20 Mio. neue Schulden! HSV-Boss Wüstefeld kritisiert Vorgänger hart
Ab Mittwoch geht es für HSV-Vorstand Thomas Wüstefeld in den Urlaub. Ein paar Tage in Portugal abschalten, nachdem es in den vergangenen Tagen heiß hergegangen ist im Volkspark. In einer eigens anberaumten Medien-Runde in der VIP-Loge 32 der Arena legte der Medizinunternehmer seinen Plan für die nähere HSV-Zukunft dar – und versprach baldige Ergebnisse.
Es ist das Thema, was dem 53-Jährigen seit Tagen, Wochen unter den Nägeln brennt – weil es akut ist. Die Sanierung des 2000 fertiggestellten Volksparkstadions, auch im Hinblick auf die Europameisterschaft 2024. Eine neue Dachmembran muss her, und das bis spätestens März 2023. Kostenpunkt der Gesamtsanierung: Bis zu 40 Millionen Euro. Dinge, die laut Wüstefeld erst in den vergangenen Wochen und Monaten nach und nach ans Licht kamen. „Sprachlos“ sei er gewesen, als er die Verträge gelesen habe, die der HSV mit der UEFA 2017 geschlossen habe. Das Kernproblem: Dem HSV fehlt mal wieder das Geld.
HSV macht für Sanierung des Volksparkstadions neue Schulden
Der HSV braucht externe Unterstützung – und soll diese laut Wüstefeld zeitnah bekommen. „Für diese Fremdfinanzierung mit Finanzierungsmodellen sind wir auf der Zielgeraden“, kündigte der Vorstand an und konkretisierte: „In den kommenden zehn Tagen erwarte ich eine Entscheidung.“ Um die 20 Millionen Euro soll die Neuverschuldung betragen. Seinen Urlaub habe er für jene Gespräche verschoben. „Die Bürgschaft ist auf der Zielgeraden.“ Einen konkreten Partner nannte Wüstefeld noch nicht, wohl aber, dass er gewissermaßen eine Kettenreaktion erwarte.
Sei die Stadionsanierung, die im November diesen Jahres während der Katar-WM-Pause beginnen soll, finanziert, könne über mögliche, neue Gelder für die Fußball-AG gesprochen werden. Immer wieder hatte Trainer Tim Walter in den vergangenen Tagen Transfers gefordert. „Für diese Themen werden wir dann wieder offen sein“, sagte Wüstefeld. Und so für eine Entspannung mit Sportvorstand Jonas Boldt sorgen?
HSV-Boss Wüstefeld mit harter Kritik an Vorgänger Wettstein
Von den 23,5 Millionen Euro, die der Klub 2020 von der Stadt Hamburg für das Stadiongrundstück kassierte, ist nichts mehr übrig. Das bekräftigte Wüstefeld erneut mit Nachdruck, mit dem Zusatz, dass kein einziger Euro davon in die angedachte Sanierung geflossen sei. Das alles sei ihm erst stückweise nach seinem Amtsantritt am 6. Januar bewusst geworden. „Frank Wettstein sagte mir: Es ist alles im Lauf“, erklärte Wüstefeld in Bezug auf ein Gespräch mit seinem Vorgänger im Herbst des letzten Jahres. Die Nachfrage, ob die Übergabe „saumies verlaufen” sei, bejahte er.
„Es galt für das Geld der Stadt keine Mittelzweck-Erklärung“, sagte Wüstefeld. „Das muss der Aufsichtsrat aufarbeiten. Es sei wirtschaftlich alles wie vorgesehen berücksichtigt, war der Stand im September 2021.“ Heftige Kritik an seinem Vorgänger, der im Januar den Verein nach knapp sieben Jahren verlassen hatte – und für eine Einarbeitungszeit laut Wüstefeld nicht zur Verfügung stand. „Auch Jonas (Boldt, d. Red.) war der Meinung, dass alles am Laufen sei.“ Der 40-Jährige sei aber nur für den Sport zuständig.
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Die restlichen Aufgaben, also Finanzen und Marketing, fallen seit Januar in Wüstefelds Bereich. Eine Menge Arbeit, mit der er sich im Verein nicht nur Freunde machte. Ein Umstand, dem er sich bewusst ist. „Wir haben Kosten eingefroren. Das sind Dinge, die nicht allen gefallen.“ Letztlich gelte aber – ein wiederkehrendes Element in Wüstefelds Ausführungen – die Sach- und Faktenlage.
„Ich musste mehr und mehr Themen aufarbeiten“, sagte der Vorstand und verwies auf seine „Erfolge“, darunter die Vertragsverlängerungen mit „Popp Feinkost“ und „Admiral Bet“, den neuen Hauptsponsor „Hanse Merkur“ (Dreijahresvertrag) und die Rückkehr von „Hapag Lloyd“ als HSV-Partner.