Antisemitismus in Hamburg: Die Schicksale hinter den verschandelten Stolpersteinen
Winterhude –
Der Künstler Günter Demnig hat es sich zur Aufgabe gemacht, an die Opfer der NS-Zeit und ihre Schicksale zu erinnern. Seit mehr als 20 Jahren verlegt er Stolpersteine an ihrem ehemaligen Wohnort oder ihrer Wirkungsstätte. Nun wurden etliche davon in Hamburg verschandelt. Wer dahinter steckt, ist noch nicht bekannt.
Die Stolpersteine sind kubische Betonsteine. Auf der Oberseite sind sie mit einer Messingplatte versehen. Diese wird individuell graviert und trägt jeweils den Namen und die Lebensdaten eines der NS-Opfer. Seit 2002 gehören sie zum Hamburger Stadtbild.
Hamburg: Rechtsradikale Symbole im Umfeld entdeckt
Wie die MOPO erfuhr, wurden in Winterhude in der vergangenen Woche einige der Gedenksteine mit einer zementartigen Masse übergossen und damit unleserlich gemacht. Zudem sollen im nahen Umfeld rechtsradikale Symbole gefunden worden sein.
Video: Hamburgs Ruinen
Vor dem Haus Winterhuder Weg 86 waren vier Steine betroffen, die an das Schicksal der Familie Bezen erinnern. Aron Bezen hatte dort in den 30er Jahren ein Polster- und Tapeziergeschäft, lebte dort mehrere Jahre mit seiner zweiten Frau Erna sowie den Kindern Leonhard und Bilha. Am 25. Oktober 1941 wurde die Familie nach Lodz (Polen) deportiert und später im KZ Chelmno ermordet.
Hamburg: Mehrere Stolpersteine jüdischer Familien verschandelt
In der Humboldtstraße wurden die Steine der Familie Löwenstein verschandelt: Ilse, Julius und Marianne Löwenstein wurden am 8. November 1941 nach Minsk deportiert. Was danach mit ihnen passierte, ist nicht bekannt. Sie gelten als verschollen.
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Wer hinter den Verschandelungen der Stolpersteine steckt, ist noch nicht bekannt. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.