Warum St. Pauli in der Abwehr noch große Probleme hat
Die Frage, ob es nun noch einen neuen Stürmer gibt oder nicht, hat bis in die vergangene Woche hinein alle Themen beim FC St. Pauli überlagert. Manch einer mag die mehrfache Einlassung von Andreas Bornemann, dass die aktuellen Probleme weiter hinten in der Mannschaft zu finden sind, als Ablenkungsmanöver interpretiert haben, doch nicht zuletzt das 2:2 von Fürth hat gezeigt: Der Sportchef lag und liegt mit seiner Wahrnehmung gewiss nicht komplett daneben.
Ein Dutzend Gegentreffer nach sieben Partien, einmal zu Null gegen Magdeburg, ansonsten immer zwei Buden geschluckt, sogar im DFB-Pokal gegen das immer noch punktlose Regionalliga-West-Schlusslicht Straelen (4:3) – selbst wer an Zufälle glaubt, dürfte angesichts dessen ins Grübeln kommen. Die Qualität der Chancen, die der Kiezklub seinen Kontrahenten offeriert, muss schleunigst massiv gemindert werden. Die Tatsache, dass St. Pauli mit die wenigsten Abschlüsse der Gegner zulässt, deutet grundsätzlich allerdings auf einen richtigen Weg, dessen Länge auch irgendwie erklärbar ist.
Smarsch konnte St. Paulis Abwehr anfangs keine Sicherheit verleihen
Jede Personalie bei der Besetzung der Positionen in der letzten Linie liefert dabei Gründe für mögliche Instabilität. Beginnend beim Keeper, der ob des Fingerbruchs von Nikola Vasilj an den ersten sechs Spieltagen Dennis Smarsch hieß und viel damit zu tun hatte, Konstanz in sein eigenes Tun zu bekommen. Was sich – das wird jeder aktive Fußballer egal welcher Liga bestätigen können – immer auf die Vorderleute auswirkt. Und wenn die dann auch eigene Baustellen haben …
Manolis Saliakas ist neu bei St. Pauli, David Nemeth war zudem verletzt
Rechtsverteidiger Manolis Saliakas ist neu im Land, neu in der Liga, neu in der Mannschaft. Der Grieche lernt sichtbar mit jeder weiteren Partie dazu, bot defensiv eigentlich von Beginn an kaum Anlass für Kritik, konnte aber logischerweise nicht von der ersten Saisonminute an eine tragende Säule sein. Gleiches gilt für David Nemeth, ebenfalls neu und vor allem mit einem mehrwöchigen Rückschlag in der Vorbereitung gestraft. Die Zeit, die er ausfiel, fehlte fortan bei der Entwicklung des Abstimmungsprozesses mit seinem Nebenmann Jakov Medic, was unter anderem beim ersten Gegentreffer in Fürth erneut sichtbar wurde.
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Dazu kommt, dass auch der Kroate noch wackelt. Man weiß nicht, was das Buhlen des VfB Stuttgart um seine Dienste mit dem Hünen, der am Mittwoch 24. Geburtstag feiert, im Detail gemacht hat. Dass da im Kopfkino beständig ein Filmchen lief, war immer mal wieder phasenweise erahnbar. Der Streifen ist nun zu Ende, und mit dem Inhalt des Finales – sprich Verbleib beim Kiezklub – muss Medic noch warm werden. Das sollte nun allerdings zügig vonstatten gehen, damit er wieder in die Verfassung kommt, die ihn bei einem Erstligisten auf den Wunschzettel gebracht hat.
Medic und Paqarada suchen bei St. Pauli noch die Konstanz
Mit ähnlichen Umständen musste Leart Paqarada umzugehen lernen, wobei sich der bisweilen umworbene Linksverteidiger vor allem zu Vorbereitungsbeginn damit auseinandersetzen musste, dass man ihn in Hamburg für absolut unentbehrlich hält. Rein leistungstechnisch ist der Kapitän nach hervorragendem Saisonstart derzeit in einem kleinen Tal, die beiden verballerten Elfmeter werden den Weg heraus zumindest nicht erleichtern.
Unterm Strich ist jeder Tag, jede Trainingseinheit und sowieso jedes Spiel für St. Paulis Viererkette ein Schritt nach vorne beim Unterfangen, der Mannschaft ein betongleiches Fundament zu geben. Der nächste Gegner Sandhausen kommt da vielleicht gerade recht, nur Hansa Rostock (fünf) erzielte bisher weniger Tore als die Kurpfälzer, die bei exakt einem eigenen Treffer pro Partie liegen.