Hamburgs Helden in der Corona-Krise: Essensbote: „An der Tür habe ich manchmal Angst“
Das öffentliche Leben steht still. Und auf einmal fällt auf: wie viel Pfleger, Ärzte, Verkäufer, Polizisten und Co. für die Allgemeinheit tun, ohne dass sie im Rampenlicht stehen. Es geht um jene Berufsgruppen, die sich nicht an das Gebot der Stunde halten können: nämlich möglichst wenig Kontakt zu ihren Mitmenschen zu haben. Sie stehen Tag für Tag in ihrem Job, viele direkt an der Corona-Front, gehen ein höheres Risiko – für uns alle, um den Laden am Laufen zu halten. Die MOPO stellt sie in einer Serie vor. Heute: Der Essens-Lieferant eines Asia-Restaurants in Bahrenfeld.
Der 25-jährige Hubab Ahmad ist Essensbote und auch in Zeiten von Corona stets mit seinem Auto rund um Bahrenfeld und Altona unterwegs, um Nudeln, Sushi und Co. direkt nach Hause oder ins Büro zu liefern.
MOPO: Haben Sie Angst, sich anzustecken?
Hubab Ahmad: Ja, klar habe ich manchmal Angst. Vor allem bei den Lieferungen ist das Ansteckungsrisiko groß. Hinzu kommt, dass einige Kunden oftmals sichtlich erkältet sind und hustend an die Tür gehen. Lediglich die Hälfte unserer Lieferungen findet kontaktlos statt.
Wie erleben Sie das Verhalten Ihrer Kunden?
Die meisten Kunden sind zum Glück höflich, verstehen den Ernst der Lage und verhalten sich entsprechend. Sie bedanken sich auch für den Service, den wir in dieser schweren Zeit anbieten. Manche sind extrem vorsichtig: Sie warten zum Beispiel, bis ich vom dritten Stock wieder zurück auf der Straße bin. Erst dann machen sie die Tür auf. Besonders freche und rücksichtslose Reaktionen habe ich bislang nicht erlebt.
Machen Sie sich Sorgen um Ihre Familie?
Ich bin allein nach Hamburg gekommen, meine ganze Familie lebt in Afghanistan. Ich mach mir derzeit große Sorgen um sie, da meine Mutter bereits Atemprobleme gehabt hat. Zum Glück musste bislang noch niemand ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Wie ist die Situation momentan im Restaurant?
Im Moment ist die Lage entspannt, obwohl meine Kollegen ebenfalls in Sorge sind. Wir tragen alle ständig Handschuhe – und Handdesinfektionsmittel ist auch reichlich da. Ich finde es gut, dass wir zurzeit keinen Tischservice mehr anbieten. Die Kunden können ihre Bestellung entweder selbst abholen oder sie eben liefern lassen. Eine klare Folge dieser Corona-Krise ist allerdings, dass die Bestellungen deutlich zurückgegangen sind.