Kommentar: Mehr Kurven in Schönheitswettbewerben wagen!
Kommentar –
Eine schöne Frau muss schlank sein. Aber natürlich dennoch weiblich: ein knackiger Po, große Brüste – aber bitte nicht größer als C-Körbchen, zu viel Schwerkraft. Jeder kennt diese Vorstellungen, wie Frauen angeblich aussehen müssen, um attraktiv und begehrenswert zu sein. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet das Wettbewerbsformat „Miss Germany“ sich nun dagegen auflehnt?
Julia Kremer (31) ist zur neuen „Miss Hamburg 2021“ gekürt worden – eine kleine Sensation! Denn Kremer ist nicht schlank, hat weder feste, kleine Brüste noch ellenlange Beine oder markante Wangenknochen – sie ist ein kurviges Plus-Size-Model, das erste, das es in die letzte Runde des Schönheitswettbewerbs „Miss Germany“ geschafft hat.
„Miss Germany“ setzt sich für ein neues Frauenbild ein
Der Wettbewerb hat in diesem Jahr einen Imagewechsel hingelegt. Der Grund: Den Machern der Show ist aufgefallen, dass eine Jury aus Männern, die halbnackte Frauen im Badeanzug bewerten, nicht mehr zeitgemäß ist. Jetzt ist Schönheit nur noch ein Thema, neben Persönlichkeit und einer starken Geschichte. Es soll ein neues Frauenbild vermittelt werden.
Das könnte Sie auch interessieren: Sie kämpft gegen falsche Schönheitsideale – das ist die neue „Miss Hamburg“
Muss das sein? Reicht es nicht, dass Klamottenläden wie H&M bereits mit kurvigen Frauen werben? Nein! Denn unsere Gesellschaft ist noch weit entfernt, diese Models als genauso schön und selbstverständlich hinzunehmen, wie ihre dünnen Kolleginnen. Erst wenn wir in jedem gesellschaftlichen Bereich, egal ob in TV-Formaten, auf Social Media oder in der Werbung Frauen aller Körperformen sehen, werden sie zur Normalität – und damit akzeptiert.
Kurvige Mädchen und Frauen brauchen positive Identifikationsfiguren
Und das ist wichtig. Denn noch immer wachsen zu viele junge Mädchen und Frauen in der Überzeugung auf, sie seien hässlich, weil sie dick oder kurvig sind. Sie werden gehänselt, fühlen sich minderwertig und ziehen sich oft aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Der Vorwurf gegenüber dicken Menschen lautet oft, sie seien faul oder undiszipliniert. TV-Formate wie „The Biggest Loser“ unterstützen die Vorurteile dicken Menschen gegenüber, sie sammeln Lacher auf deren Kosten.
Es ist an der Zeit, dass Frauen wie Julia Kremer bei Schönheitswettbewerben und Miss-Wahlen gewinnen und positive Aufmerksamkeit bekommen. Denn dicke oder kurvige Mädchen und Frauen brauchen Identifikationsfiguren die ihnen zeigen, dass sie genauso schön, sexy und liebenswert sind wie die anderen Frauen, die mehr nach Victoria’s-Secret-Models aussehen. Und Männer müssen lernen, von ihren Forderungen, wie Frauen auszusehen haben, endlich wegzukommen – schließlich sehen auch die wenigsten von ihnen aus wie Brad Pitt.