• Maske runter? Das Thema beschäftigte am Wochenende die Politik. (Symbolbild).
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Corona-Lockerungen: Das Ringen um das richtige Maß – wo liegt das überhaupt?

Normalität – ein Begriff, so zerbrechlich wie Porzellan. Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen sinken, die große Krise scheint vorerst überwunden zu sein. In allen Bundesländern beraten die Politiker darüber, wie das Leben mit dem Virus weitergehen kann. Eine Lockerung der Maskenpflicht war das große Thema des vergangenen Wochenendes. Maske runter – das klingt erst mal nach Freiheit. Doch das Virus ist noch längst nicht verschwunden und in den Nachbarländern könnte eine zweite Welle anrollen.

„Wenn das Infektionsgeschehen so gering bleibt, sehe ich keinen Grund, länger an der Maskenpflicht im Handel festzuhalten.“ Mit dieser Aussage sorgte Harry Glawe (CDU), Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, am vergangenen Sonntag für Aufruhr. In der „Welt am Sonntag“ kündigte er außerdem Gespräche mit den Kollegen der anderen Bundesländer an.

Maskenpflicht: Große Debatte unter den Bundesländern

Die öffentlichen Reaktionen der Kollegen folgten prompt. „Die bayerische Staatsregierung sieht nicht den geringsten Anlass, die Maskenpflicht aufzuheben“, sagte der Chef der bayerischen Staatskanzlei, Florian Herrmann (CSU), der „Süddeutschen Zeitung“. „Im Gegenteil: Die weltweit steigenden Infektionszahlen und die Hotspots in Deutschland zeigen uns, dass wir bei Corona weiterhin höchste Vorsicht walten lassen müssen.“

Zwischen dem klaren „Nein“ oder „Ja“ zur Maskenpflicht im Einzelhandel versuchten es andere Bundesländer mit weiteren Lösungen. Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen wollen das Ende der Sommerferien abwarten, bevor sie jeweils über weitere Lockerungen beraten. 

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Maske auf: Bundesregierung spricht ein Machtwort

Am Montag sprachen die 16 Gesundheitsminister der Länder ein Machtwort. Die Maskenpflicht in Deutschland soll vorerst weiter gelten – auch im Einzelhandel. Zuvor hatte bereits Kanzlerin Angela Merkel einem Ende der Maskenpflicht in Geschäften eine Absage erteilt. „Überall dort, wo im öffentlichen Leben der Mindestabstand nicht gewährleistet sein kann, sind Masken ein wichtiges und aus heutiger Sicht auch weiter unverzichtbares Mittel“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Das richtige Maß: Wo liegt das überhaupt?

Doch nicht nur die Maskenpflicht steht zur Debatte. In vielen Alltagssituationen stellt sich der Politik die Frage, wo der richtige Weg zwischen persönlicher Freiheit und allgemeiner Sicherheit verläuft. Jedes Bundesland muss dabei individuell sein Infektionsgeschehen bewerten.

Wie unterschiedlich die Regeln dann ausfallen, zeigt folgendes Beispiel: In Hamburg dürfen sich derzeit bis zu 25 Personen zu Feiern treffen, egal aus wie vielen Haushalten. In Schleswig-Holstein sind Zusammenkünfte von bis zu 50 Personen im privaten Rahmen zulässig. In Berlin dürfen sich schon wieder beliebig viele Personen treffen, die in verschiedenen Haushalten leben.

Corona-Lockerungen: So sieht es in anderen Ländern aus

Schritt für Schritt geht es ganz langsam in Richtung Normalität. Das richtige Maß zu finden, ist eine komplexe Aufgabe. Das zeigen auch die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern.

Video: In welchen Landkreisen die Corona-Notbremse droht

In der Schweiz waren Ende Juni fast alle Einschränkungen aufgehoben worden, selbst Clubs durften öffnen. Nun steigen die Infektionszahlen an, einige Medien sprechen schon von einer zweiten Welle. Das Land hatte Masken im öffentlichen Nahverkehr bisher immer nur empfohlen – seit Montag sind sie Pflicht.

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Großbritannien ist das am stärksten vom Corona-Ausbruch betroffene Land in Europa. Am vergangenen Wochenende durften nach einer dreimonatigen Schließung die Pubs in England wieder öffnen. Prompt schoben sich Menschenmassen dicht an dicht durch die Straßen – am Montag mussten mehrere Kneipen erneut wegen Corona-Infektionen schließen.

Hamburger Virologe: „Das Virus ist nicht weg“

Das Wort „Normalität“, es ist trügerisch in diesen Zeiten. „Das Virus ist nicht weg. Deshalb sollte man weiterhin aufpassen, Abstand halten und dort eine Maske tragen, wo es nötig ist. Aber ich denke, man kann mit entsprechenden Hygienekonzepten vieles erreichen“, sagt Virologe Jonas Schmidt-Chanasit im MOPO-Interview zur Maskenpflicht. Das Warten auf einen Impfstoff geht weiter und das richtige Maß bleibt ein schmaler Grat. Wie es in Hamburg weitergeht, entscheidet sich Ende August.

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