Masterplan für mehr Lebensqualität: Betonwüste? Von wegen! Eidelstedt putzt sich raus
Eidelstedt –
Ende 2016 fiel der Startschuss für das Integrative Entwicklungskonzept (IEK) in Eidelstedt. Bis Ende 2023 sollen rund 30 Projekte das Bild des Stadtteils verschönern. Die Verantwortlichen ziehen ein erstes Resümee und planen Großes für die Freizeit- und Verkehrsgestaltung in Eidelstedt.
Bisher hatte der Randstadtteil mit seinen von Autos beherrschten Straßen und dem Mix aus Zweckbauten der vergangenen 40 Jahre eher das Image einer grauen Maus. Statt Grün dominierte der Beton, es fehlte an öffentlichem Raum und Verkehrsalternativen.
Hamburg-Eidelstedt: Freizeitoasen und Mobilitätskonzept
Doch mittlerweile ziehen immer mehr junge Familien in das Gebiet im Nordwesten der Stadt. Zum einen ist Wohnraum dort noch verhältnismäßig erschwinglich, zum anderen wird der Stadtteil mit dem IEK derzeit generalüberholt und familienfreundlich gemacht.
Im Frühjahr 2016 wurde Eidelstedt-Mitte als Fördergebiet im Rahmenprogramm der Integrierten Stadtentwicklung (RISE) festgelegt, seit 2017 wird der Plan umgesetzt. Nun ist Halbzeit: „Wir ziehen eine positive Bilanz“, sagt Axel Vogt, Fachamtsleiter Sozialraummanagement im Bezirksamt Eimsbüttel, im Gespräch mit der MOPO.
In den drei Jahren des Entwicklungskonzepts seien bereits 15 Projekte abgeschlossen worden. Darunter die Neugestaltung von den Spielplätzen am Duvenacker und Niekampsweg und den Schulhöfen des Gymnasiums Dörpsweg und der Stadtteilschule Eidelstedt.
Eidelstedt: Wiederbelebung des öffentlichen Raums
Im Stadtteilgebiet fehle es noch immer an öffentlichen Aufenthaltsorten, aber so könne man diese zum Teil auch außerhalb der Schulzeiten nutzen, so Vogt.
Mit der Wiederbelebung des Eidelstedt Centers 2019 und der Erstellung eines 100-seitigen Mobilitätskonzepts wurden nun auch zwei Schlüsselprojekte durchgeführt. 13 weitere Projekte befinden sich derzeit in der Umsetzung.
Während in der ersten Hälfte des Entwicklungskonzepts vor allem zentrale Projekte mit den Bürgern geplant und weiterentwickelt wurden, sollen in den kommenden Monaten weitere Schlüsselprojekte folgen.
Im September beginnt die Sanierung des Bürgerhauses, einer ehemaligen Schule, samt Anbau mit Kulturzentrum, Elternschule, Bücherhalle und einem Café. Hinzu kommt eine Aktivzone am Hörgensweg.
Eidelstedt: Integration der Bürger war voller Erfolg
Die Synergie zwischen Amt, Stadtplanern und Bürgern trug schon 2018 Früchte, als Schüler der Stadtteilschule gemeinsam mit zwei Künstlern die verwahrloste Unterführung der Elbgaustraße neugestalteten.
Vogt schätzt die Zusammenarbeit mit den Bürgern im Stadtteilbeirat, der regelmäßig gut besucht werde. „Die Eidelstedter haben intensiv an der Erstellung des IKE mitgewirkt und begleiten das Verfahren in zahlreichen Gremien“, so Vogt.
Auch Simon Kropshofer, beauftragter Stadtplaner der „steg Hamburg mbH“, lobt im Gespräch mit der MOPO die Eidelstedter. „Für ein Stadtrandgebiet sind die Bürger deutlich offener und kommen mit tollen Konzeptvorstellungen in die Sitzungen.“
Eidelstedt: Bald Paradies für Sportler und Skater?
Kropshofer freut sich auf den Sportpark am Steinwiesenweg. Rund vier Millionen Euro werden hier in eine „offene Halle“ ohne Wände investiert, die mit Fuß- und Volleyballfeldern sowie Leichtathletik-Bahnen zum sportlichen Hotspot Eidelstedts werden soll.
Kernstück des Sportparks werde eine große Skatelandschaft, laut Kropshofer der neue „Anziehungspunkt für Hamburgs ganzen Westen“.
Kropshofer bemängelt, dass die Verkehrssituation um den zentralen Eidelstedter Platz unzureichend sei und eine Modernisierung bedürfe. Noch habe das Auto in Eidelstedt Priorität, sagt Kropshofer, „an Fußgänger und Fahrradfahrer wurde in der Vergangenheit nicht immer gedacht“.
Eidelstedt: Verkehrswende kommt
Deshalb versuche man, die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer im Rahmen des Mobilitätskonzeptes nun zu gewährleisten. Bisher habe man das StadtRad mit drei Stationen nach Eidelstedt holen können, ab August 2020 werde an einem Fußwegekonzept gearbeitet.
Hamburg: Verkehrswende auch für Fußgänger
Auch stadtweit werde nun mehr an Fußgänger gedacht, sagt Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende. „Der Ausbau Hamburgs als Fahrradstadt läuft, ebenso wie der Ausbau des ÖPNV. Nun setzen wir auch den sukzessiven Ausbau der Fußverkehrsinfrastruktur fort, um die Fußgängerinnen und Fußgänger als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer in den Fokus zu rücken, denn wir alle sind täglich auch immer als Fußgänger in der Stadt unterwegs. Beim Ausbau der Fußverkehrsinfrastruktur geht es uns um Barrierefreiheit, mehr Aufenthaltsqualität und erhöhte Verkehrssicherheit.“
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Das Ziel des IEK: Zusammen mit den Bürgern, Initiativen, Schulen, Kitas, Vereinen und dem Bezirksamt Eimsbüttel das Konzept des Fördergebiets zu erarbeiten. Bis Ende 2023 sollen mit dem IEK als rotem Faden die Quartiere Zentrum, Hörgensweg, Duvenacker und das Eisenbahnviertel weiterentwickelt werden.