Sie sollen auch über den Hamburger Hafen Kokain geschmuggelt haben. Jetzt startet der Prozess (Symbolbild).
  • (Symbolbild).
  • Foto: dpa

Prozess: Tonnenweise Kokain geschmuggelt – auch über den Hamburger Hafen

Es geht um Kokain aus Südamerika, das über den Hamburger Hafen nach Deutschland geschmuggelt worden sein soll: Jahrelang sollen die Geschäfte über Scheinfirmen abgewickelt worden sein. Nun kommt es zum Prozess.

Sie sollen tonnenweise Kokain von Südamerika über den Hamburger Hafen nach Deutschland geschmuggelt, Corona-Hilfen abgegriffen und Geld gewaschen haben: Zehn Männer im Alter von 33 bis 63 Jahren stehen von Mittwoch vor dem Landgericht Berlin. Die Berliner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sie seit 2011 als Bande agiert haben. Die Taten sollen in Berlin und dem Umland geplant und koordiniert worden sein.

Prozess: Sie sollen Kokain in Metallplatten geschmuggelt haben

Laut Anklage wurden die illegalen Geschäfte über ein Netzwerk von Scheinfirmen abgewickelt. Das Rauschgift sei in eigens dafür angefertigten Metallplatten versteckt per Seecontainer nach Europa transportiert worden. Die drei Hauptangeklagten sollen insgesamt rund 9,3 Millionen Euro verdient haben.

Die Berliner Staatsanwaltschaft und das Bundeskriminalamt (BKA) waren am 30. November 2021 mit Durchsuchungen im In- und Ausland gegen die mutmaßliche Bande vorgegangen. Mehr als 40 Gebäude wurden durchsucht und 14 Haftbefehle vollstreckt. Insgesamt sprachen die Ermittler damals von 28 Verdächtigen im Alter von 22 bis 62 Jahren. Allein in Berlin wurden zehn Verdächtige festgenommen.

Messengerdienst Sky ECC: System galt eigentlich als nicht entschlüsselbar

Den Ermittlern zufolge nutzte die Bande zur Kommunikation den kanadischen Krypto-Messengerdienst Sky ECC. Es ist der erste Prozess in Berlin, bei dem dieses verschlüsselte Kommunikationssystem eine Rolle spielt. Bislang ging es vor allem um Fälle, bei denen entschlüsselte Daten aus dem Messengerdienst Encrochat eine Rolle spielen.

Das könnte Sie auch interessieren: Auch Hamburger Hafen betroffen: Europa wird zur Kokain-Drehscheibe

Im Frühjahr hatte es erste Berichte gegeben, dass die EU-Polizeibehörde Europol Ende 2020 die Verschlüsselung von Sky ECC geknackt und viele Millionen Chat-Nachrichten von Nutzern aus der ganzen Welt gesichert habe. Die Systeme galten zunächst als nicht entschlüsselbar und waren deshalb bei Kriminellen sehr beliebt.

Bislang habe es bei der Berliner Staatsanwaltschaft 14 Verfahren gegeben, in dem Daten von Sky ECC eine Rolle spielten, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Im Vergleich zu den Encrochat-Verfahren sei die Zahl bislang noch überschaubar.

Mutmaßliche Kokainschmuggler: BAK ermittelte zwei Jahre

Im Fall der mutmaßlichen Kokainschmuggler gehörten Observationen und Telefonüberwachungen zu den Ermittlungen, die laut BKA über zwei Jahre gingen. Anlass sei ein Fund von 690 Kilo Kokain im Wert von 140 Millionen Euro im November 2018 auf einem Schiffscontainer im Hafen der brasilianischen Stadt Santos gewesen, hieß es im November 2021 vom BKA. Adressiert war der Container an eine Berliner Firma.

Das könnte Sie auch interessieren: Gedealt via WhatsApp: Männer sollen Drogen mit Koks-Taxi geliefert haben

Für den Prozess wegen bandenmäßigen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln beziehungsweise Beihilfe dazu sind mehr als 30 Verhandlungstage bis Ende Januar 2023 geplant. (dpa/ncd)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp