Hamburgs Abiturienten entsetzt: Wegen Corona: Prüfung in Biologie statt in Sport
Neue Sorgen für Hamburgs Abiturienten: Wie erst jetzt bekannt gegeben wurde, fallen voraussichtlich die praktischen Sportprüfungen im Mai wegen der Corona-Vorschriften aus. Jetzt sollen die Sport-Abiturienten sich stattdessen in Biologie prüfen lassen. Und das schon in drei Wochen, wenn alle ihr Abitur schreiben. Schüler und Eltern sind entsetzt.
„Der Schulsenator hatte doch versprochen, dass kein Schüler durch die Corona-Pandemie einen Nachteil im Abitur haben soll“, so eine Schülerin gegenüber der MOPO. „Aber wenn wir jetzt plötzlich für eine Biologie-Prüfung lernen müssen, dann bleibt weniger Zeit für die drei anderen Prüfungsfächer.“
Zudem hätten die Schüler, die sich gleich für Biologie als Prüfungsfach entschieden haben, einen deutlichen Lernvorteil von vier Wochen. Die Schüler argumentieren zudem: „Viele Sportler haben Mathematik als Abiturfach gewählt. Wenn sie gewusst hätten, dass sie in Biologie geprüft werden, hätten sie das nicht gemacht.“
Hamburger Abitur: Schülern drohen schlechtere Noten in Sport
Schüler und Eltern fürchten sogar, dass der Notenschnitt der Sport-Schüler im Abitur noch durch einen weiteren Effekt schlechter wird: Bisher wäre Sport auf erhöhtem Niveau mit der zweifachen Wertung in die Abiturnote eingegangen. Nun würde statt Sport das Fach Biologie mit zweifacher Wertung der letzten zwei Jahre in die Abiturprüfungsnote eingehen. Und die Sportschüler sind in Bio schlechter, als in Sport.
Der Grund für die kurzfristige Ansage aus der Behörde: „Derzeit ist nicht absehbar, ob die praktischen Anteile der Abiturprüfung im Sport durchgeführt werden können“, heißt es in dem Schreiben an die Schulen. Denn die praktischen Prüfungen in Sportarten wie Basketball beinhalten engen Kontakt der Schüler.
Schulbehörde: Wegen Corona fällt praktisches Abitur in Sport aus
Deshalb will die Behörde auf Nummer sicher gehen und die betroffenen Schüler schon jetzt Prüfungen in einem Ersatzfach schreiben lassen, damit sie nicht mit leeren Händen dastehen, wenn die praktischen Prüfungen im Mai ausfallen müssen. Denn dann sind die anderen schriftlichen Prüfungen längst gelaufen.
Angeboten werden von der Schulbehörde zwei Varianten: Entweder die Schüler entscheiden sich gleich für die Prüfung im Ersatzfach (meist ist das Biologie). Oder sie machen die Prüfung zusätzlich und hoffen darauf, dass die Sportprüfung stattfindet und lassen die dann werten. Die Schüler müssen ihre Entscheidung bis zum 8. April mitteilen.
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Die Schulbehörde will bis 15. Mai bekanntgeben, ob die praktischen Abiturprüfungen im Fach Sport stattfinden können. Wenn alles gutgeht, finden die sportpraktischen Prüfungen bis zum 5. Juni statt.
Kritik von der Schülerkammer Hamburg
Kritik kommt von der Schülerkammer: „Sich in dreieinhalb Wochen auf ein neues Prüfungsfach
vorzubereiten ist kaum leistbar. Dazu kommt das nun die Semesterergebnisse im Fach Biologie
doppelt in die Abiturnote eingehen würden“, so Henry Behrens, der Landesvorsitzende der SchülerInnenkammer. Schüler aufzufordern, eine weitere Prüfung in einem anderen Fach abzulegen, das sei unzumutbar.
Auch die Lehrergewerkschaft GEW kritisiert Hamburgs Abitur
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht die ganzen Regelungen zum Abitur, die es in den letzten Tagen gab, kritisch. GEW-Chefin Anja Bensinger-Stolze: „Wir fordern generell, Prüfungen zunächst zu verschieben, bis sich die gesundheitliche Lage in Hamburg einigermaßen beruhigt hat.“
Laut GEW sollten Schüler die Wahl bekommen, ob sie die Prüfungen regulär schreiben wollen, ob sie die Vorabiturklausuren als Abiturklausur werten lassen wollen oder ihre Durchschnittsnote.