12 Millionen Tonnen landen auf dem Müll: Wie Lebensmittel besser genutzt werden können
Wie viele Lebensmittel landen im Müll? Vermeiden Sie es, Lebensmittel wegzuwerfen? Diese und andere Fragen wurde im September Verbrauchern in einer Umfrage gestellt, die Aldi in Auftrag gegeben hat. Dabei kam raus: 95 Prozent der Deutschen versuchen, keine Lebensmittel zu verschwenden. Aber: Hamburg rangiert in der Umfrage auf Platz 2 der Top-Verschwender hinter dem Saarland.
Fast jeder der 5000 Befragten bemüht sich, alle Lebensmittel im Haushalt auch zu nutzen. Oder sagt das zumindest. Dabei achten nach eigener Aussage die meisten auf rechtzeitigen Verbrauch, richtige Lagerung und gutes Management beim Einkauf.
Jeder Zehnte gab an, Lebensmittel auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) zu verbrauchen. Rund 16 Prozent entsorgen mindestens einmal die Woche Essen. Jährlich schmeißt jeder Einwohner in Deutschland 75 Kilogramm weg, weltweit sind es insgesamt zwölf Millionen Tonnen.
Umfrage ergibt: 95 Prozent der Verbraucher versuchen, keine Lebensmittel zu verschwenden
Fast die Hälfte der Befragten vermuten den Großteil dieser Lebensmittelverschwendung im Handel – tatsächlich ist aber der Schwund in Privathaushalten nach einer Studie des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft mit 52 Prozent am größten.
Handel, Primärproduktion und Produktion sind dennoch nicht unschuldig: Ihr Anteil an den zwölf Millionen Tonnen beträgt immerhin 4,1 Millionen. Die Verbraucherzentrale Hamburg vermutet sogar, dass die Dunkelziffer noch höher ist.
Studie: Jährlich landen weltweit 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll
Für die Entsorgung hat das auch Auswirkungen. Die Hausmüllanalyse 2019 der Stadtreinigung Hamburg ergab, dass 47,3 Prozent des Restmülls organische Abfälle sind – und nur diese Art Abfälle hatte prozentual einen Zuwachs zu verzeichnen. Alle anderen Wertstoffanteile haben sich reduziert.
Genau wie die allgemeine Restmüllproduktion der Hamburger. Was diese Zahlen aber nicht enthalten, ist der Anteil der noch verpackten Lebensmittel: Fast 19 Kilogramm schmeißt jeder Hamburger davon pro Jahr in den Restmüll.
Lebensmittelverschwendung schadet der Umwelt enorm
Über drei Gigatonnen CO2 entstehen durch verschwendete Lebensmittel jedes Jahr weltweit. Viele unterschätzen, was dabei an Ressourcen verloren geht. Bei der Produktion werden massenhaft Wasser, Strom, Dünger und vieles mehr verbraucht – für ein Kilogramm Rindfleisch alleine rund 15.000 Liter Wasser. All diese Ressourcen landen zusammen mit den Lebensmitteln im Müll.
„Am Ende hat der Verbraucher das Billig-Schnitzel auf dem Teller liegen und weiß überhaupt nicht, was da alles hintersteckt. Billiger Preis heißt auch entsprechend niedrige Wertschätzung. Da landet es schnell im Müll“, sagt Stephanie Töwe, Agrarexpertin bei Greenpeace Deutschland.
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Lebensmittelüberschuss, verschätzte Mindesthaltbarkeitsdaten, Impulskäufe oder falsches Management und Ästhetik-Wahn im Handel sind die Hauptgründe für Lebensmittelverschwendung, erklärt Töwe. Aber wie geht‘s besser?
Die Expertin empfiehlt, das eigene Einkaufsverhalten zu hinterfragen: „Brauche ich wirklich die Großpackung, nur weil sie im Angebot ist?“ Dabei kann’s schon helfen, nicht mit leerem Magen einkaufen zu gehen. Am Ende sollte Produziertes auch konsumiert werden: Den Rest vom Abend kann man am nächsten Tag weiterverwenden und statt dem MHD zu vertrauen, einfach mal probieren. Besonders „Food Sharing“-Initiativen und -Apps, über die man Lebensmittel retten kann, empfiehlt sie.
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Und wenn doch etwas weg muss, sollte man es möglichst richtig getrennt im Biomüll entsorgen. Denn Biomüll kann in Biogasanlagen verwendet werden, um Energie zu erzeugen – Energie, die sonst im Restmüll gelandet wäre.