Jahrzehntelang war Schloss Windsor ein Zentrum königlicher Macht – und das „Zuhause“ der Queen.
  • Jahrzehntelang war Schloss Windsor ein Zentrum königlicher Macht – und das „Zuhause“ der Queen.
  • Foto: Dominic Lipinski/pool PA/AP/dpa

Nach Tod der Queen: Was wird jetzt aus Schloss Windsor?

Jahrzehntelang war Schloss Windsor ein Zentrum königlicher Macht. Der Wochenendsitz der Queen, der ihrer Familie, dem Haus Windsor, seinen Namen gab, war ihr stets lieber als der Buckingham-Palast. Wird nun Windsor nach ihrer Beisetzung dort zur Pilgerstätte?

„Es war ihr Zuhause“ ist ein Satz, der oft zu hören war beim Abschluss der Trauerfeierlichkeiten für Queen Elizabeth II. in Windsor. Viele Menschen sprechen in der kleinen Stadt westlich von London von persönlicheren Verbindungen zur Königin. „Ich habe sie hier sonst mit ihrem Range Rover fahren sehen“, sagte der 48-Jährige Scott Baxter, kurz nachdem der Sarg der Königin hinter den Schlossmauern verschwunden war. Doch wie geht es nun, nach Elizabeths Tod, weiter mit diesem „Zuhause“, dieser königlichen Heimat?

Queen Elizabeth: Windsor war ihr „Zuhause“

Erst Ende August war bekannt geworden, dass Queen-Enkel Prinz William und seine Frau Kate mit ihrer Familie nach Windsor ziehen und die Kinder dort auch zur Schule schicken. Das Adelaide Cottage auf dem weitläufigen Schloss-Gelände ist seit Anfang September ihr neues Zuhause. Am Tag, als ihre Urgroßmutter starb, hatten George (9), Charlotte (7) und Louis (4) ihren ersten Schultag in Windsor.

Nach dem Tod von Königin Elisabeth II. machen sich Menschen auf den Weg zum Schloss Windsor, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. John Walton/PA Wire/dpa
Nach dem Tod von Königin Elisabeth II. machen sich Menschen auf den Weg zum Schloss Windsor, um ihr die letzte Ehre zu erweisen.
Nach dem Tod von Königin Elisabeth II. machen sich Menschen auf den Weg zum Schloss Windsor, um ihr die letzte Ehre zu erweisen.

„Es wird spekuliert, dass der Prinz und die Prinzessin von Wales zu gegebener Zeit vom Adelaide Cottage in das Hauptschloss ziehen könnten“, sagt Royal-Experte Craig Prescott von der Universität Bangor. „Aber es gibt noch keine konkreten Hinweise darauf, was der König mit seinen Besitztümern vorhat.“

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Zwar haben die rund 100 Mitarbeiter von Clarence House, wo der neue König und seine Frau Camilla bislang wohnten, laut der britischen Zeitung „Guardian“ schon die Nachricht bekommen, dass sie jetzt ihren Job verlieren könnten, weil der Hausherr umzieht. Unbekannt ist aber noch, wohin.

Erwartet wird allerdings, dass der König im prestigeträchtigen Londoner Buckingham-Palast in unmittelbarer Nachbarschaft zu Clarence House residieren und dort dann auch mehr Zeit verbringen wird als seine Mutter zuletzt. Und auch seine freie Zeit könnte er womöglich vor allem auf seinem Landsitz Highgrove in der westenglischen Grafschaft Gloucestershire verbringen.

Clarence House, Buckingham, Highgrove: Wo wohnt Charles?

„Der König wird Highgrove wahrscheinlich als seinen eigenen Rückzugsort behalten – neben Birkhall in Schottland“, sagt Prescott. „Es gibt auch Berichte, dass Balmoral häufiger für die Öffentlichkeit geöffnet sein soll.“ Darüber hinaus habe Königsgemahlin Camilla noch ihre eigene Privatresidenz Ray Mill in Wiltshire, die sie anscheinend nutze, um ihre eigene Familie und Freunde zu treffen. Schloss Balmoral war der schottische Landsitz der Queen, wo sie am 8. September starb. Charles‘ Anwesen Birkhall liegt ganz in der Nähe.

Welche Rolle Windsor dann in den kommenden Jahren für das Königspaar noch spielen kann, ist unklar. Direkt im Jahr ihrer Thronbesteigung, 1952, hatte die Queen Schloss Windsor, auf dessen Grund sie auch ihre Kindheit verbracht hatte, zu ihrem Wochenendsitz gemacht. Sie hielt sich dort stets deutlich lieber auf als im Londoner Buckingham-Palast – und zuletzt seit Beginn der Corona-Pandemie sogar permanent. Auch ihr umstrittener Sohn Prinz Andrew lebt auf dem Schloss-Gelände.

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Und auch wenn Balmoral in Schottland der Queen wohl noch näher am Herzen lag – Windsor war ihretwegen die vergangenen Jahrzehnte ein wichtiges Zentrum der königlichen Familie und der königlichen Macht in England. Nachdem dort 1992 ein Feuer ausgebrochen war, sprach die Königin von einem „annus horribilis“, einem Schreckensjahr.

Schloss Windsor steht 1992 in Flammen – bei dem Brand wurden große Teile des Gebäudes zerstört. Michael Stephens/PA Wire/dpa
Schloss Windsor steht 1992 in Flammen – bei dem Brand wurden große Teile des Gebäudes zerstört.
Schloss Windsor steht 1992 in Flammen – bei dem Brand wurden große Teile des Gebäudes zerstört.

Windsor Castle wurde im 11. Jahrhundert von Wilhelm dem Eroberer gegründet und gilt als das größte dauerhaft bewohnte Schloss der Welt. 40 Monarchen hat es kommen und gehen sehen. Die Königsfamilie, das Haus Windsor, verdankt dem Schloss ihren Namen. „Heimat des Königtums, 1000 Jahre königliche Geschichte“, steht auf der Homepage. Diese Geschichte bekommt nun ein neues Kapitel.

Wird Schloss Windsor zur Pilgerstätte?

Nachdem die Königin an der Seite ihres im vergangenen Jahr gestorbenen Mannes Prinz Philip in einer Seitenkapelle der St.-Georges-Kapelle in Windsor beigesetzt wurde, könnte das Schloss womöglich vor allem eine Pilgerstätte für royale Anhänger werden. „Von Pilgern würde ich vielleicht nicht reden, weil das eine religiöse Konnotation hat, aber ich gehe schon davon aus, dass viele Menschen die Kapelle besuchen möchten, in der die Königin bestattet ist.“ Schloss und Kapelle sind vom 29. September an für Besucherinnen und Besucher wieder zugänglich.

„König Charles III. hat ganz generell schon ausgedrückt, dass er die Monarchie verschlanken will. Darum stellt sich die Frage nach den Residenzen auf jeden Fall“, sagt Prescott. „Wie sieht die Zukunft von Sandringham, Balmoral, Clarence House und anderen aus? Es kann schon sein, dass Residenzen außerhalb Londons jetzt immer weniger genutzt werden. Dann würde Windsor standardmäßig ein Zentrum für die Monarchie bleiben – wie auch London.“

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