Tschentscher, der Merkel-Flüsterer: Wie unser Bürgermeister Markus Söder ausstach
Es hatte etwas von David gegen Goliath. Bei den Beratungen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ging es am Donnerstag auch um die Auseinandersetzung zwischen dem Stadtstaat Hamburg und XXL-Flächenland Bayern. „Wir kämpfen hier gegen Markus Söder, der unsere Teststrategie nicht will“, hieß es aus dem Senatsumfeld. Am Ende konnte Hamburg den Kampf für sich entscheiden – weil sich Peter Tschentscher (SPD) einmal mehr als Merkel-Flüsterer entpuppte.
Es ist kein Geheimnis, dass die Bundeskanzlerin Wert auf die Meinung von Hamburgs Bürgermeister legt. Schon in der Vergangenheit schätzte sie die ruhige, besonnene Art und vor allem die fachliche Expertise des ehemaligen Labormediziners. Entsprechend dürfte ihr in den vergangenen Tagen nicht entgangen sein, dass Tschentscher die Strategie der Bundesregierung hinsichtlich Reiserückkehrern gleich mehrfach verbal seziert und zerlegt hatte.
Hamburgs Bürgermeister kritisierte Corona-Strategien
Massentests an Flughäfen, so sagte er, seien nicht zielführend. Und auch Tests in den Urlaubsorten würden nichts bringen. Denn: Selbst auf dem Rückflug nach Deutschland könnten sich Reisende noch mit Corona infizieren – Soforttests könnten das aber nicht sicher erkennen. Aus diesem Grund hatte Tschentscher gefordert, dass Reisende sich 14 Tage in Quarantäne begeben und erst nach vier bis fünf Tagen einen Corona-Test machen sollten. Erst dann sei der Test aussagekräftig – und sollte er negativ sein, könnte die Quarantäne auch aufgehoben werden.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hielt es hingegen für falsch, die bisherige Test-Strategie nach nur wenigen Wochen zu ändern. „Es wär mal gut, wenn wir versuchen, jetzt ein langfristiges Management zu entwickeln“, hatte er noch am Morgen vor den Beratungen im ZDF gesagt.
Corona: Hamburg setzt sich gegen Bayern durch
Gebracht hat es nichts, Tschentscher hatte offensichtlich die besseren Argumente auf seiner Seite. Jedenfalls einigten sich die Ministerpräsidenten mit Merkel darauf, dass Reiserückkehrer aus Risikogebieten demnächst immer erst fünf Tage in Corona-Quarantäne müssen. Frühestens dann kann ein Test die verkürzen.
„Jede früh erkannte Infektion ist ein Gewinn, jede nicht erkannte Infektion ist ein Problem, und jede infizierte Person, die ein negatives Testergebnis bekommt, ist richtiggehend eine Gefahr“, so Tschentscher. Denn das sind die Personen, die dann mit trügerischer Sicherheit problematische Infektionsketten auslösen können.
Corona: Diese Regeln wurden jetzt beschlossen
Die neue Regelung soll ab dem 1. Oktober gelten. Darüber hinaus planen Bundesregierung und Länderchefs einen Aufruf an alle Bundesbürger, nicht mehr in Risikogebiete zu fahren. Demnach soll es bei einer Infektion nach solchen Reisen keine Zahlung des Lohnausfalls und keine Übernahme von Testkosten geben. Zum 15. September endet außerdem die Möglichkeit für Einreisende aus Nicht-Risikogebieten, sich kostenlos auf Corona testen lassen zu können.
Merkel und auch Tschentscher waren auch mit dem Ziel in die Beratungen gegangen, dass die Länder wieder zu einem abgestimmten und regional angepassten Handeln zurückkehren. Das hat nicht überall funktioniert. Sachsen-Anhalt verweigert etwa die neue 50-Euro-Bußgeldpflicht für Maskensünder, auf die sich die anderen Länder geeinigt hatten. Bei den umstrittenen Feierlichkeiten im Familien- und Freundeskreis gab es ebenfalls keine Einigung auf eine bundesweit geltende Obergrenze für Teilnehmerzahlen.