Ein Leben für die „Zeit“: Publizist Theo Sommer gestorben
Die Grande Dame der deutschen Publizistik, Marion Gräfin Dönhoff, holte Theo Sommer zur „Zeit“. Er machte Karriere im Verlag – und behielt sein Büro dort auch im Un-Ruhestand. Nun trauert das Medienhaus um einen großen Journalisten.
Ein Leben für und mit der „Zeit“: Theo Sommer kommt 1958 zu der Hamburger Wochenzeitung, übernimmt 15 Jahre später die Chefredaktion, wechselt anschließend nach 20 Jahren in die Herausgeber-Funktion und bleibt, als er diese Aufgabe im Jahr 2000 abgibt, dem liberalen Blatt verbunden. Im Alter von 92 Jahren ist Sommer in Hamburg gestorben.
Die „Zeit“ würdigt Theo Sommer
Der Verlag würdigt ihn als „großen Journalisten, der ,Die Zeit‘ mit seinem Temperament, seiner Tatkraft, seinem klugen Urteil und seiner Fröhlichkeit als weltoffenes, liberales, debattenfreudiges Blatt maßgeblich geprägt hat“.
Das Verlagshaus der „Zeit“ in der Innenstadt ist für Sommer über Jahrzehnte ein Zuhause. Dort hat er noch im Alter sein Büro, die Bücherwand vollgestellt auch mit eigenen Werken – wie seine Doktorarbeit „Deutschland und Japan zwischen den Mächten 1935-1940“ (1962) oder eine Analyse der Nato (2012).
Gräfin Dönhoff holte ihn zur „Zeit“
„Die Versuchung, wegzugehen, war nie sehr groß, und das hatte sicherlich auch etwas mit der Person Marions zu tun“, schreibt der Autor einst in einem Werk über Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002). Sie hatte den Lokalredakteur geholt. „Das war vielleicht ihre Größe: Sie hat uns erprobt, aber dann hat sie uns gelassen.“
Nach eineinhalb Jahren bei „Der Zeit“ verfasst Sommer seinen ersten Leitartikel. „Was ich mir nicht vorstellen kann, ist einfach, den Griffel aus der Hand zu legen. Ich bin einfach noch zu neugierig auf die Weltläufe“, sagt Sommer. Da ist er schon 85.
Strafe wegen Steuerhinterziehung
Verteidigungs- und Sicherheitspolitik ist eines seiner Spezialgebiete, aber auch die Außen- und Deutschlandpolitik vernachlässigt er nicht. „Ich hatte nicht erwartet, zu meinen Lebzeiten noch zu sehen, dass die Wiedervereinigung Deutschlands möglich ist“, revidiert er seine ursprüngliche Meinung.
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Womit der Journalist hingegen im Alter nicht sorgfältig umgeht, sind Steuererklärungen – ein Fleck in seiner Bilderbuchkarriere. Anfang 2014 verurteilt ihn das Hamburger Amtsgericht wegen Steuerhinterziehung zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten auf Bewährung sowie zu einer Geldbuße von 20.000 Euro.
Theo Sommer: „Riesendummheit“
„Mir war es immer wichtiger, ein Buchmanuskript abzugeben als die Steuererklärung“, sagt Sommer zu seiner „Riesendummheit“. Er zeigt Reue vor Gericht. „Ich habe bitter gebüßt und bin inzwischen im Frieden mit mir“, sagt er rückblickend.
Nicht nur bei Gericht trat der Grandseigneur gepflegt auf – Anzug mit Einstecktuch und Krawatte prägen seine hanseatische Anmutung. Ebenso ein gepflegter Umgangston. Das Twittern im Internet war seine Sache nicht. Der Publizist gab sorgfältig recherchierten, gehaltvollen Beiträgen den Vorzug vor dem „Augenblicksjournalismus“. „Alle zwei Stunden zu aktualisieren – ich weiß nicht, wann der Journalist da zum Nachdenken kommt.“
Das Schreiben und der Sport hielten ihn jung
Dennoch geht auch Sommer mit der Zeit und verfasst für den Internetauftritt der Wochenzeitung einzelne Kommentare. Und nicht nur das Schreiben hielt den Publizisten wach. „Das hält jung, wenn man ständig diskutieren darf und neue Eindrücke gewinnt.“ Sport war eine Leidenschaft: Schwimmen, Skifahren, Tennis gehörten einst dazu.
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Und das Joggen – „da sortiert sich der Tag“. Mehrere Kilometer durften es selbst im Alter noch sein, „ich halte das für lebensverlängernd“. Aber vielleicht war dies auch der gepflegte eine Whiskey, nachmittags um fünf Uhr, wie Sommer gerne schmunzelnd anmerkte, der ihn schließlich 92 Jahre alt werden ließ.