Einer knipst plötzlich, andere sitzen auf der Bank: So geht es den acht HSV-Abgängen
Sollte es sie im Einzelfall mal gegeben haben, sind die Abschiedstränen längst getrocknet. Acht Profis haben den HSV im Sommer endgültig verlassen, darunter zwei Leihspieler aus der vergangenen Saison, sie alle sind aber längst bei neuen Vereinen untergekommen. Während einer noch gar nicht spielen durfte, wartet ein anderer auf sein Champions-League-Debüt. Und wiederum ein anderer spielte bereits europäisch. Die MOPO gibt einen Überblick.
Derjenige, den es zum vergleichsweise erfolgreichsten Klub zog, ist Faride Alidou. „Ich bin hergekommen, um mich hier durchzusetzen“, sagte der 21-Jährige bei seiner Vorstellungs-Pressekonferenz in Frankfurt. Von einem Durchbruch kann fast drei Monate nach seinem ablösefreien Wechsel zur Eintracht noch nicht die Rede sein. Einem 16-Minuten-Debüt beim 1:6 gegen den FC Bayern am ersten Bundesliga-Spieltag folgten unter dem Strich drei Partien, in denen der Flügelspieler als Joker mitwirken durfte – demgegenüber stehen allerdings sieben Pflichtspiele, in denen Alidou gänzlich ohne Einsatz blieb.
HSV: Alidou wartet auf Durchbruch in Frankfurt
Auch in den beiden Frankfurter Champions-League-Spielen gegen Sporting Lissabon (0:3) und Olympique Marseille (1:0) musste Alidou 90 Minuten lang auf der Bank schmoren. Ein Problem für den gebürtigen Hamburger, der den HSV im Sommer nach zehn Jahren verlassen hatte, dürfte die Formation unter Trainer Oliver Glasner sein. Anders als der HSV spielt die Eintracht nicht mit klassischen Flügelstürmern, sondern in einer Fünferkette mit offensiv denkenden Außenverteidigern sowie zwei Zehnern. Eine prädestinierte Position hat sich für den dribbelstarken, aber nicht gerade durch starke Abwehrarbeit bestechenden Alidou da noch nicht gefunden.
Was ist in dieser Woche im Volkspark passiert? Jeden Freitag liefert Ihnen die Rautenpost Analysen, Updates und Transfer-Gerüchte – pünktlich zum Wochenende alle aktuellen HSV-News der Woche kurz zusammengefasst und direkt per Mail in Ihrem Postfach. Hier klicken und kostenlos abonnieren.
Der VfB Stuttgart hat eine ganz ähnliche taktische Grundordnung – zur Freude von Josha Vagnoman, der den HSV Anfang Juli nach zwölf Jahren gegen eine Summe von 3,7 Millionen Euro verlassen hatte und der bei den Schwaben direkt zum Stammpersonal zählte, in der Bundesliga viermal in Folge auf der rechten Seite beginnen durfte. Bis sich der 21-Jährige durch eine Gelb-Rote Karte gegen Schalke (1:1) selbst aus dem Spiel nahm, dann erst gesperrt war und sich anschließend auch noch verletzte. Ein Knochenödem zwang Vagnoman zuletzt zum Zuschauen, nach der Länderspielreise will er an seinen vielversprechenden VfB-Auftakt wieder anknüpfen.
HSV-Abgang Kinsombi startet in Sandhausen durch
Eine Liga-Etage tiefer will David Kinsombi einfach so weitermachen wie bisher. Den einstigen Königstransfer des HSV zog es im Sommer nach seiner Vertragsauflösung im Volkspark zu seinem Bruder Christian nach Sandhausen – wo er einen Sahne-Start hinlegte. Im ersten Pflichtspiel für den SVS erzielte der 26-Jährige direkt einen Doppelpack, zählte überhaupt an allen neun Spieltagen zur Startelf und traf zuletzt sowohl gegen den FC St. Pauli (1:1) als auch beim 2:3 gegen Hannover. Ob im zentralen Mittelfeld oder auf dem Außen: Kinsombi genießt es, in einem ruhigeren Umfeld durchgängig das Vertrauen seines Trainers zu genießen. Nicht umsonst nannte der gebürtige Rüdesheimer seinen Abschied vom HSV, von dem er noch eine Abfindungszahlung mit auf den Weg bekommen hatte, unlängst die „für alle Seiten richtige Entscheidung“.
Jan Gyamerah und Manuel Wintzheimer indes eint nicht nur, dass ihr HSV-Kontrakt am 30. Juni ausgelaufen war – sondern auch, dass sie beide ein bis 2025 gültiges Arbeitspapier beim 1. FC Nürnberg unterschrieben. Und noch eines haben die beiden Ex-Hamburger im bisherigen Saisonverlauf gemein: Sie pendelten bisher zwischen Startelf und Bank. Nachdem Wintzheimer im Frankenderby gegen Greuther Fürth Ende Juli (2:0) sein vielumjubeltes Debüt-Tor für den Club erzielt hatte, durfte er danach direkt zum ersten Mal beginnen – seither aber kein einziges Mal mehr. Auch als Joker blieb dem 23-jährigen Stürmer, der sich beim HSV unter Tim Walter mehr Spielzeit gewünscht hätte, sein zweites Saisontor in den vergangenen Wochen vergönnt.
Ex-HSV-Profis Gyamerah, Wintzheimer und Kaufmann sind bei neuen Klubs nicht gesetzt
Jan Gyamerah stand immerhin schon fünfmal in Nürnbergs Startelf, nachhaltig Eindruck konnte der Rechtsverteidiger bislang aber noch nicht machen. Weshalb der 27-Jährige – wie so oft in seiner letzten Saison beim HSV – zuletzt auch bei den Franken meist nur zuschauen durfte. Beim 0:2 gegen den HSV Ende August durfte Gyamerah nur elf Minuten ran, Wintzheimer gerade einmal 22.
Das könnte Sie auch interessieren: „Schlecht gespielt“: HSV-Profi ist sein härtester Kritiker
Exakt so lange dauerte auch Mikkel Kaufmanns Wiedersehen mit seinen ehemaligen Kollegen vor drei Wochen. Beim 0:1 im Volkspark kam die ehemalige HSV-Leihgabe, wie so oft, als Joker. Auch beim KSC blieb dem Dänen bislang nur die Rolle als Ergänzungsspieler, in die Startaufstellung schaffte es der Stürmer nur ein einziges Mal. Immerhin musste der 21-jährige Stürmer nur bis zu seinem zweiten KSC-Spiel auf sein erstes Tor warten. Beim HSV hatte er dafür bekanntlich 32 Spieltage gebraucht – und da war Kaufmanns Leihjahr dann auch schon so gut wie vorbei.
HSV: Chakvetadze spielt in der Conference League
Kein ganzes, aber ein halbes Jahr lang wurde Giorgi Chakvetadze in der Rückrunde der Vorsaison beim HSV geparkt. Über zwölf Einsätze, ein Tor und ein Assist war der Georgier im Volkspark nicht hinausgekommen, weshalb es ihn im Sommer erst zurück zu Stammklub KAA Gent nach Belgien zog und dann erneut per Leihe zu Slovan Bratislava. Beim slowakischen Erstligisten ist der 23-Jährige seit Wochen gesetzt und hat dort schon jetzt dreimal so viele Spielminuten wie in seiner gesamten HSV-Zeit auf dem Buckel. Mit Bratislava spielt Chakvetadze sogar international, in der Conference League – nur ein eigener Treffer wolle dem offensiven Mittelfeldspieler in der neuen Saison noch nicht gelingen.
Was nicht ist, kann ja noch werden. Schließlich ist er im Kreis der HSV-Abgänge mit diesem Schicksal nicht allein – und es geht auch schlimmer. Aaron Opoku etwa wartet nach seinem Abschied aus Hamburg noch immer auf sein erstes Spiel für den 1. FC Kaiserslautern. Seine Rot-Sperre ist aber alsbald abgesessen, sodass Opoku in zwei Wochen (8. Oktober) für die Pfälzer debütieren kann – gegen, na klar, den HSV.