Terrence Boyd
  • Heute ist Terrence Boyd (r.) Lauterns Torjäger. Er trug mit acht Treffern zum Aufstieg bei.
  • Foto: IMAGO/Eibner

St. Paulis Gegner: Wie die Roten Teufel der Hölle entkommen sind

Es gibt Klubs, die sind als Fahrstuhlmannschaften bekannt, weil sie andauernd auf- und absteigen. Und es gibt den 1. FC Kaiserslautern. Bei den Pfälzern geht’s auch auf und ab und zwar mit einem solchen Gefälle, dass man sie wohl eher als Himmel- und Hölle-Mannschaft bezeichnen muss. 

In diesem Jahr haben sie die Unterwelt, namentlich die Dritte Liga, verlassen, die „Roten Teufel“ sind zurück aus der Hölle und wähnen sich geradewegs auf dem Weg in den Himmel, Wolke sieben schon ganz nah. Ursächlich sind der Aufstieg in die Zweite Liga und der gute Start in selbige. Ein Sieg gegen Hannover, ein Remis in Kiel, alles (rosa-)rot. 

Wäre der FCK vor einer Woche gar noch als Sieger aus der Verlängerung des Pokalduells gegen den SC Freiburg gegangen, die Emotionen auf dem Betzenberg wären wohl übergekocht. Aber auch so dürfte die Stimmung am Sonntag im Duell gegen St. Pauli hitzig werden. Nicht nur, weil das Quecksilber im Thermometer auf 28 Grad klettern soll – es sind auch schon mehr als 36.000 Tickets verkauft. Lautern pflegt zudem unter Dirk Schuster einen zweikampflastigen Fußball zu spielen und die Fans auf dem Betze honorieren das in der Regel laut. Sehr laut. 

Trulsen erinnert sich an Duell mit Lautern und Klose

Daran erinnert sich auch St. Paulis Urgestein André Trulsen, der sieben Mal die Anhöhe zum Fritz-Walter-Stadion erklomm, um dann mit dem Fahrstuhl zur Kabine zu fahren. So wie am 17. November 2001. Erste Bundesliga, 13. Spieltag, Lautern gegen St. Pauli. Trulsen kann sich zuerst nicht recht entsinnen, als ihn die MOPO am Telefon erreicht. Aber dann, doch, da war was. 16 Minuten waren gespielt, da kam „Truller“ auf den Platz, nachdem sich Yakubu Adamu Schien- und Wadenbein gebrochen hatte. St. Pauli ging in Führung. „Ich erinnere mich daran, dass wir in der ersten Halbzeit gar nicht so schlecht waren“, sagt Trulsen. „Aber nach ihrem ersten Tor sind sie in einen Flow gekommen, dann konnten wir sie nicht mehr aufhalten.“ 

Im November 2001 schossen Lautern und Miroslav Klose St. Pauli um André Trulsen mit 5:1 ab. imago/Sportnah
Im November 2001 schossen Lautern und Miroslav Klose St. Pauli um André Trulsen mit 5:1 ab.
Im November 2001 schossen Lautern und Miroslav Klose St. Pauli um André Trulsen mit 5:1 ab.

Der Endstand auf dem Betzenberg: 5:1. Die Tore schossen unter anderem Lincoln und Miroslav Klose, für den FCK stand zudem Mario Basler auf dem Platz und der 1990er-Weltmeister Andreas Brehme als Trainer daneben. 

Himmlische Zeiten. Drei Jahre zuvor noch wurden die Lauterer mit Otto Rehhagel Deutscher Meister, zum vierten Mal in ihrer Geschichte. Und als erster und einziger Klub überhaupt als Aufsteiger. Ebenso ein Unikat war ihr Pokalsieg 1996 – weil eine Woche nach dem Abstieg aus der Bundesliga. 

1. FC Kaiserslautern: Aufstieg nach Insolvenz

Aus der Hölle in den Himmel in sieben Tagen. Gibt’s nur in Kaiserslautern, wo es sowieso schon oft Betzenberg-auf und -ab ging. Aus Spieler-Legenden wie Stefan Kuntz wurde ein Funktionär non grata, 2008 stand der Klub vor der Insolvenz, 2020 meldete er sie dann wirklich an. Und profitierte von der coronabedingten Nachsicht der DFL. 

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Statt in der Regionalliga spielt der FCK nun also in Liga zwei gegen St. Pauli. Der Torjäger heißt zwar nicht mehr Klose, sondern Terrence Boyd, aber die „Roten Teufel“ werden St. Pauli den Betze trotzdem zur Hölle machen, davon geht auch Trulsen aus. „St. Pauli ist zwar spielerisch stärker“, sagt der 57-Jährige, aber: „Ich erwarte ein offenes Spiel und sehe St. Pauli nicht als klaren Favoriten.“

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