Cessna-Absturz in der Ostsee gibt Rätsel auf – Kölner Unternehmerfamilie an Bord
Ein ominöser Flug über Europa, dann ein Absturz in die Ostsee – und bis jetzt keine sterblichen Überreste der vier Passagiere, die zu einer Kölner Unternehmerfamilie gehören. Der Fall bleibt zudem auch rätselhaft, denn im Cockpit des Privatflugzeugs konnten Piloten keinen Menschen entdecken.
Die Cessna war am Sonntag auf dem Weg vom südspanischen Jerez nach Köln. Vor dem Hafen der lettischen Stadt Ventspils stürzte sie in die Ostsee. Die Anlagentechnik-Firma Griesemann aus Wesseling bei Köln teilte am Montagabend mit, dass es sich bei den vier Vermissten um den Unternehmensgründer Peter Griesemann sowie zwei Familienmitglieder und eine weitere Person handele. Man sei bestürzt. Griesemann war 2015 in den Ruhestand getreten.
Bislang fehlt von der Familie aber jede Spur – nach Angaben der Sprecherin der lettischen Marine, Liva Veita, wurden am Montag nur zehn Wrackteile im Meer entdeckt. Ein weiteres sei bereits am Sonntag ausfindig gemacht worden.
Vieles, was an Bord der Cessna kurz vor dem Absturz passiert ist, bleibt währenddessen schleierhaft. So sei die Kommunikation mit dem Flugzeug vor dem Unfall für lange Zeit unterbrochen gewesen. Die Maschine soll laut „FlightRadar 24“ zunächst sogar den Luftraum des eigentlichen Zielflughafens Köln/Bonn überflogen haben, ehe sie über Hannover und Rügen gen Ostsee flog. Möglicher Grund: ein Druckabfall an Bord. Wie die spanische Zeitung „El País“ berichtet, meldete die Maschine demnach über französischem Luftraum einen solchen.
Mit Cessna: Familie aus Köln stürzt in Ostsee vor Lettland
Der schwedische Flugsicherheitsexperte Hans Kjäll sagte, dass das Flugzeug in einer Höhe von etwa 11.000 Metern unterwegs gewesen sei, wo der Luftdruck niedrig sei. Komme es in solch einer Höhe zu einem Druckabfall, könne man damit rechnen, bewusstlos zu werden. Zunächst wurde das Flugzeug von einer Rotte der französischen Luftwaffe begleitet, später im deutschen Luftraum von der Bundeswehr und danach von Fliegern aus Schweden und Dänemark. Der Flug verlief relativ stetig, dann verlor die Maschine kurz vor der lettischen Küste an Höhe und stürzte ins Meer.
Die Kampfflugzeug-Piloten sollten Kontakt zur Cessna aufnehmen, was ihnen aber nicht gelang. Mysteriös: Nach Angaben sowohl der französischen als auch der schwedischen Armee konnten ihre Piloten niemanden im Cockpit der Cessna sehen. Das Flugzeug änderte sogar noch seinen Kurs, dafür gebe es „überhaupt keine Erklärung“, sagte der Leiter der schwedischen Such- und Rettungsmission, Lars Antonsson, der Nachrichtenagentur AFP. Und ist sicher: „Sie waren eindeutig nicht handlungsfähig an Bord.“
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Laut Experten ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Unternehmerfamilie den Absturz überlebt hat, gering. Die Suchaktion nach sterblichen Überresten findet derzeit in einem sechs mal sechs Kilometer großen Gebiet statt. Die Ostsee sei an dieser Stelle etwa 60 Meter tief. Immerhin: Dass der genaue Ort und Zeitpunkt des Unfalls bekannt sind, erleichtere die Suche.
„Es werden derzeit aktive Suchaktionen durchgeführt, um die Überreste dieses Flugzeugs und höchstwahrscheinlich auch die verstorbenen Personen zu bergen. Sobald diese Arbeiten abgeschlossen sind, wird eine entsprechende aktive Untersuchung des Flugunfalls eingeleitet“, sagte Aivis Vincevs von der lettischen Behörde für zivile Luftfahrt dem lettischen Rundfunk. Noch sei nicht bekannt, welches Land für die Untersuchung des Unfalls zuständig sein wird, da das Flugzeug ins Meer stürzte und in neutralen Gewässern versank.(alp)