„Grobe Corona-Sünden“: Die Disziplin auf Hamburgs Baustellen sinkt
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) hat am Donnerstag kritisiert, dass auf Hamburgs Baustellen immer häufiger gegen Abstands- und Hygieneregeln verstoßen werde. Dies sei bei Baustellen-Visiten deutlich geworden. Die Verstöße gegen die Vorschriften seien „grobe Corona-Sünden“, so die IG BAU.
An vielen Baustellen in Hamburg soll der alte Trott wieder eingekehrt sein: Gewohnheiten und Abläufe aus Vor-Corona-Zeiten hätten sich wieder durchgesetzt, beklagt die Gewerkschaft. „Oft ist nicht einmal das Händewaschen möglich. Ein Waschbecken mit Seife und fließendem Wasser – Fehlanzeige. Von Desinfektionsmittel-Spendern ganz zu schweigen. Aber auch Sammeltransporte in Bullis sind schon längst wieder an der Tagesordnung. Genauso Frühstücks- und Mittagspausen dicht an dicht im Bauwagen“, sagt Matthias Maurer, Vorsitzender der IG BAU Hamburg.
Corona in Hamburg: Auf Baustellen werden Regeln missachtet
„Viele Baufirmen nehmen die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus auf die leichte Schulter. Das ist fatal“, erklärt er weiter. Die Bauunternehmen in Hamburg sollten die Kosten für die Umsetzung der notwendigen Maßnahmen nicht scheuen, mahnt die IG BAU – denn sie dienen dem Gesundheitsschutz der Arbeitenden.
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Die Infektionsgefahr lauere besonders bei Innenausbauten und Sanierungen sowie bei gemeinsamen Pausen und dem Arbeitsweg zu den Baustellen mit mehreren Personen im Sammeltransporter. Die Arbeitgeber sollten Einzelfahrten ermöglichen – fordert die Gewerkschaft.
IG BAU fordert 230 Euro mehr im Monat für Baubeschäftigte
Die derzeitigen Regelungen um den Arbeitsweg sind der IG BAU ohnehin ein Dorn im Auge – und stelle auch für den Großteil der Baubeschäftigten in Hamburg einen „wunden Punkt“ dar, heißt es in der Pressemitteilung der Gewerkschaft. Denn die Wegstrecken sind zum Teil lang, und wer zu welcher Baustelle fahren müsse, werde durch den Chef festgelegt.
Unberechenbar, gefährlich – und überall: Das Coronavirus respektiert keine Regeln. „Da können noch so viele Verbotsschilder stehen. Wenn sich einer garantiert nicht daran hält, dann das Coronavirus“, sagt Matthias Maurer. Der IG BAU-Bezirksvorsitzende warnt vor einem wachsenden Corona-Risiko auf dem Bau.
IG BAU
Bisher werden An- und Abfahrten zwischen Wohnort und Baustelle zumeist nicht entschädigt. Daher will die IG BAU das Thema bei der bevorstehenden Schlichtung in der letzten Augustwoche wieder auf den Tisch bringen.
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Außerdem fordert die Gewerkschaft eine Lohnerhöhung von 6,8 Prozent, mindestens aber von 230 Euro mehr im Monat für die Baubeschäftigten. Auch Azubis sollen 100 Euro mehr im Monat verdienen. (ncd)
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