Masken-Fehlstart in Hamburg: Warum viele Risikopatienten an Apotheken leer ausgingen
Am Dienstag fiel der Startschuss für die kostenlose Ausgabe der sogenannten FFP2-Masken für Risikogruppen. Viele lange Schlangen vor Hamburgs Apotheken sorgten jedoch für einen raschen Ausverkauf der besonders gut schützenden Masken-Variante. Am Ende gab es viele verärgerte Kunden – und überforderte Apotheker.
„Wir haben ordentlich was zu tun, manche Apotheken haben keine Masken mehr“, sagt der Präsident der Apothekerkammer Hamburg, Kai-Peter Siemsen. FFP-2-Masken filtern Partikel besonders wirksam, bieten allerdings auch keinen 100-prozentigen Schutz. Vor seiner eigenen Apotheke in Hamburg-Eilbek bildete sich am Dienstagmorgen eine lange Schlange, wie Siemsen berichtet.
Keine Stammkundin: Hamburgerin (70) vor Apotheke abgewiesen
Doch wer sich in eine Schlange vor einer Apotheke stellte, hatte noch lange keine Maske sicher. MOPO-Leserin Astrid M. (70) wurde am Dienstag in einer Apotheke am Grindelberg in Hamburg abgewiesen, weil sie keine „Stammkundin“ sei.
Zum Glück hatte sie nach eigener Aussage beim nächsten Versuch in einer Apotheke am Schlump Glück und konnte sich drei der begehrten Exemplare sichern – obwohl sie auch dort keine Stammkundin war. Wie der 70-Jährigen erging es auch anderen Hamburgern. Doch viele von ihnen bekamen am ersten Tag gar keine Masken ab.
Apothekerverein in Hamburg: „Große Herausforderung für unsere Apotheken“
Für den Geschäftsführer des Hamburger Apothekervereins, Thomas Friedrich, war dieser Ansturm vorhersehbar: „Die kurzfristig von der Politik initiierten Verteilung von FFP2-Masken an vulnerable Bevölkerungsgruppen über Apotheken vor Ort ist eine sinnvolle Ergänzung zur Eindämmung der Corona-Pandemie, die wir mit allen Kräften unterstützen“, sagt er im Gespräch mit der MOPO.
Sie sei aber aufgrund der Kurzfristigkeit eine große Herausforderung für Apotheken, die nicht gleich am ersten Tag überall gleich gut gemeistert werden könne.
Hintergrund seien die Pläne des Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU), die erst letzten Mittwoch bekannt wurden. Der Apothekerverband habe die „Mitglieder so gut es ging informiert und Ihnen den Einkauf von Masken empfohlen.“ Doch am Ende reichte es noch nicht für jeden aus einer Risikogruppe.
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Laut Friedrich konnte man das aber auch nicht am ersten Tag schaffen: „Es müssen für die erste Abgabestufe bis zum 6. Januar 2021 etwa 1,8 Millionen Masken für rund 600.000 Anspruchsberechtigte in Hamburg zur Verfügung gestellt werden. Deshalb ist ein Ansturm gleich am ersten Tag kaum zu verkraften“, erklärt der Chef des Apothekervereins.
In Hamburg: 1,8 Millionen Masken für 600.000 Menschen
Bereits am Donnerstag wurden laut Friedrich erste Bestellungen aufgegeben. Am Wochenende wurden erste Sendungen gepackt und am Montag an die Paketversender übergeben. „Es ist unrealistisch, davon auszugehen, dass diese heute schon in den Apotheken vollumfänglich zur Verfügung stehen.“ Die Apotheken werden laut Friedrich aber fortlaufend Masken nachordern, so dass sich die Versorgungslage laut des Apothekerverein-Chefs stabilisieren sollte.
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Das Bundesgesundheitsministeriums (BMG) geht deutschlandweit von Kosten in Höhe von 2,5 Milliarden Euro und rund 27 Millionen Anspruchsberechtigten aus. „Das betrifft beispielsweise Menschen über 60 Jahren, Asthmatiker oder Herzkranke”, sagt Friedrich.