkaufen zu gehen und an die frische Luft zu kommen. „Das merkt sie dann einen Tag später – auch in der Hüfte hat sie Schmerzen“, berichtet der besorgte Sohn. Einkäufe und Gehwagen lasse die 84-Jährige dann im Erdgeschoss stehen, nach Feierabend schleppe Baumann selbst die Nahrungsmittel in den elften Stock.

Nur noch zweimal täglich Gassi – Rentner schafft die Treppen nicht öfter

„Insgesamt 384 Stufen hoch und runter sind das.“ Peter Wendt wohnt in der zwölften Etage und hat die Anzahl der Stufen ausgerechnet. Der 65-Jährige habe rheumatische Arthrose in den Knien, wurde 2018 dreimal an der Wirbelsäule operiert. Auch bei ihm reichen Rente und Nebenjob nicht für das Vorstrecken für den Transport-Dienst aus.

Zwölf Stockwerke hat das Haus in der Holstenstraße 26

Zwölf Stockwerke hat das Haus in der Holstenstraße 26 – die müssen die Bewohner täglich hoch- und runterlaufen. 

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Mit seinem neuneinhalbjährigen Schäferhund muss er trotzdem täglich Gassi gehen – für beide sei das „nicht gesund“. Dreimal am Tag würde er normalerweise rausgehen, jetzt sind es bloß noch zweimal täglich. „Ich will ja meinen Hund nicht kaputtmachen – und mich auch nicht!“, sagt er der MOPO.

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„Bei Rheuma ist Bewegung eigentlich gesund, aber nicht Treppe hoch und runter in diesem Ausmaß“, klagt Wendt. Die Mieter in der Holstenstraße 26 sind sich einig: Es muss etwas passieren. Auf unbestimmte Zeit wollen sie sich nicht vertrösten lassen. „Das ist ein Unding“, so Baumann. Und auch Wendt hat die Nase voll: „Ich bin ja relativ fit, aber das ist mir zu viel hier!“

Hamburg: Um nicht raus zu müssen – 65-Jähriger geht an Reserven

Inzwischen geht der 65-Jährige an seine Nahrungs-Reserven, um nicht einkaufen gehen zu müssen. Bei seinem Nebenjob sagte er auch schon einmal ab, da er die vielen Treppen nicht auf- und abgehen konnte und wollte.

Wann damit Schluss ist, kann die SAGA auch auf Anfrage der MOPO nicht sagen. Eine Fachfirma arbeite aber bereits an der Instandsetzung. Grund für die Störung sei eine defekte Steuerungsplatine, die ausgebaut und repariert werden müsse, erklärt Gunnar Gläser, Sprecher der Unternehmensgruppe.

Holstenstrasse Schild

Entschuldigung-Schreiben am Fahrstuhl.

Foto:

Patrick Sun

„Wir bedauern diese Unannehmlichkeiten sehr und haben betroffene Mieterinnen und Mieter über entsprechende Hilfsangebote informiert, bis hin zur Organisation und Kostenübernahme ggf. notwendiger Unterstützung durch externe Pflegedienste“, so Gläser. Geholfen ist den Anwohnern damit aber nicht.

Update: Nach erscheinen dieses Artikels meldeten sich die Anwohner nochmal bei uns: Monteure sind im Einsatz, am späten Nachmittag lief der Fahrstuhl endlich wieder.

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