Hamburger Knast: Häftlinge sauer: Tagelang keine Dusche, Essen nur einmal täglich
Norderstedt –
Tagelang nur in der Zelle. Keine Möglichkeit zu duschen oder die Kleidung zu wechseln – so beschreibt Tim S., Insasse der Justizvollzugsanstalt (JVA) Glasmoor im Gespräch mit der MOPO die Zustände während seiner Corona-Quarantäne. Auch andere Häftlinge berichten ähnliches. Aber die Justizbehörde dementiert die Vorwürfe.
Vier Tage lang durfte der Insasse, dessen Namen wir zu seinem eigenen Schutz geändert haben, seine Zelle aufgrund einer Quarantäne-Anordnung nicht verlassen. „Ich musste vier Tage die gleiche Unterhose tragen“, sagt er.
JVA Glasmoor: Vier Tage Quarantäne ohne Duschen
Eigentlich sei er Freigänger und habe daher nicht viele Sachen in seiner Zelle, Kleidung sei von der Anstalt nicht ausgegeben worden. „Die Zustände im Moment sind schlimm.“ Auch duschen durfte er in den ganzen Tagen kein einziges Mal.
Die Justizbehörde dementiert die Vorwürfe der Insassen. Auf MOPO-Nachfrage teilte sie mit, dass weiterhin alle zwei Tage das Duschen möglich sei, dafür müsste jeder Häftling einzeln zugeführt werden und danach die nötigen Hygiene-Maßnahmen vorgenommen werden.
Auch Kleidung werde ausgegeben, wenn Insassen diese benötigen. Sie verwiesen ebenfalls auf den Nassbereich mit Waschbecken, den es in jeder Zelle geben würde. Dort könnten sich die Insassen waschen.
Vorwurf: JVA-Mitarbeiter halten sich nicht an die Corona-Maßnahmen
Gegenüber der MOPO beteuert der Häftling seine Schilderung. Und es gibt auch weitere Insassen, die davon berichten. Der Anwalt Ernst Medecke vertritt mehrere Mandanten aus der JVA. Sie berichteten ihm ebenfalls darüber, dass nicht geduscht werden durfte.
Und es gibt viele weitere Vorwürfe gegenüber der Haftanstalt bezüglich der besonderen Corona-Situation. Unter anderem auch, dass die Mitarbeiter sich selbst nicht an die Corona-Maßnahmen halten. Sie würden weder Abstand zu einander einhalten noch Masken tragen.
Quarantäne: Kein Zugang zum Telefon oder Internet
Besonders schwerwiegend ist aus Tim S. Sicht, dass anders als im früheren Lockdown den Insassen jetzt während der Quarantäne keine Handys ausgehändigt wurden, um den Kontakt zu den Familien halten zu können. „Ich baue mir gerade ein neues Leben auf und mir fehlt der Kontakt zu meiner Verlobten.“
Den er ja als Freigänger normalerweise problemlos hätte. Außerdem hat Tim S. eine Arbeitsstelle. Gerade für Freigänger wie ihn sei die kurzfristige Quarantäne deshalb sehr schwierig. Ohne Handy oder Zugang zum Gemeinschaftstelefon und Internet sei die Benachrichtigung des Arbeitgebers schwierig gewesen. Die Zellentüren sollen einfach abgeschlossen worden sein, sonst können die Insassen diese gemeinsamen Einrichtungen nutzen.
Treffen mit den Kindern und der Familie konnten ohne Telefon ebenfalls nicht abgesagt werden. – ein drastischer Einschnitt in die Resozialisierung der Häftlinge.
Hamburg: Verschärfte Maskenpflicht in der JVA Glasmoor
Nach Angaben der Justizbehörde besteht mittlerweile eine verschärfte Maskenpflicht für Mitarbeiter der JVA. Die derzeitige Quarantäne sei durch neun positiv getestete Insassen ausgelöst und durch das Gesundheitsamt angeordnet worden.
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Die Justizbehörde betonte gegenüber der MOPO, dass vieles auch geregelt werden könnte, wenn die Insassen es denn einforderten. Etwa könnte Kleidung „wenn benötigt“ ausgegeben werden, wenn sie fehle.
Gegenüber der MOPO machte Insasse Tim S. allerdings nicht den Eindruck, dass er zu schüchtern wäre, etwas einzufordern. Gab es diese Vorgaben womöglich nur auf dem Papier und wurden gar nicht an die Häftlinge kommuniziert? Damit sie etwa das aufwändige Duschen nicht einfordern? Am Ende steht hier die Aussage des Häftlings gegen die Antworten der Behörde.