„Schuss in den Ofen“: Hamburger Barbesitzer attackieren Senat mit deutlichen Worten
Hamburg –
Auch wenn das Wetter uns nochmal verwöhnt: Herbst und Winter stehen vor der Tür und die Wirte sind ratlos. Plätze vor der Tür, Alkoholverbot in Kiosken – über den Corona-Sommer sind die Kneipen einigermaßen gekommen. Aber nun? Fordern sie eine Perspektive für die kalte Jahreszeit! Im neuen Facebook-Post des „Barkombinat Hamburg e.V.“ wird nicht nur die Verzweiflung der über 80 Mitglieder deutlich, sondern auch die Wut darüber, dass die Sorgen der Gastwirte vom Hamburger Senat anscheinend nicht ernst genommen werden.
Zwar hatte Peter Tschentscher Vertreter des Barkombinats im Rathaus getroffen. Doch dann passierte offenbar wochenlang: gar nichts! So zumindest sehen es die Vertreter des Barkombinats. Am Dienstag reichte es den über 80 Kneipen und Bars dann und sie attackierten den Senat regelrecht in einem langen Text auf Facebook unter dem Titel „Winter is coming… und keine Perspektive in Sicht.“ Der Winter stünde also vor der Tür, und immer noch sei ihre Zukunft ungewiss.
Sie berichten, dass der Besuch im Rathaus, die Anregungen und Forderungen weiterhin unkommentiert blieben, wohl doch nur ein „weiterer Presse-/Marketingpunkt auf der politischen Agenda“ gewesen seien. „Damit wäre die Frage, was der Hamburger Politik die Bar- und Kneipenlandschaft wert ist, nun auch geklärt. Schade.“
Hamburger Gastwirte: „Überbrückungshilfen waren ein Schuss in den Ofen“
Die Überbrückungshilfen des Senats bezeichneten sie aufgrund von hohen Beantragungskosten, größter Unsicherheit und der „Tatsache, dass Umsatzeinbrüche von mindestens 40 Prozent in den sowieso schon umsatzschwächsten Monaten erreicht sein müssen“, als „Schuss in den Ofen“.
Und es gebe noch ein weiteres großes Problem: Auf die Außenterrassen und somit weitere Sitzgelegenheiten muss bald verzichtet werden. Zum einen witterungsbedingt, zum anderen, weil „Genehmigungen sowieso nur zeitlich begrenzt erteilt wurden.“ Außerdem würden Pläne, die Terrassen winterfest zu machen, von der Behördenseite nicht bewilligt.
Schuld daran sei die Tatsache, dass „der Autoverkehr wirklich des Hamburger Politikers liebstes Kind zu sein (scheint), dessen Spielplatz keinesfalls in irgendeiner Form beeinträchtigt werden darf.“ Anders könne man sich das Verbot von überdachten Terrassen aufgrund der Beeinträchtigung der „Leichtigkeit des Verkehrs“ nicht erklären.
„Roschinsky´s“: Bezirksamt Mitte lehnte die Aufstellung eines Zeltes ab
Das Barkombinat spielt dabei auf den Fall des „Roschinsky´s“ auf dem Hamburger Berg an. Dieses wollte für die kalte Jahreszeit ein Zelt aufstellen, um die Terrasse wind- und kältefest zu machen und weiterhin Außenplätze anbieten zu können. Das Bezirksamt Mitte wies den Antrag jedoch ab: Es habe die Verteilung von Sondergenehmigungen für Gastronomen bislang sehr großzügig gehandhabt, Zelte würden jedoch eine Sichtbehinderung darstellen und sich somit auf die Verkehrssicherheit auswirken. Unverständlich für das „Roschinksy’s“ und die anderen Bars des Barkombinats. Sie fragen sich, wie die reduzierten Plätze im Gastraum nun ausgeglichen werden sollen.
Das könnte Sie auch interessieren: Hamburger Kiez und Corona: Bar will Existenz mit Zelt retten – aber Bezirk lehnt ab
Und noch eine Frage steht für sie im Raum: „Wo sind die medizinisch fundierten Empfehlungen für Bars und Kneipen, Pandemie-Auflagen sinnvoll in ihren Räumen umzusetzen?“ Diese Empfehlungen seien bisher nicht gekommen und man frage sich, ob man sich die Maßnahmen nun aus „diversen verschiedenen Meldungen selber zusammensuchen“ solle – schließlich wolle man Mitarbeitern und Gästen ein „Safe Place“ sein.
Lesen sie auch:Hamburger Bar-Betreiber verzweifelt – „Da hilft nur noch saufen!“
Der letzte Kritikpunkt des Hamburger Vereins betrifft die Weihnachtsfeiern, die immer näher rücken. „Noch immer dürfen Bars und Kneipen lediglich Gruppen bis zu 10 Personen annehmen, während im privaten Bereich bis zu 25 Personen zusammen feiern dürfen. Für diese Regelung gibt es noch immer keine plausible Erklärung.“
Klare Worte der Bars an den Hamburger Senat – ob es bei diesem Mal eine zufriedenstellende Reaktion geben wird?