Kaputte Elbbrücke: Noch eine Vollsperrung am Wochenende – aber dann läuft es wieder
Sechs Wochen nach dem Lkw-Brand unter einer Hamburger S-Bahnbrücke sollen die Züge wieder planmäßig über die Elbe fahren. Ab Montag werde die S-Bahn zwischen den Haltestellen Hammerbrook und Wilhelmsburg im gewohnten Fünf-Minuten-Takt verkehren, teilte die Bahn mit.
Vorher wird die Brücke aber noch einmal für 24 Stunden voll gesperrt – und zwar in der Nacht zu Samstag ab 1 Uhr. In dieser Zeit fällt damit der bestehende Pendelverkehr im 20-Minuten-Takt auf der Linie S3 komplett aus. Damit müssen auch die Besucher des Hafengeburtstages am Samstag auf den Schienenersatzverkehr ausweichen.
Am 8. August hatte ein Lastwagenfahrer unter der Bahnbrücke an der Norderelbe angehalten, als er das Feuer an seinem Fahrzeug bemerkte. Bei dem Brand wurde niemand verletzt, aber an den Stahlträgern der Brücke und am Bahnsteig der Station in Richtung Hauptbahnhof entstanden größere Schäden. Nur ein Gleis blieb befahrbar.
Reparatur der Elbbrücke ist Provisorium
Die jetzige Reparatur der Brücke ist ein Provisorium, das bis zum Jahresende durch eine endgültige Lösung ersetzt werden soll. Eine erneute Unterbrechung des Betriebs soll dafür nach früheren Angaben eines S-Bahn-Sprechers voraussichtlich nicht nötig sein. Die Harburger CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver befürchtet jedoch weitere Einschränkungen für die Fahrgäste wie zum Beispiel eine zwingend langsame Fahrt.
Im Zusammenhang mit der Streckensperrung wurde viel Kritik am Schienenersatzverkehr geübt, aber auch an der Verkehrsplanung für den Bahnverkehr über die Elbe. „Es wird deutlich, dass das Bahnchaos im Hamburger Süden, speziell am Harburger Bahnhof, durch eine schlechte Planung der Ersatzkapazitäten vorprogrammiert war“, erklärte Stöver.
Zudem habe sich gezeigt, dass selbst die normalen Kapazitäten für den Pendlerstrom aus dem Hamburger Süden nicht ausreichten. Die CDU unterstütze daher die Weiterführung der U-Bahnlinie U4 nach Harburg und eine westliche Elbtunnelunterquerung nach Altona.
„Chaos im Hamburger Süden“
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund beklagte das „Chaos im Hamburger Süden“ und forderte, dass existierende Konzepte für eine zweite Elbquerung geprüft und zeitnah umgesetzt werden. Bis dahin müssten die Pendler mit zusätzlichen Busverbindungen unterstützt werden.
„Eine zusätzliche Elbquerung bietet auch die Möglichkeit, die Erreichbarkeit von Hafenbetrieben auf Finkenwerder, der Dradenau und weiteren großen Gewerbegebieten, die bislang keine ÖPNV-Schienenanbindung haben, deutlich zu verbessern“, erklärte die Vorsitzende des DGB Hamburg, Tanja Chawla.
Auf der S-Bahn-Strecke über die Elbe waren nach Angaben des Senats vor der Corona-Pandemie täglich bis zu 140.000 Fahrgäste unterwegs. Zum Vergleich: Den Elbtunnel der A7 passieren nach Polizeiangaben aus dem Jahr 2019 pro Tag etwa 120.000 Autos und Lastwagen.
Verkehrssenator will „Jahrhundertchance“ prüfen
Vor dem geplanten Neubau der Fernbahnbrücken über die Elbe will die Deutsche Bahn eine provisorische neue Querung für zwei Gleise bauen. Auf Anregung der Hamburger Verkehrsbehörde wird geprüft, ob diese Brücke als zusätzliche Elbquerung auf Dauer geplant und gebaut werden kann, wie der Senat auf eine Anfrage der CDU-Fraktion mitteilte.
„Mit der anstehenden Neuplanung der Norder- und Süderelbbrücken und der damit verbundenen Machbarkeitsstudie wollen wir eine Jahrhundert-Chance prüfen, ob die Schienenkapazität an einem echten Engpass für ganz Norddeutschland dauerhaft erweitert werden kann“, hatte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) im September 2021 angekündigt.
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Sollte es letztendlich grünes Licht für eine neue Elbbrücke über die Norderelbe geben, könnte laut Tjarks mit der Umsetzung aber erst nach der für 2029 geplanten Fertigstellung der U-Bahnbrücke auf den Grasbrook begonnen werden. (dpa)
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