Hamburger Sucht-Experte warnt : So gefährlich sind Online-Casinos
Rainer Thomasius ist Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Er warnt vor den Gefahren von Online-Glücksspielen, die gerade bei Jugendlichen ein hohes Suchtpotenzial bergen. Damit setzt sich der Hamburger Experte gegen die Ministerpräsidenten der Länder zu Wehr. Die wollen nämlich Online-Casinos und andere Glücksspiele im Internet künftig erlauben.
An der Seite des Hamburger Suchtforschers steht auch DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Online-Glücksspiele sollen eine erhöhte Suchtgefahr und größere Risiken bergen, daher fordern das Deutsche Zentrum für Suchtfragen und die Krankenkasse DAK-Gesundheit, diese weiterhin zu verbieten.
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Sei dies politisch nicht durchsetzbar, müsse es zumindest weitgehende Werbeverbote geben, so Storm: „Dies ist mit Blick auf den Jugendschutz besonders wichtig.“ Glücksspiel-Werbung spreche vor allem Jugendliche und junge Erwachsene an, wodurch die Glücksspielproblematik bei Minderjährigen nachweislich vergrößert werden soll.
Ministerpräsidenten wollen Online-Casinos grünes Licht geben
Die Bundesländer hatten sich im Januar nach langen Verhandlungen auf eine umfangreiche Reform des deutschen Glücksspielmarktes geeinigt. Die Ministerpräsidenten sollen dem neuen Staatsvertrag bei ihrer Sitzung am 12. März grundsätzlich zustimmen. Der neue Staatsvertrag muss dann noch von den einzelnen Landesparlamenten bestätigt werden und soll am 1. Juli 2021 in Kraft treten.
Die Reform sieht vor, bisher illegale Glücksspiele im Internet, wie Online-Poker oder Online-Casinos, künftig zu erlauben. Geplant sind jedoch strenge Regeln zum Spielerschutz. Vorgesehen ist auch eine neue zentrale Glücksspielbehörde der Länder.
Hamburger Sucht-Experte sieht große Probleme für Jugendliche
Bei einer Zulassung von Online-Casinospielen erhöhe sich die Suchtgefahr vor allem für Jugendliche unter 18 Jahren. Gerade die müssen besonders geschützt werden, argumentieren Storm und Thomasius. Auch eine geplante Höchstgrenze der Online-Spieleinsätze von 1000 Euro monatlich sei viel zu hoch und müsse drastisch reduziert werden.
Der unabhängige Fachbeirat Glückspielsucht, der die Bundesländer bei der Umsetzung des Glücksspielstaatsvertrages berät, sprach sich ebenfalls dafür aus, Online-Glücksspiel weiterhin zu verbieten – in einer Stellungnahme wurden hohe Risiken und nur eingeschränkte Kontrollmöglichkeiten als Gründe genannt. Sollte es doch dazu kommen, sei die Einführung einer spielartübergreifenden, deutschlandweiten Sperrdatei wichtig.
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Der gültige Glücksspiel-Staatsvertrag läuft im Sommer 2021 aus. In den vergangenen Jahren hat es massive Veränderungen in dem Milliarden-Markt gegeben. Staatliche Lotterien verloren Erträge und es gab einen Boom von bisher nicht regulierten Glücksspielen im Internet. Das sind Angebote, die nicht über eine deutsche Konzession, wohl aber über eine aus einem anderen EU-Mitgliedsstaat verfügen. Nach deutschem Recht sind sie bisher illegal. Ein Großteil dieser Angebote wird allerdings faktisch weitgehend geduldet. Derzeit vergibt nur Schleswig-Holstein Lizenzen für Online-Glücksspiele. (dpa/mp)