Lotussitz auf dem Wackel-Board: Warum Sup-Yoga jetzt so beliebt in Hamburg ist
Klein Borstel –
Vor einigen Jahren ist der Trendsport Sup-Yoga in Hamburg angekommen. Gerade in Corona-Zeiten erfreut sich die Mischung aus Yoga und Stand-Up-Paddling immer größerer Beliebtheit: Bei vielen Anbietern rund um die Alster sind die Kurse schon ausgebucht. MOPO-Reporterin Marina Höfker wollte herausfinden, was es mit dem Trend auf sich hat und hat Sup-Yoga beim Verein Oberalster in Klein Borstel ausprobiert.
Ich sitze im Lotussitz auf dem Brett, die Augen geschlossen. Einatmen, ausatmen. Im Hintergrund das Rascheln der Blätter in den Bäumen, das Zwitschern der Vögel und immer mal wieder ein Plätschern im Wasser, wenn ein Kanu vorbeifährt oder einer der Kursteilnehmer sein Sup-Board neu ausrichtet. Dann die sanfte Stimme der Yoga-Lehrerin, die neue Übungen – sogenannte Asanas – vorgibt. Bis ich so entspannt auf meinem Brett sitzen werde, wird es allerdings eine Weile dauern.
Sup-Yoga in Hamburg: Warum der Trendsport hier so beliebt ist
Das Vereinshaus des „Oberalster V.f.W.“ liegt ein gutes Stück entfernt vom City-Trubel im Stadtteil Klein Borstel und ist von Wald und Wasser umgeben – Natur pur. Hier findet seit dem 18. Juni ein „Corona Summer Special“-Kursprogramm statt. „Geplant war Sup-Yoga schon vorher, allerdings hat Corona das Erlebnis kleiner gemacht“, erklärt Nizar Müller, der seit über einem Jahr Vereinsvorsitzender ist. Daher dürfen momentan maximal zehn Personen an den „Klein und fein“-Kursen teilnehmen.
Für Nizar Müller war es wichtig, auch eine neue Trendsportart beim Verein zu etablieren. „Als Wassersportverein sind wir dazu verpflichtet, ein attraktives Angebot an der frischen Luft zu machen. Zu unserer Kanu-Sparte gehört auch Sup, weshalb wir in dem Bereich wachsen wollen“, sagt er. Zudem soll diesen Sommer noch ein Angebot für Bogenschießen dazukommen und mehrere Kurse, die vorher drinnen stattfanden, nach draußen verlegt werden.
Yoga auf der Alster: Aller Anfang ist schwer
Auch hier wird der Kurs bisher gut angenommen: „Wir sind positiv überrascht, weil wir befürchteten, dass Sup-Yoga in diesem Teil der Alster nicht funktionieren würde, weil es so weit außerhalb ist“, so der Vereinsvorsitzende. Doch sie wurden eines Besseren belehrt: Einigen Interessierten musste der Verein aufgrund der limitierten Teilnehmerzahl schon absagen. Eine mögliche Erklärung für den Andrang hat er auch:„Die Leute wollen raus, einfach an der frischen Luft sein und auch wieder Gesellschaft haben.“
Bevor es mit dem Sup-Board auf die Alster geht, machen wir erstmal ein paar Trockenübungen im Gras: Klassische Yogaelemente und ein Fokus auf Gleichgewichts- und Kraftübungen sollen uns auf die Einheit auf dem Wasser vorbereiten. Der Anfang ist wackelig: „Bloß nicht ins Wasser fallen“, schießt es mir durch den Kopf. „Nehmt die Hände am besten zuletzt vom Brett“, sagt Yoga-Lehrerin Katja, während wir unsere ersten Versuche unternehmen, vom Board aufzustehen. Dann folgen Übungen wie die Kobra, der herabschauende Hund oder der Krieger.
Trendsport Sup-Yoga erreicht Hamburg: Darum ist es hier besonders schön
Vor einigen Jahren hat Sup-Yoga Hamburg erreicht – und wird hier immer beliebter. Wer ohnehin schon gern Yoga macht oder Spaß am Stand-Up-Paddling hat, wird sicherlich auch Gefallen an der Kombi-Variante finden. Jetzt, wo der Sommerurlaub für viele ausfällt, suchen die Hamburger offenbar nach Alternativen in der direkten Umgebung: Die Alster ist bei dem guten Wetter voll mit Tretbooten, Kanus, Sups und Co. Und durch die Kanäle und das viele Grün lässt sich Sup-Yoga in Hamburg auch super umsetzen.
Yogalehrerin Katja findet es im Verein Oberalster besonders idyllisch. „Gerade hier ist die Umgebung total schön. Wenn man weiter Richtung Stadt schaut, steht man manchmal so auf dem Präsentierteller. Man muss das Gefühl ‚Da gucken jetzt ganz viele zu‘ auch mögen. Da ist es schon was anderes, wenn man ganz und gar in der Natur ist“, so die 49-Jährige. Beobachtet fühlte ich mich hier tatsächlich nicht: Nur selten schippern ein paar Menschen vorbei, die neugierig herschauen.
Sup-Yoga in Hamburg: Wer diese Sorge verliert, fühlt sich frei
Doch bevor man die Yoga-Session auf dem Wasser richtig genießen kann, muss man erstmal eine ganz bestimmte Sorge über Bord werfen. „Wenn man die Angst ins Wasser zu fallen verliert, wird es viel einfacher. Dann kann nämlich die Komponente reingeholt werden, die beim Yoga ja eigentlich das Zentrum ist: Der Atem“, sagt Katja. Und erst wenn man sich auf die Atmung konzentrieren kann, kommt das Gefühl von Entspannung.
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Alle Teilnehmer – inklusive mir – schaffen den Sup-Yoga-Kurs übrigens, ohne ins Wasser zu fallen. Klar geworden ist mir: Man muss sich noch mehr als beim „normalen“ Yoga darauf konzentrieren, sich langsam zu bewegen, die Muskeln anzuspannen und das Gleichgewicht zu halten (und hinzu kommt noch die Herausforderung darauf aufzupassen, dass man nicht zu weit auf der Alster abtreibt). Wenn man erstmal den Dreh raus hat, wie das Board auf Bewegungen reagiert, macht man aber schnell Fortschritte – auch als Anfänger. Wer Geduld mitbringt und dranbleibt, für den kann sich dieses Erlebnis sehr lohnen.