Migranten? Fehlanzeige!: Der weiße Senat – da war sogar Ole von Beust weiter
Von wegen Vielfalt: Im neuen Hamburger Senat ist kein Mitglied mit Migrationshintergrund vertreten. Während SPD und Grüne sichtlich bemüht sind, den Frauenanteil zu erhöhen, scheibt Diversität für die politische Führungsriege eine untergeordnete Rolle zu spielen. Nicht nur angesichts der derzeit aktuellen Rassismusdebatte stellt sich die Frage: Warum ist das so?
Um ihre selbstgesetzte Frauenquote zu erfüllen, bestimmen die Grünen sogar ihre Landeschefin Anna Gallina als Nicht-Juristin zur Justizsenatorin, riskieren damit den Unmut der Hamburger Justiz. Eine Quote für Migranten gibt es jedoch nicht – wohl auch, weil sie kaum zu erfüllen wäre.
Wer fragt, erfährt hinter vorgehaltener Hand, dass Rot-Grün es schlicht versäumt hat, über die Jahre geeignete Kandidaten mit Migrationshintergrund für Top-Positionen in der Landesregierung heranzubilden. Und dass es vielleicht auch an Migranten fehlt, die sich eine Parteikarriere bis ganz an die Spitze zutrauen.
Hamburg: Einziger dunkelhäutige Senator unter Ole von Beust
Tatsache ist: Der bisher einzige dunkelhäutige Hamburger Senator war unter Ole von Beust im Amt: Der CDU-Bürgermeister hatte im Jahr 2010 den Unternehmer und Mäzen Ian Karan zum Wirtschaftssenator ernannt. Der parteilose Politiker mit Wurzeln in Sri Lanka hatte allerdings nur eine kurze Amtszeit, die 2011 mit dem Bruch der schwarz-grünen Koalition endete. Seitdem – nichts.
Senatssprecher Marcel Schweitzer verweist auf die besondere Situation durch die Corona-Epidemie, wegen der alle amtierenden Senatsmitglieder „an Bord“ geblieben sind: „Der Bürgermeister hatte bereits letzte Woche ausgeführt, dass die Mannschaft aufgrund der Corona-Krise an Bord bleiben soll. Darunter befindet sich keine Person mit Migrationshintergrund.“
Gleichzeitig betont Schweitzer die Bemühungen des Senats, die vielfältige Realität der Hamburger Gesellschaft auch im öffentlichen Dienst stärker abzubilden. Seit 2012 laufe eine Kampagne, die Hamburger mit Migrationshintergrund zu Bewerbungen ermutigen soll.
„Mehr als 30 Prozent der Hamburger haben einen Migrationshintergrund“
Die rein-weiße Führungsriege stößt selbst bei Sozialdemokraten auf Kritik: Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Iftikhar Malik aus Bergedorf sowie die EX-Juso-Chefin Armita Kazemi, Mitglied im Landesvorstand der Sozialdemokraten, prangern an: „Mehr als 30 Prozent der Hamburger haben einen Migrationshintergrund. Leider gibt es weder bei den Senatsposten noch bei den Staatsräten weder bei rot noch bei grün einen Personalvorschlag, der diese Vielfalt widerspiegelt.“