Gas-Umlage: So teuer wird’s für die einzelnen Haushalte
Zwischen 1,5 und 5 Cent pro Kilowattstunde (kWh) werde der Preis für die Gas-Umlage wohl liegen, hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck im Vorfeld vermutet. Gestern nun verkündeten die Netzbetreiber die vorläufige Höhe. Die Wahrheit, sie liegt in der Mitte: Mit rund 2,4 Cent kommen jedenfalls erhebliche Mehrkosten auf viele Haushalte zu. Die MOPO erklärt das Instrument.
Was ist die Gas-Umlage überhaupt?
Gas-Importeure wie das Unternehmen Uniper haben doppelt Schwierigkeiten, seit Russland deutlich weniger Gas liefert: Sie müssen deutlich teurer Gas woanders einkaufen. Und haben mit Kommunen gleichzeitig oft Festpreise vertraglich vereinbart. Um solche Unternehmen zu entlasten, hat die Ampel mit ihnen die Gas-Umlage vereinbart.
Die Idee: Haushalte und Unternehmen zahlen pro Kilowattstunde einen Cent-Betrag zusätzlich. Allerdings sollen laut Ampel keine „Gewinne auf Kosten der Verbraucher“ subventioniert werden.
Und warum die Unterstützung?
Die Ampel möchte um jeden Preis verhindern, dass Rating-Agenturen die Gas-Importeure runterstufen oder sie gar pleite gehen. In beiden Fällen würde vermutlich noch weniger Gas nach Deutschland fließen, und die Preise für die Verbraucher:innen würden mutmaßlich noch mehr steigen.
Für Bundeskanzler Olaf Scholz steht hierbei offiziell zumindest der Solidaritäts-Gedanke im Vordergrund: Man wolle verhindern, „dass Einzelne die ganze Wucht spüren.“ Stattdessen werde die Last so auf mehreren Schultern verteilt.
Und was kostet das einzelne Haushalte?
Vergleichsportale wie Check24 haben fix errechnet, was die Umlage von gut 2,4 Cent pro kWh für die einzelnen bedeutet. Ein vierköpfiger Musterhaushalt etwa, der rund 20.000 kWh Gas pro Jahr verbraucht (rund 3415 Euro im Jahr), muss mit Mehrkosten von etwa 484 Euro rechnen. Falls die Mehrwertsteuer dazukommt (s.u.), dann gar mit 576 Euro.
Ein Single-Haushalt mit einem Verbrauch von 5000 kWh hingegen muss mit etwa 121 Euro bzw. 144 Euro mit Mehrwertsteuer pro Jahr rechnen.
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Einiges ist allerdings noch ziemlich unklar: Haushalte mit Fernwärme etwa bekommen ihre Wärme oft zum Teil von Gaskraftwerken. Diese sollen die Umlage zwar zahlen, wissen aber rechtlich noch nicht genau, ob und wie sie diese auf die Verbraucher:innen umlegen können.
Offiziell gilt die Umlage ab Oktober. Auf Nebenkostenabrechnungen dürfte sie aber erst im November oder Dezember auftauchen, weil die Anbieter Ankündigungs-Fristen von vier bis sechs Wochen einhalten müssen. Derzeit ist die Umlage bis April 2024 geplant – in der Hoffnung, dass der Markt sich bis dahin beruhigt hat.
Wirtschaftsminister Habeck kündigte an, die Umlage werde mit einem weiteren Entlastungspaket abgefedert.
Wie entsteht der Preis?
Die Vereinbarung lautet: Die Importeure berechnen ihre Mehrausgaben. Wirtschaftsprüfer prüfen das auf Plausibilität. Trading Hub Europe, ein Gemeinschaftsunternehmen der Netzbetreiber, streckt das Geld dann vor, holt es sich später bei Stadtwerken & Co. zurück.
Unklar ist noch, ob auf die Umlage eine Mehrwertsteuer anfällt. Finanzminister Christian Lindner (FDP) will dies verhindern, bemüht sich derzeit bei der EU um eine entsprechende Ausnahmeregelung.
Die Kritik:
Kommt heftig, und zwar von unterschiedlichsten Seiten. Die Linke kritisiert etwa, arme Haushalte könnten sich die Mehrkosten kaum leisten. Fraktionschef Dietmar Bartsch spricht von einem „Spaltpilz“ für die Gesellschaft: „Und wenn Versorger, die nicht im Minus sind, die Umlage eintreiben können, ist das eine Unverschämtheit gegenüber den Bürgern.“
Doch auch der Bundesverband der Industrie (BDI) ist nicht begeistert: Die Gas-Umlage treffe auch Unternehmen hart. „Die Politik sollte sich überlegen, die Umlage über 2024 hinaus zeitlich zu strecken, denn die Kosten werden viele Unternehmen überfordern“, so BDI-Chef Holger Lösch. (km)