Kommentar: Brauchen wir ein „Denkmal für die sexuelle Vielfalt“ in Hamburg? Nein!
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In unserer Gesellschaft gibt es noch einige Baustellen, was Akzeptanz und Gleichberechtigung angeht – auch mit Blick auf sexuelle Vorlieben. Die Regierungsparteien SPD und Grüne in Hamburg planen nun ein „Denkmal für die sexuelle Vielfalt“, das die Akzeptanz gegenüber unterschiedlichen sexuellen Orientierungen einfordern soll. Doch braucht es dieses Denkmal wirklich?
Die Politik hat sich darum zu kümmern, dass jeder Mensch sich frei und unbehelligt entfalten kann, solange er im gesetzlichen Rahmen bleibt. Politiker müssen sich dafür einsetzen, dass Menschen ohne Angst vor Demütigung und Ausgrenzung leben und lieben können – egal ob sie homosexuell, heterosexuell, bisexuell, intersexuell, asexuell, transsexuell oder queer sind. Kurz: Sexuelle Vielfalt ist ein wichtiges Thema. Jedoch: Kein Grund für ein Denkmal.
Hamburg: Ein Denkmal für sexuelle Vielfalt ist reine Symbolpolitik
Ein Denkmal für sexuelle Vielfalt errichten zu wollen, hört sich vielleicht fortschrittlich und aufgeschlossen an, doch es ist reine Symbolpolitik und unpassend noch dazu.
Der Reiz dieses Projekts für die Politik ist klar: Ein Denkmal ist ein für alle sichtbares Zeichen. Es soll zeigen: Wir haben die Minderheiten im Blick und kämpfen für ihre Anliegen. Das wirkt engagiert und ist auffällig – anders als Beschlüsse und Gesetze, bei denen die Wähler schnell wieder vergessen, von wem sie stammen.
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Doch ein Projekt als reiner Selbstzweck ist wirklich fortschrittlichen Politikern unwürdig. Es sollte hier nicht darum gehen, dass Grüne und SPD sich selbst beweihräuchern, sondern um eine Verbesserung des Lebens der betroffenen Menschen. Ein Denkmal für sexuelle Vielfalt verändert nichts an der Lebenswirklichkeit der Menschen, es ist ein bloßes Symbol – keiner wird durch ein Denkmal zum besseren Menschen.
Denkmäler sind nicht mehr zeitgemäß
Noch wichtiger: Ein Denkmal für sexuelle Vielfalt ist unpassend. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich die Denkmalkultur wesentlich gewandelt: Von großen Monumenten, die an zentralen Orten Verehrung einfordern, führte der Weg durch zwei Weltkriege zwangsläufig zu neuen Formen des Erinnerns und Gedenkens. Der Krieg gilt nicht mehr als erstrebenswert, Soldaten als Kriegshelden zu glorifizieren kommt in Deutschland nur noch wenigen Oppositionellen in den Sinn.
Dennoch fällt es der Politik schwer, von Denkmälern die Finger zu lassen. Heute erinnern diese jedoch nicht mehr an große Männer und ihre Taten, sondern vor allem an Verluste und Verbrechen. Das entscheidende Wort dieses Satzes lautet dabei: „erinnern“. Ein Denkmal erinnert an etwas Vergangenes, das nicht vergessen werden soll. Das Problem bei dem Thema sexuelle Vielfalt: Es ist nicht abgeschlossen, sondern Schauplatz massiver und andauernder Auseinandersetzungen. Demnach ist „erinnern“ hier nicht das, worauf es ankommt.
Hamburg: Das Geld sollte in Bildung investiert werden
Anstatt nun viel Geld für pure Symbolpolitik auszugeben und krampfhaft an einem alten Kulturphänomen wie dem Denkmal festzuhalten, sollte man es lieber in bessere Schulbildung oder LGBTQ-Projekte investieren – um zum Beispiel den Schulkindern von klein auf beizubringen, dass es mehr gibt, als heterosexuelle Liebe und das diese genauso „normal“ ist, wie das klassische Familienbild.