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Kita-Öffnungen nach „Plan“?: Hamburgs vergessene Kleinkinder

Da musste ich dann doch kurz schmunzeln. Hat sie wirklich den Begriff „Plan“ verwendet in Zusammenhang mit den restriktiven Kita-Anweisungen, die Melanie Leonhard von der früher mal – so erzählt es die Legende SOZIALdemokratischen Partei Deutschlands. Also „Plan“ im Sinne von durchdacht, zielgerichtet, wohl überlegt und so. Wäre es nicht so frevelhaft, zynisch, so realitätsfremd, ich hätte über den „Plan“ vielleicht herzhaft ablachen können. So aber ist nur Wut und Verzweiflung.

Ja, es braucht Zeitfenster. Alles andere würde das bisherige Tun konterkarieren. Die Nation muss behutsam in das, was mal normal war, zurückgeführt werden. Aber was hier als „Plan“ verkauft wird, ist ein nächster Beweis dafür, dass hierzulande die Familie im Bedeutungsranking hinter allem zurücksteht, was mit Geld zu tun hat. Und eine Altersgruppe war der Politik in all den Wochen und Monaten bisher nicht ein Wort, nicht ein Gedanke wert: die Krippen-Kinder.

Corona-Lockerungen: Krippen-Kinder werden nicht einmal erwähnt

Stand jetzt Anfang August dürfen wir unseren bald dreijährigen Sonnenschein wieder in die Kita geben. Nach dann knapp fünf Monaten paralleler Ausübung von Erziehung eines kleinen Menschen, dem Pausen oder Ruhephasen naturgemäß fremd sind, der voller Fragen und Energie steckt, und vollberuflichem Home Office bzw. jetzt wieder zunehmender externer Tätigkeit. Nach knapp fünf Monaten ohne steten Kontakt zu anderen, vertrauten Kindern dieser Altersgruppe. Das ist jedenfalls zu vermuten, auf die Krippen-Kinder war Melanie Leonhard bei der Verkündung ihres „Plans“ ja gar nicht eingegangen. Kinder fangen bei ihr offenbar erst ab einem Alter von drei Jahren an.

Corona-Lockerungen: Alles macht auf, nur die Kita-Tür bleibt verschlossen

Anfang August. Bis dahin können wir mit unserem Herzenszwerg aber immerhin tolle Sachen machen. Ab sofort Bundesliga-Fußball gucken zum Beispiel. Oder auf den Spielplatz gehen, wo er binnen weniger Tage mehr Kontakt mit mehr fremden Kindern haben wird als seine Kita-Gruppe Umfang hat, ein höchst erstrebenswertes Ziel in diesen Tagen … Wo man im Zweifel gar eine Gruppe aus seiner Kita trifft und ihm dann erklären muss, warum er als einziger nicht mit den Erzieherinnen und Erziehern mit darf. Bis Anfang August können wir mit ihm auch in dann längst wieder geöffnete Shopping Malls, in Schwimmbäder, an den Strand, ins Café, eigentlich nahezu überall hingehen – nur in die Kita, da darf er halt nicht.

Corona-Krise: Familien werden einmal mehr allein gelassen

Wegen des „Plans“, der alles an Bedeutung dieses Begriffs konterkariert. Oder wie ist das, wenn eine Familie – soll es ja geben, hab ich von gehört – mehr als ein Kind hat und das ältere in die Kita darf, das jüngere aber leider in den ignorierten Krippen-Bereich fällt und zu Hause bleiben muss? Kommt dann Frau Leonhard und erklärt dem/der Lütten das? Oder schaut gar Bundesfamilienministerin Franziska Giffey persönlich vorbei, die ja herausposaunt hat: „Wenn jetzt Geschäfte, Hotels, Restaurants und viele andere Bereiche wieder öffnen und mehr Eltern wieder arbeiten gehen, brauchen sie auch eine gute Betreuung für ihre Kinder.“

Was sollen Eltern machen? Kurzarbeit? Unbezahlter Urlaub? Kündigen?

Gute Betreuung? Was soll das heißen für die Eltern von einem Zweidreivierteljährigen? Macht das selber, geht in Kurzarbeit, gern auch länger? Nehmt all euren Jahresurlaub und dann noch unbezahlten hinten drauf? Im Zweifelsfall kündigen? Was ist die Botschaft? Wo ist er, der „Plan“, die Logik, der Sinn?

Es ist eine Schande. Deutschland vergisst seine Kleinsten. Hamburg vergisst seine Kleinsten. Schämt euch.

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