Nach Queen-Begräbnis: Diese großen Baustellen warten jetzt auf König Charles III.
Nach der Beisetzung der Queen und den tagelangen Trauerfeierlichkeiten fängt für die Briten am Dienstag der Alltag wieder an. Zwar hat die Königsfamilie noch eine siebentägige Trauerperiode vor sich, aber auch Charles III. dürfte die Arbeit dann schnell wieder einholen – denn er hat einiges vor sich: Modernisierung des Königshauses, Klima- und Umweltfragen, dazu Knatsch in der eigenen Familie.
Trotz Trauerbeflaggung dürfte hinter den Palastmauern bereits emsig an Plänen für die Zukunft geschmiedet werden – so stehen etwa direkt die Vorbereitungen für die Krönung des neuen Königs Charles III. und seiner Königsgemahlin Camilla an. Ein genaues Datum gibt es noch nicht. Diese Frage müsse in Ruhe geklärt und natürlich mit dem Palast und dem Monarchen abgestimmt werden, sagte die britische Kulturministerin Michelle Donelan am Dienstag dem Radiosender LBC.
Datum für Krönung von Charles III. steht noch nicht fest
Der in royalen Dingen stets gut informierte „Telegraph“ geht davon aus, dass die Krönung im Frühjahr oder Sommer des kommenden Jahres stattfinden wird. Die Zeremonie werde voraussichtlich in einem sehr viel kleineren Rahmen gehalten als die Krönung seiner Mutter Elizabeth II. im Jahr 1953, spekulierte das Blatt. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass Charles die Monarchie verschlanken und den Fokus auf wenige Mitglieder an der Spitze der Königsfamilie reduzieren will.
Auch Geld dürfte eine Rolle spielen. Angesichts erheblich gestiegener Energiepreise und einer Inflationsrate im zweistelligen Bereich dürfte der Palast darauf aus sein, die Kosten gering zu halten. Bereits an den üppigen Trauermärschen zum Tod der Queen hatte es vereinzelt Kritik gegeben. Beispielsweise als ein Mann in der walisischen Hauptstadt Cardiff dem neuen König entgegenrief: „Charles, während wir Schwierigkeiten haben, unsere Wohnungen zu heizen, müssen wir für Ihre Paraden bezahlen.“ Er wurde von einem Sicherheitsmann abgedrängt.
Allein die Kosten für den Polizeieinsatz während der elftägigen Trauerfeierlichkeiten dürften enorm gewesen sein. Wie die Londoner Polizei am Montagabend mitteilte, gab es in diesem Zeitraum 67 Festnahmen. In den ersten Tagen nach dem Tod der Queen hatten sich viele Briten Kritik am Königshaus verbeten. Es sei nicht richtige der Zeitpunkt dafür, hörte man vielerorts. Ob das auch in den kommenden Wochen und Monaten so bleibt, muss sich erst noch erweisen.
Charles III.: Immer noch Zoff mit Sohn Harry und Herzogin Meghan
Doch auf Charles warten noch ganz andere Herausforderungen. So dürfte auch der Kurs der neuen britischen Premierministerin Liz Truss in Sachen Klima- und Umweltschutz und erneuerbare Energien den König vor ein Dilemma stellen. Truss wettert offen gegen Solaranlagen, während sie die Atomkraft und das umstrittene Fracking preist. Charles, der sich seit langem für den Schutz von Umwelt und Klima stark macht, dürfte das nicht gefallen.
Doch als König ist er zur unbedingten politischen Neutralität verpflichtet. Eine Tugend, die Elizabeth II. vollendet beherrschte. Bleibt Charles stumm, dürfte er viele junge Menschen gegen sich aufbringen, die ihn wegen seines Engagements unterstützen. Stellt er sich offen die Regierung, dürfte er den Zorn der konservativen Boulevardpresse auf sich ziehen und damit dem Königshaus womöglich einen Bärendienst erweisen.
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Eine weitere Baustelle hat Charles in der eigenen Familie. Trotz warmer Worte und gemeinsamer Auftritte während der Trauerfeierlichkeiten für die Queen scheint der Streit mit seinem Sohn Prinz Harry (38) und Schwiegertochter Herzogin Meghan keineswegs beigelegt. Harry hat zudem für dieses Jahr die Veröffentlichung seiner Memoiren angekündigt, die für neuen Zündstoff sorgen dürften.
Die Queen hatte bei all den Streitereien stets als Brücke fungiert, die von beiden Seiten respektiert wurde. Doch mit ihrem Tod ändert sich auch das. (alp/dpa)