Hamburg verbietet umstrittene Praxis auf dem Fischmarkt
Nach dem Kiezbummel frühmorgens zum Fischmarkt und im Brausebrand ein Kaninchen kaufen, oder einen Hahn, damit soll nun Schluss sein: Der Hamburger Senat will den Verkauf lebender Tiere auf dem Markt verbieten – mit einigen Ausnahmen.
Kaninchen und Hühner, Wachteln und Tauben in übereinander gestapelten winzigen Käfigen – seit 1869 gehören sie zum Angebot auf dem Fischmarkt. Was die Marktbesucher früher zur Selbstversorgung mitnahmen, ist inzwischen eher ein Gag für Kiezgänger. Man hat eine legendäre Nacht erlebt und wacht neben einem Huhn auf, das wird als witzig empfunden.
Wenn das Lachen verklungen und der Käufer wieder nüchtern ist, landen Langohr und Federvieh oft im Tierheim Süderstraße: „Immer wieder gelangen Fundhühner sonntags oder montags aus dem Altonaer Raum zu uns, was den Verdacht der Spontankäufe auf dem Fischmarkt nahelegt“, sagt Sven Fraass, Sprecher des Hamburger Tierschutzvereins zur MOPO: „Es gab sogar schon Funde in Taxis und Hotels.“
Verkauf lebender Fische erlaubt – aber nur zum Verzehr
Seit Jahren raufen Tierschützer sich über die Tierverkäufe auf dem Fischmarkt die Haare, bis im April 2021 die Hamburger Regierungsfraktionen endlich das Verkaufsverbot beantragten. Der Erfolg: Jetzt wird der Senat die Marktordnung entsprechend ändern.
Ausgenommen seien nur Fische, Krebstiere und Muscheln, die zum Verzehr gedacht seien, heißt es in einem Antwortschreiben der Behörde auf ein entsprechendes Ersuchen der rot-grünen Regierungskoalition. Die Wirtschaftsbehörde habe die Regel, dass nur zum Verzehr gedachte Fische lebendig verkauft werden dürfen, vorgegeben, um auch Koi-Fische vor impulsiven Käufen zu schützen.
In Kraft treten soll das Verbot im vierten Quartal. Der Fischmarkt war der einzige Wochenmarkt in Hamburg, der bislang Haustiere verkauft hat.
„Fischmarkt bleibt auch ohne Hühner ein Hamburger Original“
Lisa Maria Otte, tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Hamburg: „Wer sich für ein Haustier entscheidet, braucht eine ausführliche Beratung und auch Zeit, das Tier vorab etwas kennenzulernen. Es muss immer klar sein, dass man mit dem Kauf eines lebenden Tieres Verantwortung und eine Pflicht zur Fürsorge übernimmt – dieser Schritt muss wohlüberlegt und vorbereitet sein. Das ist in all dem Trubel, der die Verkaufssituation auf dem Markt prägt, schwierig möglich.”
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Sarah Timmann, tierschutzpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Hamburg: „Vor allem nach Partynächten besteht die Gefahr unüberlegter Tierkäufe. Auch ohne den Verkauf von lebenden Hühnern, Tauben, Kaninchen oder Meerschweinchen bleibt der Fischmarkt ein Hamburger Original.“